Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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levanz der Ergebnisse für die von ihnen bejagten Flächen vehement bestritten haben.<br />
So bleibt es dabei, dass sich trotz aussagekräftiger Monitoringverfahren (z.B. in<br />
Bayern und in Rheinland-Pfalz) die Verbisssituation in den Wäldern nicht verbessert<br />
hat. Eine Reihe von Vorschlägen zur Einführung von Vegetationsgutachten, die revierweise<br />
Aussagen zulassen, haben Müller und Knoke (2008) unterbreitet.<br />
7.4.2 Verbesserung der statistischen Aussagekraft und Transparenz der<br />
Beurteilung<br />
Verbissprozente sind die gängigen Indikatoren zur Beurteilung der Verbissbelastung.<br />
Bislang wird jedoch der Prozentanteil der verbissenen Pflanzen (Verbissprozent)<br />
häufig ohne Gewichtung bzw. Berücksichtigung etwaiger Korrelationen der<br />
Verbissprozente zwischen den Pflanzen in einem Aufnahmekreis bzw. zwischen den<br />
Aufnahmekreisen in einer Verjüngungsfläche kalkuliert. Fehlerwerte bzw. Vertrauensgrenzen<br />
werden bislang nicht angegeben. Statistisch betrachtet können wir die<br />
innerhalb der Aufnahmekreise erfassten Pflanzen und die in den Verjüngungsflächen<br />
angelegten Aufnahmekreise als Klumpen betrachten. Klumpenstichproben führen<br />
i.d.R. zu einer Aufblähung der Varianzen der erhobenen Mittelwerte, so dass eine<br />
Kalkulation der Standardfehler nach dem Verfahren, welches für Zufallsstichproben<br />
gilt, zu Verzerrungen (Unterschätzungen) führen kann. Die Varianzaufblähung nennt<br />
man Designeffekt. Dieser Effekt ergibt sich aus dem Quotienten der Varianz des geschätzten<br />
Mittelwertes einer korrekten Fehlerkalkulation für eine Klumpenstichprobe<br />
und der Varianz, die sich aus einer Zufallstichprobe ergeben würde. Aus unserer<br />
Sicht sollten in Zukunft die Vertrauensgrenzen der statistisch geschätzten<br />
Verbissprozente der Baumarten, unter Berücksichtigung dieser statistischen Gegebenheiten,<br />
nach einem angemessenen Verfahren (z.B. durch ein gemischtes logistisches<br />
Modell) kalkuliert und mit kritischen Verbissintensitäten verglichen werden.<br />
Vorschläge hierzu haben Hothorn et al. (2008) bereits gemacht.<br />
Eine objektivierte Beurteilung setzt aber neben der Kenntnis der Vertrauensgrenzen<br />
kritische Werte für die Verbissbelastung der einzelnen Baumarten voraus, die nach<br />
verschiedenen <strong>Wald</strong>gesellschaften, Wuchsräumen und Wuchsbedingungen getrennt<br />
herzuleiten wären. Das Bundesland Rheinland-Pfalz verwendet beispielsweise bereits<br />
seit langem kritische Verbissintensitäten zur Beantwortung der Frage, ob das<br />
waldbauliche Ziel auf konkreten Verjüngungsflächen gefährdet ist oder nicht (vgl. Jochum<br />
und Asam 2009). Auf einer wissenschaftlich fundierten Basis wurden kritische<br />
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