Organisationsgrundlagen: Wandel der Organisation
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spruchs, ohne Hoffnung, den Wi<strong>der</strong>spruch auflösen zu können … In Anbetracht <strong>der</strong> schon<br />
weit vorangetriebenen Spezialisierung nimmt es nicht weiter Wun<strong>der</strong>, daß das große <strong>Organisation</strong>sthema<br />
in den heutigen komplexen Großunternehmen nicht mehr so sehr die Arbeitsteilung,<br />
son<strong>der</strong>n die Integration geworden ist“ (Schreyögg, S.154).<br />
Die organisatorische Differenzierung, sprich Arbeitsteilung und Spezialisierung, haben nahe<br />
liegen<strong>der</strong> Weise auch personale und führungsmäßige Auswirkung auf die <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong>,<br />
die sozusagen in einer Spezial-Welt arbeiten und sich mit dieser identifizieren.<br />
Mitarbeiterrekrutierung, Aus- und Weiterbildung, Denkgewohnheiten und das Verhalten <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter erfahren durch die Spezialisierung eine mehr o<strong>der</strong> weniger starke Prägung. Konflikte<br />
mit an<strong>der</strong>en Bereichen, bei gleichzeitiger tendenzieller Kommunikationsverdünnung,<br />
nehmen zu. Zu Lasten einer gebotenen ganzheitlichen Sicht von Situationen, Beziehungen<br />
und Entwicklungen tritt eine Verengung des Blickwinkels und <strong>der</strong> Arbeitsfel<strong>der</strong> ein. Solche und<br />
an<strong>der</strong>e Einflussfaktoren können zwangsläufig kaum ohne nachteilige Wirkungen auf die Problematik<br />
<strong>der</strong> Ungewissheit und Komplexität bleiben (vgl. Berger/Bernhard-Mehlich, S.143f.;<br />
Schreyögg, S.155f.).<br />
Die Hierarchie ist ein klassisches Instrument <strong>der</strong> organisatorischen Integration. Durch<br />
institutionelle Regelungen bewirkt sie ein System abgestufter Zuständigkeit zur Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> Integration. Möglichst alle Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Kontrollen<br />
werden durch ein System von Zu-, Über- und Unterordnungen erfasst und durch formale Lösungsprozeduren<br />
geregelt. Dem entspricht auch <strong>der</strong> pyramidale Aufbau. Die aufsteigende<br />
Abstimmungs- und Regelungskompetenz <strong>der</strong> Hierarchie kann allerdings ihre Integrationsaufgaben<br />
nur dann effizient erfüllen, wenn die in <strong>der</strong> Hierarchie angesiedelten Vorgesetzten dafür<br />
über die jeweiligen Fach- und Führungsqualitäten, aber auch die notwendigen Informationen<br />
verfügen. Bei einfachen Leistungsvollzügen kann das in <strong>der</strong> Regel angenommen werden. Bei<br />
schwierigen und sich rasch än<strong>der</strong>nden Aufgaben, also komplexen Problemstellungen, werden<br />
diese Voraussetzungen nicht zutreffen und die Integrationsaufgaben lediglich suboptimal<br />
erfüllt werden können. Ähnliches ist zu erwarten, wenn die Abstimmungsregelung eines<br />
Vorgesetzten keine ausreichende Akzeptanz findet und Konflikte entstehen.<br />
Die Verletzung des Einlinien-Prinzips, nach dem ein <strong>Organisation</strong>smitglied nur einen weisungsbefugten<br />
Vorgesetzten haben darf, wird einmal durch verschiedene <strong>Organisation</strong>sstrukturen<br />
durchbrochen, beispielsweise bei <strong>der</strong> Matrixorganisation, und zum an<strong>der</strong>en in <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong>spraxis<br />
oft ignoriert. Das „Übergehen“ von Vorgesetzten stellt in zahlreichen Betrieben<br />
und Einrichtungen ein Kernproblem <strong>der</strong> Führung dar.<br />
Schließlich sind nicht selten die Leitungs- und Kontrollspanne des Vorgesetzten zu groß,<br />
d.h. durch eine zu hohe Zahl zugeordneter <strong>Organisation</strong>smitglie<strong>der</strong> kann <strong>der</strong> Vorgesetzte seine<br />
Weisungs- und Kontrollfunktionen nicht ausreichend ausüben. Er ist vor<strong>der</strong>gründig zeitlich<br />
überlastet, aber oft tatsächlich auch dadurch überfor<strong>der</strong>t, das er die unterschiedlichen Abstimmungs-<br />
und Integrationsfunktionen nicht mehr überblickt, ihm notwendige Daten fehlen,<br />
aufwändige Rückfragen erfor<strong>der</strong>lich sind, Informationen ihn nur verzerrt erreichen, verschiedenste<br />
Spannungsfel<strong>der</strong> seine Kräfte rauben u.Ä. Kurzum, das Instrument <strong>der</strong> Hierarchie ist<br />
für Integrationsaufgaben zwar sehr wichtig und fast immer unverzichtbar, aber bei weitem<br />
nicht ausreichend. Ganz im Gegenteil, Hierarchieprobleme können die Schwierigkeiten <strong>der</strong><br />
Komplexität, Ungewissheit und Irrationalität <strong>der</strong> <strong>Organisation</strong> und ihrer Gestaltung erheblich<br />
vergrößern.<br />
Die Abstimmung durch Programme und Pläne nimmt bei <strong>der</strong> organisatorischen Integration<br />
einen wichtigen Platz ein (Schreyögg, S.167ff.). Durch diese Integrationsinstrumente<br />
werden Verfahrensrichtlinien verbindlich bestimmt und erfor<strong>der</strong>liche integrative Verknüpfungen<br />
quasi automatisiert, d.h. es sind keine fallweisen Regelungen durch die Einschaltung einer<br />
Instanz erfor<strong>der</strong>lich. Programme und Pläne nehmen damit einen Teil notwendiger Abstimmungsprobleme<br />
vorweg und dienen somit auch <strong>der</strong> Entlastung von Vorgesetzten von entsprechenden<br />
Routineaufgaben. Es erfolgt eine programmierte Integration.<br />
Programme und Pläne können dann ihre Integrationsaufgabe erfüllen, wenn einmal die Art<br />
und Weise <strong>der</strong> Verknüpfung von Arbeiten und Leistungen verschiedener <strong>Organisation</strong>smit-<br />
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