Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
leichterte Durchsetzbarkeit ihrer Ersatzansprüche, jedoch zeigt es sich in der<br />
Rechtspraxis immer wieder als bedeutender Nachteil, dass das Gesetz keine<br />
konkreten Vorgaben zur Bewertung von Vegetationsschäden und zur sachgerechten<br />
Bezifferung des daraus resultierenden Schadensersatzes enthält. Da die<br />
Jagdgesetze zudem auf die Person des Geschädigten und dessen wirtschaftliche<br />
Belange abstellen, bleiben Vegetationsschäden mit negativen Auswirkungen<br />
für die Biodiversität vollständig unberücksichtigt, was angesichts der Vorgaben<br />
des Naturschutzrechts unbefriedigend ist (vgl. hierzu auch die Ausführungen in<br />
Kapitel 4.5).<br />
• Bei der Ausrichtung der jagdlichen Gesetzgebung auf einen Interessengleichklang<br />
sind die volkswirtschaftlichen Implikationen einer überhöhten <strong>Wild</strong>dichte<br />
erkennbar außer Betracht geblieben. So legen sich die <strong>Wald</strong>gesetze im Hinblick<br />
auf die Schutzfunktionen bestimmter Wälder (insbesondere des Bergwaldes) auf<br />
eine prioritäre Bewirtschaftungsstrategie fest, ohne dass dies von der Jagdgesetzgebung<br />
oder den für den Vollzug der Gesetze zuständigen Akteuren konsequent<br />
aufgegriffen wird. Die volkswirtschaftlichen Kosten für die beständige Sanierung<br />
des Schutzwaldes im Gebirge oder für die ersatzweise Durchführung<br />
technischer Schutzmaßnahmen (z.B. Lawinenverbauungen) sind außerordentlich<br />
hoch, obwohl sich diese Kosten durch eine den dortigen Erfordernissen angepasste<br />
Bejagung deutlich verringern ließen. Ein weiteres Beispiel für die volkswirtschaftlichen<br />
Implikationen zu hoher <strong>Wild</strong>bestände bilden die im Zusammenhang<br />
mit großen Infrastrukturplanungen (z.B. Errichtung und Ausbau von Fernstraßen)<br />
erforderlichen hohen Kosten für <strong>Wild</strong>schutzmaßnahmen, insbesondere<br />
von <strong>Wild</strong>schutzzäunen entlang der Infrastrukturwege und von <strong>Wild</strong>brücken zur<br />
Aufrechterhaltung zusammenhängender <strong>Wild</strong>lebensräume.<br />
Die vorgenannten rechtlich angelegten <strong>Konflikt</strong>bereiche zeigen, dass die Umsetzung<br />
der in der Zusammenschau der maßgeblichen Gesetze sich ergebenden Grundsätze<br />
„<strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong>“ sowie „Biodiversität durch Gewährleistung eines zwar artenreichen,<br />
aber der Höhe nach angepassten <strong>Wild</strong>bestandes“ nicht in ausreichendem Maße gelungen<br />
ist. Dies liegt an einer <strong>zum</strong> Teil lückenhaften Gesetzgebung, aber auch an<br />
Unzulänglichkeiten des Gesetzesvollzugs. Hieraus leitet sich aus rechtlicher und<br />
rechtspolitischer Sicht der dringende Bedarf nach geeigneten Ansätzen zur teilweisen<br />
Revision der bisherigen Praxis ab. Hierzu sollen im Folgekapitel 7.2 Vorschläge<br />
entwickelt und dargestellt werden.<br />
111