Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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2008). Laubbaumarten und hierbei besonders solche mit sympodial aufgebauten<br />
Hauptachsen (wie z. B. Salweide, Schwarzerle, Hainbuche, Winterlinde) sind zu<br />
kompensatorischem Wachstum eher in der Lage als monopodiale Laubbaumarten<br />
(Eiberle 1975). Nadelbaumarten, mit Ausnahme der Lärche, zeigen diese Reaktion<br />
nur sehr begrenzt (Eiberle 1975). Während einmaliger leichter Verbiss offenbar kompensiert<br />
werden kann (Cunningham et al. 2006), ist die Fähigkeit vieler Nadelbaumarten,<br />
Triebe nach mehrmaligen Verbiss oder einmaligen starken Verbiss zu regenerieren,<br />
gering (Edenius et al. 1993, Hódar et al. 2008). Entsprechend erwiesen<br />
sich in den Untersuchungen von Weise (1997) durch simulierten Verbiss verursachte<br />
Höhenwachstums- und Durchmesserwachstumsreduktionen als dauerhaft. Hester et<br />
al. (2004) fanden, dass bei verbissenen Kiefern eine geringere Feinwurzelmenge zu<br />
beobachten war. Es ist zu vermuten, dass dieser Effekt, der sich auf die Wasser- und<br />
Nährstoffaufnahme negativ auswirkt, auf Umverteilungen der Biomassenkompartimente<br />
beruht (Weise 1997).<br />
Neben der Baumart hängt die Reaktionsfähigkeit einer verbissenen Pflanze auch von<br />
ihrer Vitalität, dem Alter und dem Zeitpunkt, zu dem verbissen wird, ab. Besonders<br />
kritisch ist Verbiss kurz vor dem Austrieb der Pflanzen (Hester et al. 2004). Ebenfalls<br />
artabhängig ist das Ausmaß, in dem Verbiss ertragen werden kann, bevor es <strong>zum</strong><br />
Absterben der verbissenen Pflanzen kommt (Harmer 2001). So zeigte sich, dass einige<br />
der bevorzugt verbissenen Arten (wie z. B. die Weißtanne) bei mehrfachem<br />
Verbiss weniger schnell ausfallen, als seltener verbissene, aber empfindliche Arten<br />
wie z. B. die Fichte (Eiberle 1978, Eiberle und Nigg 1983). Die Möglichkeiten der<br />
Kompensation verbissener Triebe sind natürlich auch bei weniger<br />
verbissempfindlichen Baumarten nicht grenzenlos.<br />
4.1.5 <strong>Wald</strong>struktur und waldbauliche Behandlung<br />
Von verschiedener Seite wird häufig argumentiert, dass Verbissschäden weniger eine<br />
Folge hoher <strong>Wild</strong>bestände, als vielmehr der forstlich bedingten <strong>Wald</strong>struktur seien<br />
(Reimoser und Gossow 1996, Kramer 2006). So würden forstlich genutzte Wälder<br />
über ein zu geringes Äsungsangebot verfügen und ungeeignete Hiebsformen verwendet<br />
(Reimoser und Gossow 1996). Nach Vospernik und Reimoser (2008) tritt<br />
Rehwildverbiss vor allem dann auf, wenn sich das Nahrungsangebot im Sommer von<br />
jenem im Winter zu sehr unterscheidet. Dem könne durch Baumartenmischungen in<br />
der Verjüngung, einzelbaumweisen Nutzungskonzepten statt Kahlschlägen sowie<br />
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