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Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt

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ser Arten. So legt z. B. der Kleine Eisvogel seine Eier vornehmlich an die stark<br />

verbissgefährdete <strong>Wald</strong>heckenkirsche (Feber et al. 2001). Fehlt diese, ist seine Reproduktion<br />

erheblich erschwert. In gleicher Weise führt der starke Verbiss der Eichen-<br />

und Weidenarten, an die besonders viele Insektenarten gebunden sind, zu einer<br />

eingeschränkten Artenausstattung (Stewart 2001). Problematisch für viele der für<br />

geschlossene Wälder typischen Arten, wie z. B. den Großen Breitkäfer, ist der Verlust<br />

dichter Bodenbedeckung, während insbesondere wärmeliebende Insekten von<br />

einem fehlenden Unterwuchs profitieren (Stewart 2001). Auf der anderen Seite profitieren<br />

Arten wie die große Hufeisennase von der bei hohen <strong>Wild</strong>dichten gestiegenen<br />

Zahl an Dungkäfern. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Auswirkungen<br />

des <strong>Wild</strong>verbisses auf die Insektenfauna sehr komplex sind und je nach den<br />

Ansprüchen der betrachteten Arten zu Benachteiligungen bzw. Begünstigungen führen<br />

(Feber et al. 2001).<br />

Von großer Bedeutung ist der Verlust von Strukturelementen, wie sie eine üppige<br />

Strauch- oder Verjüngungsschicht darstellen, vor allem für Spinnen, die daran ihre<br />

Netze befestigen, und für Singvögel. Insbesondere Arten, die auf den Unterwuchs als<br />

Habitat angewiesen sind oder auf dem Boden brüten, sind davon betroffen. So hat<br />

<strong>zum</strong> Beispiel in England in Gebieten, in denen die Schalenwilddichte zwischen 1987<br />

und 2006 stark angestiegen ist, die Dichte von Arten wie der Nachtigall oder der Gartengrasmücke,<br />

weitaus stärker abgenommen als im Landesdurchschnitt (Gill und<br />

Fuller 2007). Dieser Befund könnte so interpretiert werden, dass eine Schalenwildreduktion<br />

<strong>zum</strong> Singvogelschutz beitragen kann.<br />

Zwei hinsichtlich der Wirkungen von Schalenwildverbiss auf <strong>Wald</strong>ökosysteme besonders<br />

eindrucksvolle Studien haben Allombert et al. (2005a, b) vorgestellt. Sie berichten<br />

darin über Untersuchungen auf verschiedenen, vor Britisch Kolumbien gelegenen<br />

Inseln. Auf einigen wurden vor 130 Jahren Schwarzwedelhirsche ausgesetzt.<br />

Auf jenen Inseln, auf denen seit mehr als 50 Jahren ein starker Verbiss im Unterwuchs<br />

zu beobachten war, erwies sich die Gesamtartenzahl an Singvögeln und deren<br />

Abundanz um 38 % bzw. 51 % geringer als auf den Inseln ohne Schalenwild<br />

(Allombert et al. 2005a). Vom Rückgang waren insbesondere jene Arten betroffen,<br />

deren Vorhandensein stark von einer Strauch- und Verjüngungsschicht abhängt.<br />

Auch die mit dieser Schicht vergesellschafteten Wirbellosen verschiedener Taxa<br />

wurden durch langanhaltenden Verbiss in Abundanz und Artenzahl <strong>zum</strong> Teil drastisch<br />

reduziert (Allombert et al. 2005b).<br />

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