Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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men Bereiche und Funktionen organisatorisch zu bewältigen. Demgegenüber zielt die Planung<br />
an <strong>Organisation</strong>en vor allem darauf ab, die <strong>Organisation</strong> selbst zu gestalten.<br />
Die essenzielle Differenzierung zwischen <strong>der</strong> Planung in und an <strong>Organisation</strong>en, aber auch<br />
hinsichtlich verschiedener Typen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung, führt zu weiteren wesentlichen<br />
Überlegungen und Folgerungen. In Analogie zu den Arten des Lernens (Punkt 8.1.7/Arten,<br />
Methoden und Zyklen des Lernens), bei <strong>der</strong> Anpassungs-, Verän<strong>der</strong>ungs- und Prozesslernen<br />
unterschieden wird, sprich Single-Loop-, Double-Loop- und Deutero-Learning, kann man einmal<br />
von Singel-Loop-Organizing für Planungen in <strong>Organisation</strong>en und zum Zweiten bei<br />
Planungen an <strong>Organisation</strong>en von Double-Loop- und Deutero-Organizing sprechen. Das<br />
Single-Loop-Organizing bzw. ‘Anpassungsorganisieren’ ist demnach die effektive Adaption<br />
an vorgegebene <strong>Organisation</strong>sziele, und zwar im Einklang mit bestehenden Normen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>.<br />
Es erfolgt eine <strong>Organisation</strong>sgestaltung in Teilbereichen ohne beabsichtigte Eingriffe<br />
in das bestehende <strong>Organisation</strong>ssystem im Gesamten. Die Planung des Single-Loop-<br />
Organizing ist damit auch grundsätzlich leichter als beim Double-Loop- und Deutero-<br />
Organizing. Beim Double-Loop-Organizing bzw. ‘Verän<strong>der</strong>ungsorganisieren’ werden auch<br />
die Rahmenregelungen und das System <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> zum Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung.<br />
Das Organisieren erfolgt teilweise o<strong>der</strong> ganz auf einer an<strong>der</strong>en <strong>Organisation</strong>sebene.<br />
<strong>Organisation</strong>ale Normen und Werte werden in Frage gestellt, neue Prioritäten und<br />
Gewichtungen für die <strong>Organisation</strong> sowie <strong>der</strong>en Restrukturierung gesucht, Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und organisatorische Lösungen unter Inkaufnahme von Konflikten verfolgt. Double-Loop-<br />
Organizing ist daher ganzheitlich orientiert und schließt beispielsweise Bedürfnisse, Motive,<br />
Ängste, Werte und Interessen mit Relevanz zu <strong>Organisation</strong>sgestaltungen ein. Die institutionelle<br />
Infragestellung des organisatorischen Bezugsrahmens macht u.a. das Double-Loop-<br />
Organizing und seine Planung daher vergleichsweise schwieriger als dies beim Single-Loop-<br />
Organizing in <strong>der</strong> Regel sein wird, das solche diffizilen Intentionen nicht verfolgt. So wie das<br />
Deutero-Learning vom Lernen des Lernens handelt und auch als Prozesslernen bezeichnet<br />
wird, hat das Deutero-Organizing bzw. ‚Prozessorganisieren’ die Prozesse <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltung<br />
selbst als Gegenstand und damit auch <strong>der</strong>en Planung. Das Deutero-Learning<br />
bzw. Prozesslernen stellt die höchste Ebene des Lernprozesses dar, da nicht nur „etwas“ gelernt<br />
wird, son<strong>der</strong>n das Lernen selbst im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Interessen steht (Probst/Büchel,<br />
S.37f.). Durch die Analyse und Reflexion des Lernens und <strong>der</strong> Lernkontexte bewegt man sich<br />
auf einer Metaebene des Lernens. Das soll auch <strong>der</strong> Begriff „Deutereo-Learning“ ausdrücken,<br />
<strong>der</strong> sich vom Wort „Deuteronomium“ ableitet und das „Zweite Gesetz“ bedeutet (alttestamentlich;<br />
5. Buch Moses betreffend, in dem frühere Aussagen und Gesetze wie<strong>der</strong>holt und zusammengefasst<br />
wurden). Deutero-Organizing ergänzt in einer vergleichbaren Art und Weise<br />
das Double-Loop-Organizing insofern, da über eine konkrete <strong>Organisation</strong>sgestaltung hinaus<br />
eine Reflexion, Analyse und die Herstellung eines organisationalen Sinnbezuges erfolgen, die<br />
somit den Rahmen <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> – einschließlich ihrer Planung – sprengen. Die Überschreitung<br />
des innerorganisationalen Wirkungsgefüges, das beispielsweise beinhaltet, die<br />
<strong>Organisation</strong> als Teil o<strong>der</strong> auch Umwelt an<strong>der</strong>er sozialer Systeme zu erkennen und zu gestalten,<br />
kennzeichnet Deutero-Organizing. Damit können möglicherweise nicht nur die eigene<br />
<strong>Organisation</strong> optimal geformt, son<strong>der</strong>n auch Vorteile im Beziehungsgefüge an<strong>der</strong>er Akteure<br />
realisiert werden. Durch das Erkennen von Systemzusammenhängen und die Erweiterung <strong>der</strong><br />
organisatorischen Situationsbetrachtung, die Wahrnehmung und Nutzung von Vernetzungen<br />
zwischen <strong>Organisation</strong>ssystemen und verschiedenen Umwelten mit vertieften Einsichten über<br />
Möglichkeiten und Konsequenzen organisatorischen Handelns, gelangen <strong>Organisation</strong>sgestaltungen<br />
über vor<strong>der</strong>gründige Prinzipien, Ziele und Verfahren hinaus. Die Erweiterung <strong>der</strong> Vorstellungen<br />
über den Sinn von <strong>Organisation</strong>en, davon abgeleitete effizientere <strong>Organisation</strong>splanungen<br />
und die Umsetzung entsprechen<strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>sgestaltungen können und sollen<br />
durch Deutero-Organizing geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Wie bei den Lernarten Single-Loop-, Double-Loop- und Deutero-Lernen die vorhergehende<br />
Lernart in <strong>der</strong> nächstfolgenden enthalten ist, wird das sinngemäß so auch für die <strong>Organisation</strong>stypen<br />
Single-Loop-, Double-Loop- und Deutero-Organizing verstanden. Das will auch <strong>der</strong><br />
von Bateson (1979) eingeführte Begriff „deutero-learning“ ausdrücken (Probst/Büchel, S.39),<br />
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