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Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt

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4.2.4 Bodenfruchtbarkeit<br />

Analog zu Untersuchungen in Nordamerika, bei denen nachgewiesen wurde, dass<br />

hohe Schalenwilddichten zu Nährstoffverlusten im Boden führen (Singer und Schoenecker<br />

2003), konnte auch in einer Untersuchung an vier Standorten der<br />

Hauptdolomitzone der bayerischen Kalkalpen gezeigt werden, dass die langanhaltende<br />

Verhinderung von Biomassenallokation der Holzgewächse durch Schalenwildverbiss<br />

zu einer nachweisbaren Verringerung der Bodenfruchtbarkeit führt (Prietzel<br />

und Ammer 2008). So waren die Humusakkumulation sowie die Vorräte und die Versorgung<br />

des Jungwuchses mit den limitierenden Nährstoffen N, P und K auf seit ca.<br />

30 Jahren gezäunten Versuchsflächen höher bzw. besser als auf benachbarten<br />

ungezäunten Vergleichsparzellen. Auch wenn entsprechende Ergebnisse an anderen<br />

Standorten wegen der unterschiedlichen klimatisch-standörtlichen Rahmenbedingungen<br />

und dem Fehlen von Erosion und Schneeschurf nicht in der selben Deutlichkeit<br />

zu finden sind, ist bei ähnlichen Untersuchungen von den meisten Autoren<br />

ohne Schalenwildverbiss ebenfalls eine Erhöhung des Humus- und Stickstoffvorrates<br />

und ein verbesserter Nährstoffumlauf berichtet worden (vgl. z. B. Binkley et al. 2003;<br />

Harrison and Bardgett 2004). In diesem Zusammenhang kommt der ungestörten<br />

Entwicklung des Jungwuchses als Streulieferant eine besondere Bedeutung zu. Effekte<br />

auf die Bodenfruchtbarkeit sind allerdings erst bei langanhaltendem und entsprechend<br />

schwerem Verbiss zu beobachten (Carline und Bardgett 2005). Eine vermutlich<br />

lange Zeit irreparable Bodendegradation durch hohe Rotwilddichten auf Luvseitigen<br />

Hängen beschrieben auch Mohr und Topp (2001). Sie fanden bei Untersuchungen<br />

im Rheinischen Schiefergebirge heraus, dass sich die durch das <strong>Wild</strong> bedingte<br />

Bodenstörung signifikant negativ auf bodenchemische und mikrobielle Kenngrößen<br />

auswirkte.<br />

4.3 Auswirkungen auf Schutzwälder<br />

Die Hauptfunktion eines Schutzwaldes ist der Schutz von Menschen, Gütern und Infrastrukturen<br />

vor Naturgefahren. Wälder entfalten Schutzwirkungen gegenüber Lawinen,<br />

Steinschlag, Rutschungen, Muren, Starkregenereignissen und anderen Erosionsprozessen<br />

(Brang et al. 2006, 2007). Entsprechend groß sind seit langem die<br />

Bemühungen vor allem in den Gebirgswäldern, die Schutzwirkungen durch waldbauliche<br />

Eingriffe und erforderlichenfalls durch Sanierungsmaßnahmen zu sichern. Ausgehend<br />

von der Erkenntnis, dass Mischbestände in den mittleren Gebirgslagen (um<br />

1000 m) hochproduktiv und - wie alle Klimaxgesellschaften (Clements 1936) - aus-<br />

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