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Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt

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Pflege- und Durchforstungseingriffen begegnet werden (Reimoser und Gossow<br />

1996). Partl et al. (2002) folgern daraus, dass die Prädisposition eines <strong>Wald</strong>es für<br />

Verbiss nicht von der <strong>Wild</strong>dichte abhänge, sondern vielmehr vom Nahrungsangebot<br />

und anderen Lebensraumfaktoren, die nichts mit der Nahrung zu tun haben, beeinflusst<br />

sei. Auch wenn unbestritten ist, dass das Äsungsangebot und die Einstandsmöglichkeiten<br />

nicht unabhängig von der Art des <strong>Wald</strong>baus sind und insbesondere die<br />

Kahlschlagswirtschaft hohe <strong>Wild</strong>dichten und damit <strong>Wild</strong>schäden provoziert (Čermák<br />

2007, Kuijper et al. 2009), so haben sich die Erwartungen, Schäden bei hohen Schalenwilddichten<br />

mittels waldbaulicher Maßnahmen vermeiden zu können, weder in der<br />

Praxis noch in dazu durchgeführten Untersuchungen bestätigt. Tatsächlich erwies<br />

sich z. B. der Verbiss bei Verjüngungsinventuren in Beständen mit struktur- und/oder<br />

baumartenreichen Aufbauformen in Thüringen als keineswegs geringer als in gleichförmig<br />

aufgebauten Wäldern (Lück 2009, Kollascheck 2009, Lüpke et al. 2010). Gleiches<br />

gilt für die Ergebnisse einer Stichprobeninventur in zwei einzelstammweise bewirtschafteten<br />

Betrieben mit einem hohen Baumartenreichtum in den Altbeständen in<br />

Südniedersachsen (Anonymus 2009, 2010).<br />

Auch aus anderen wissenschaftlichen Untersuchungen lassen sich keine Anhaltspunkte<br />

dafür finden, dass den negativen Wirkungen hoher Schalenwildbestände<br />

durch waldbauliche Behandlungen wirkungsvoll begegnet werden kann. So fanden<br />

beispielsweise Moser et al. (2008), dass Bestandeslücken im Hinblick auf das<br />

Fraßverhalten des Rehwilds nicht attraktiver waren, als geschlossene<br />

Bestandesteile. Aus Untersuchungen in England ist bekannt, dass insbesondere bei<br />

Rehwild eine reduzierte Verfügbarkeit der bevorzugten Nahrung erst mit erheblicher<br />

Zeitverzögerung eine geringere Rehwilddichte zur Folge hat, da diese <strong>Wild</strong>art ein<br />

hohes Anpassungsvermögen an bislang nicht genutzte Nahrungsquellen aufweist<br />

(Gill et al. 1996). Daraus erklärt sich, dass bei hohen Dichten unabhängig von <strong>Wald</strong>strukturen<br />

fast alle Baumarten verbissen werden. In einer schwedischen Untersuchung<br />

fanden Bergquist et al. (2001), dass das Ausmaß an Schäden durch Verbiss<br />

sich selbst zwischen Kahlschlägen und Schirmschlägen kaum unterschied. Gleichwohl<br />

ist festzustellen, dass eine Bewirtschaftungsweise, die Kahlflächen und damit<br />

ein hohes Nahrungsangebot und gute Deckungsmöglichkeiten hervorruft, hohe<br />

Verbissschäden vor allem dann provoziert, wenn sich die Kahlflächen schließen und<br />

die hohe <strong>Wild</strong>dichte auf ein abnehmendes Nahrungsangebot trifft (Petrak 2009).<br />

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