Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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Hohe Ausgaben für Zäune oder Kulturen, die aufgrund zu hoher <strong>Wild</strong>dichten notwendig<br />
werden, sind aus ökonomischer Sicht nicht akzeptabel. Mit einer nicht<br />
oder schlecht funktionierenden Naturverjüngung sowie notwendig werdenden<br />
Zäunungsmaßnahmen können enorme finanzielle Verlustquellen auf der Betriebsebene<br />
identifiziert werden. Trotz verhältnismäßig moderater Annahmen für Kulturausgaben<br />
und Zäune ergaben sich jährliche Verluste von bis zu 60 Euro/ha.<br />
Bevor die Wirkungen von Schalenwildverbiss näher beleuchtet werden, soll im ersten<br />
Abschnitt (Kapitel 4.1) auf die diejenigen Faktoren eingegangen werden, die für das<br />
Ausmaß von <strong>Wild</strong>schäden verantwortlich sind. Diese Faktoren sind der Ausgangspunkt<br />
für die in Kapitel 7 thematisierten waldbaulichen und wildbiologischen Lösungsansätze.<br />
Die ökologischen Funktionen der Wälder sind sehr vielfältig. Die Verbindung zwischen<br />
biologischer Diversität und den Ökosystem-Dienstleistungen wird derzeit intensiv<br />
diskutiert (z.B. Pretzsch 2003 und 2005, Pearce 2007, s.u.). Insgesamt dominiert<br />
die Meinung, dass homogene Ökosysteme weniger widerstandsfähig sind. Damit<br />
stehen Leistungsfähigkeit und Diversität von Ökosystemen in einer direkten Verbindung<br />
(Pearce und Pearce 2001). Vor diesem Hintergrund beleuchten die folgenden<br />
Abschnitte die Auswirkungen von Schalenwildverbiss auf die Produktivität und<br />
Biodiversität bewirtschafteter <strong>Wald</strong>ökosysteme (Kapitel 4.2), sowie auf ihre Schutzfähigkeit<br />
(Kapitel 4.3). Die damit verbundenen Folgen für den in vielen Fällen aufgrund<br />
des Klimawandels dringend geratenen <strong>Wald</strong>umbau (vgl. z. B. Ammer et al.<br />
2008, Kölling et al. 2009) und die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen einer hohen<br />
Verbissbelastung für den <strong>Wald</strong>besitzer werden in den Kapiteln 4.4 und 4.5 behandelt.<br />
4.1 Einflussgrößen für das Ausmaß von Schalenwildverbiss<br />
Nach Gill (1992a, b) und Čermák (2007) wird <strong>Wild</strong>verbiss insbesondere bestimmt<br />
durch:<br />
• die Schalenwilddichte,<br />
• die <strong>Wild</strong>arten, Populationsstrukturen und Nahrungspräferenzen,<br />
• die Seltenheit des Vorkommens von Baumarten,<br />
• die Pflanzenreaktion gegenüber Verbiss,<br />
• die <strong>Wald</strong>struktur bzw. die waldbauliche Behandlung.<br />
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