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Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation

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Selbstabstimmungen stehen zunächst im Wi<strong>der</strong>spruch zu den formalen Regelungen einer<br />

traditionellen <strong>Organisation</strong>slehre, so beispielsweise zum elementaren Einlinien-Prinzip <strong>der</strong><br />

Hierarchie. Die verschiedenen Arten <strong>der</strong> Selbstabstimmung bilden eine Ergänzung und ihr<br />

Zweck, die horizontale Abstimmung bzw. Integration, führt zur Praktizierung eines Mehrlinien-<br />

Prinzips. In <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>srealität besteht allerdings seit eh und je eine die systematisierenden<br />

organisatorischen Konstrukte und Prinzipien ergänzende Vielfalt an informalen <strong>Organisation</strong>spraktiken,<br />

ohne die effiziente <strong>Organisation</strong>en nicht vorstellbar wären. Selbstabstimmungen<br />

sind dabei u.a. ein unverzichtbares Mittel. Organisatoren werden vielleicht die<br />

informale <strong>Organisation</strong> skeptisch o<strong>der</strong> sogar negativ bewerten, sei es durch die Sorge um<br />

schwindenden Regulierungseinfluss und Misstrauen bzw. Befürchtungen vor zu selbstständigen<br />

<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> einfach dadurch, dass die Notwendigkeit des Mix von formaler<br />

und informaler <strong>Organisation</strong> unterschätzt o<strong>der</strong> sogar verkannt wird. Die tatsächliche<br />

Bedeutung <strong>der</strong> informalen <strong>Organisation</strong> kann das nicht schmälern. Sie hat sich „als unverzichtbares<br />

Korrektiv erwiesen, um die Unzulänglichkeiten <strong>der</strong> hierarchischen wie auch <strong>der</strong><br />

programmierten Abstimmung auszugleichen. Die Störungskosten und Reibungsverluste würden<br />

in vielen Fällen ins Unermeßliche steigen, sollte bei Abstimmungsfragen immer <strong>der</strong> vorgeschriebene<br />

Dienstweg o<strong>der</strong> das Programm eingehalten werden“ (Schreyögg, S.173).<br />

Wie auch immer Selbstabstimmungen konkret erfolgen mögen, kann generell Folgendes festgehalten<br />

werden: Formen <strong>der</strong> Selbstabstimmung sind Mittel <strong>der</strong> organisatorischen Integration<br />

und geeignet, die Handhabung und Bewältigung organisatorischer Komplexität<br />

und Ungewissheit erheblich zu verbessern.<br />

Die organisatorische Selbstabstimmung kann, wie angemerkt, einmal geplant als organisatorisches<br />

Instrument eingesetzt und institutionell für komplexe Problemlösungen autorisiert<br />

und damit formalisiert werden. Davon ist zum Zweiten die spontane Selbstabstimmung zu<br />

unterscheiden, die durch ihre Ungeplantheit kaum als ein Instrument in <strong>der</strong> Hand eines Organisators<br />

bewertet werden kann, dennoch aber als informales <strong>Organisation</strong>smittel fallweise und<br />

häufig für Integrationsfunktionen wichtig sein wird. Beide Varianten <strong>der</strong> Selbstabstimmung<br />

können die Komplexitätsproblematik erleichtern und einen bedeutsamen Beitrag für die<br />

<strong>Organisation</strong> und ihre Gestaltung leisten, d.h. beide sollten verstärkt eingesetzt und daher<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

<strong>Organisation</strong>en sind soziale Systeme, in denen Ordnungen spontan entstehen und als<br />

informelle Hilfen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> nützlich sein können. Ist man sich <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong><br />

Machbarkeit und Effizienz <strong>der</strong> formalen <strong>Organisation</strong> bewusst, so liegt <strong>der</strong> Schluss durchaus<br />

nahe, nicht lediglich Mängel <strong>der</strong> formalen <strong>Organisation</strong> durch den verstärkten und perfektionierten<br />

Einsatz weiterer formaler <strong>Organisation</strong>smittel zu beseitigen und dadurch meist eine<br />

Überregulierung, Bürokratisierung und Erhöhung <strong>der</strong> Komplexitätsproblematik auszulösen,<br />

son<strong>der</strong>n für organisationale Verbesserungen das spontane Entstehen von Ordnungen zu nutzen<br />

und dafür geeignete Voraussetzungen zu schaffen. Damit wird gezielt eine Kombination<br />

von formalen und informalen <strong>Organisation</strong>smitteln angestrebt, um so die <strong>Organisation</strong>sgestaltung<br />

möglichst zu optimieren. Es wird die <strong>Organisation</strong> nicht sich selbst überlassen und quasi<br />

gehofft, dass sich die Dinge gut entwickeln mögen, son<strong>der</strong>n Mechanismen <strong>der</strong> Selbstorganisation<br />

werden bewusst für die <strong>Organisation</strong>sgestaltung genutzt. Die nicht organisierte <strong>Organisation</strong><br />

optimiert die <strong>Organisation</strong>sgestaltung. Eine solche Vorgehensweise wird dann<br />

durch die Verantwortlichen ermöglicht und geför<strong>der</strong>t, wenn sie den davon potentiell berührten<br />

<strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>n das Können, Wollen und die notwendige Verantwortlichkeit für eine<br />

Selbstorganisation zutrauen, aber auch eine geeignete <strong>Organisation</strong>skultur für Formen <strong>der</strong><br />

Selbstabstimmung als Mittel <strong>der</strong> organisatorischen Integration besteht, die den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Rahmen bietet. Bei einer Misstrauenskultur <strong>der</strong> Personal- und Führungsarbeit sowie starren<br />

<strong>Organisation</strong>sstrukturen und -praktiken wird die Bereitschaft zu solchen Schritten vermutlich<br />

eher gering sein und eine Neigung zu formalen Regulierungen vorherrschen. Ansonsten wird<br />

die Bereitschaft bestehen, „<strong>Organisation</strong>seinheiten mit optimalen Voraussetzungen für Selbständigkeit<br />

und Eigenverantwortung sowie einem maximalen Potential an Flexibilität, Motivation<br />

und Transparenz bei gleichzeitiger Vereinfachung und Verringerung des notwendigen Koordinationsaufwandes<br />

durch übergeordnete Stellen, Stabsstellen o<strong>der</strong> Steuerungssysteme“<br />

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