Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8 Zusammenfassung<br />
In der vorliegenden Expertise wurden ökologische und ökonomische Risiken analysiert,<br />
die sich aus der gegenwärtig im weit überwiegenden Teil Deutschlands üblichen<br />
Schalenwildbewirtschaftung für <strong>Wald</strong>ökosysteme ergeben. Es wurde deutlich,<br />
dass diese Risiken sowohl von der Gesellschaft im Allgemeinen, als auch besonders<br />
von der Jägerschaft unterschätzt bzw. nicht beachtet werden. Die gesetzlichen<br />
Grundlagen für eine Verbesserung der Situation sind größtenteils bereits vorhanden<br />
und nur in wenigen, aber entscheidenden Punkten ergänzungsbedürftig. Mindestens<br />
ebenso bedeutsam ist aber die mangelhafte Umsetzung, die sowohl an behördlichen<br />
Defiziten, vor allem aber auch am Widerstand der Jägerschaft scheitert. Er werden<br />
daher Möglichkeiten vorgeschlagen, wie die Probleme gelöst oder <strong>zum</strong>indest entschärft<br />
werden können. Diese Möglichkeiten sind vor allem administrativer, jagdtechnischer,<br />
jagdpolitischer und, in geringem Maße, rechtlicher Natur. Sie erfordern zudem<br />
eine Stärkung des Verantwortungsbewusstseins des Jägers im Hinblick auf seine<br />
Bedeutung für das <strong>Wald</strong>ökosystem, aber auch des <strong>Wald</strong>besitzers hinsichtlich seines<br />
Eigentums und der daran durch <strong>Wild</strong>verbiss entstandenen Schäden.<br />
Am Beginn der Betrachtungen steht ein kurzer Abriss der Geschichte und der öffentlichen<br />
Wahrnehmung des <strong>Wald</strong>-<strong>Wild</strong>-<strong>Konflikt</strong>s. Die Geschichte des Einflusses des<br />
Schalenwilds auf den <strong>Wald</strong> ist wechselhaft und in hohem Maße durch die politischen<br />
Verhältnisse geprägt. Während in Notzeiten und nach der Revolution 1848 niedrige<br />
<strong>Wild</strong>dichten herrschten, die der <strong>Wald</strong>verjüngung zu Gute kamen, wurden in feudalherrschaftlichen<br />
Zeiten und in der Zeit des Nationalsozialismus Schalenwilddichten<br />
erreicht, die eine natürliche <strong>Wald</strong>regeneration praktisch ausschloss. Heute sind die<br />
Schalenwilddichten so hoch wie nie zuvor und vor allem waldbaulich aktive Forstleute,<br />
Forstwissenschaftler, Naturschutzverbände und <strong>Wald</strong>besitzer rufen zu einer Reduktion<br />
überhöhter Bestände auf, um den aus verschiedenen Gründen angestrebten<br />
<strong>Wald</strong>umbau voranzubringen. Dem steht das Votum eines großen Teils der Jägerschaft<br />
entgegen, der den Gedanken der <strong>Wild</strong>hege in den Vordergrund stellt und eine<br />
Verringerung der Schalenwilddichte ablehnt. Seit dem Mittelalter hat sich nur wenig<br />
daran geändert, dass nur ein Bruchteil (ca. 1%) der Grundeigentümer die Jagd auf<br />
ihren Flächen selbst ausüben und trophäentragende <strong>Wild</strong>tiere eine höhere Wertigkeit<br />
besitzen als andere Arten. Diese werden (z.B. im Falle der Raubtierarten) häufig als<br />
Konkurrenten betrachtet und bekämpft.<br />
151