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Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation

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Gesamtorganisation. Zusätzliche Komplexität kann beispielsweise durch unterschiedliche Autonomiegrade<br />

<strong>der</strong> Projektgruppen entstehen o<strong>der</strong> Zugriffsnotwendigkeiten auf gemeinsame<br />

personale und an<strong>der</strong>e Ressourcen durch die vernetzten Projektgruppen. Bestehen zwischen<br />

den Projektgruppen und ihren relevanten Umwelten gemeinsame o<strong>der</strong> ähnliche Beziehungen,<br />

die untereinan<strong>der</strong> för<strong>der</strong>nd, neutral, konkurrierend aber auch wi<strong>der</strong>sprüchlich sein können,<br />

wird das von Bedeutung für die organisatorische Komplexität sein, sei es komplexitätserhöhend<br />

o<strong>der</strong> -senkend. Die denkbaren und komplexitätsrelevanten Spielarten sind so vielfältig,<br />

dass allgemeine Folgerungen kaum für konkrete Lösungen brauchbar sein werden, aber eines<br />

sicher ist: Bei vernetzten Projektgruppen ist die organisatorische Komplexität vergleichsweise<br />

hoch und diffizil.<br />

Bei <strong>der</strong> losen Koppelung werden Stellen und Abteilungen einer <strong>Organisation</strong> in relativ autonomer<br />

Art und Weise verbunden und es können komplexitätsrelevante Vorteile entstehen, wie<br />

sie ähnlich für die Selbstorganisation beschrieben wurden, d.h. es kann ein höheres Maß an<br />

Flexibilität und Fähigkeit zur organisatorischen Komplexitätsverarbeitung erreicht werden<br />

(vgl. Goold/Campbell, S.65ff.).<br />

Der Differenzierungsabbau als Alternative zur komplexitätskritischen Differenzierung <strong>der</strong><br />

<strong>Organisation</strong>, ist ein Ansatz <strong>der</strong> davon ausgeht, dass <strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> organisatorischen Integration,<br />

also dem herkömmlichen organisatorischen Gegenstück zur organisatorischen Differenzierung,<br />

Grenzen gesetzt sind. Für die organisatorischen Integration durch Hierarchie,<br />

Programme und Pläne, Matrix- und Projektorganisation konnten verschiedenste komplexitätssteigernde<br />

Effekte zu Lasten des <strong>Organisation</strong>ssystems nachgewiesen werden. Das offenkundige<br />

organisatorische Dilemma <strong>der</strong> Komplexitätsproblematik, resultierend aus dem Spannungsverhältnis<br />

zwischen Differenzierung und Integration, kann mit organisatorischen Methoden<br />

und Mitteln allein nicht gelöst werden. Der Themenkreis chaotische und orientierte Irrationalität<br />

hat das beispielsweise ebenso gezeigt wie die Skizzierung des Problemlösungsprozesses<br />

nach Ulrich/Probst (Punkte 8.3.3 und 8.3.4 dieser Arbeit). Zu ähnlichen Ergebnissen<br />

führen auch die Hinweise zu lateralen <strong>Organisation</strong>smodellen, die sich typischerweise<br />

durch das Ziel <strong>der</strong> Überwindung <strong>der</strong> traditionellen <strong>Organisation</strong> definieren und Lösungen<br />

mit Mitteln <strong>der</strong> Personal- und Führungsarbeit bevorzugt verfolgen. Auch Schreyögg widmet<br />

solchen Überlegungen unter dem Rahmenthema Integration von Individuum und <strong>Organisation</strong><br />

viel Raum (Schreyögg, S.XI f.), ebenso an<strong>der</strong>e <strong>Organisation</strong>sfachleute, und Schreyögg<br />

drückt es pointiert aus, wenn er zum Differenzierungsabbau als Alternative schreibt „er besteht<br />

im schlichten Verzicht auf eine organisatorische Lösung bzw. im Rückgriff auf Substitute mit<br />

weniger komplexitätskritischen Konsequenzen … die Koordination über Werte, Normen und<br />

einheitliche Sozialisationsmechanismen. Eine an<strong>der</strong>e nicht-organisatorische Alternative ist die<br />

Entlastung über die Simulation von Marktbeziehungen im internen Verkehr“ (Schreyögg,<br />

S.199). Ob in diesem Zusammenhang allerdings das häufig propagierte Business Reengineering,<br />

das u.a. die Differenzierung durch Arbeitsteilung mit dem Ziel <strong>der</strong> Senkung <strong>der</strong> Integrationskosten<br />

rückgängig machen möchte, eine geeignete Vorgehensweise zur Verringerung<br />

<strong>der</strong> Komplexitätsproblematik ist, darf bezweifelt werden. Die Missbräuche und die nachteiligen<br />

Folgen dieses und ähnlicher Verfahren sind eklatant und schon allein deswegen komplexitätssteigernd<br />

(Punkt 4.5.3/Missbräuche und Folgen; Schwan/Seipel, 2002, S.122ff.; Schreyögg,<br />

S.199, 202).<br />

In <strong>der</strong> traditionellen <strong>Organisation</strong>slehre wird das Problem <strong>der</strong> Komplexität erkannt und darauf<br />

überwiegend mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> Komplexitätsreduktion reagiert. Das<br />

soll erreicht werden durch Vereinfachung <strong>der</strong> organisatorischen Modelle, Verbesserung <strong>der</strong><br />

Delegation, Anpassung <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sstrategien, Eingriffe in die Gestaltung <strong>der</strong> Hierarchien,<br />

einfachere Darstellungen <strong>der</strong> relevanten Umweltzustände, ferner von davon abgeleiteten<br />

und alternativen <strong>Organisation</strong>sergebnissen sowie <strong>der</strong>en flexiblerer Interpretation (s.a.<br />

Laux/Liermann, S.230ff.). Simplifizierungen und vor<strong>der</strong>gründige Reduktionen <strong>der</strong> Komplexität<br />

sind nur zu oft Ausblendungen <strong>der</strong> Realität, d.h. Negationsversuche gegenüber dem Faktum<br />

<strong>der</strong> Komplexität, die an die Stelle <strong>der</strong> notwendigen Komplexitätsbewältigung treten.<br />

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