Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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ten, da sich die Natur selbst ausbalancieren konnte, sind dank des Menschen längst<br />
vorbei.“ (DIE ZEIT, 08.02.1985, „Halali für Hirsch und <strong>Wild</strong>schwein“) werden von Jägern<br />
eher selten vertreten. Häufig werden Gründe für die Jagd überhaupt nicht genannt<br />
(z.B. GÖTTINGER TAGEBLATT, 04.08.2009, „Wenn der Wind jagt, soll der<br />
Jäger nicht jagen“). Dann geht es mehr um die Beschreibung des „Handwerks“ einschließlich<br />
traditioneller Rituale. Der Jagdschein wird als „grünes Abitur“ bezeichnet,<br />
um der Bevölkerung klar<strong>zum</strong>achen, wie schwer es heutzutage sei, Jäger zu werden,<br />
und Jäger zu sein. Nach Rösener (2004) sollte das gemeinsame Ziel von Förstern,<br />
Jägern und <strong>Wald</strong>besitzern aber viel eher sein, der Öffentlichkeit überzeugend zu<br />
vermitteln, dass die Jagd die wichtige Aufgabe hat, ein ausgewogenes Gleichgewichts<br />
zwischen den <strong>Wild</strong>beständen und der <strong>Wald</strong>verjüngung zu gewährleisten. Der<br />
Wert einiger <strong>Wild</strong>tiere für die „Hohe Jagd“ (z.B. des Rotwilds) führte geschichtlich betrachtet<br />
zwar in manchen Fällen <strong>zum</strong> Schutz dieser Arten, in vielen Fällen wurden<br />
durch die Jagd aber auch Tierarten endgültig oder <strong>zum</strong>indest großflächig ausgerottet.<br />
Dazu gehören Urpferd, Auerochse, Biber, Fischotter, Fischadler, Steinadler, Uhu,<br />
Wolf, Bär und Luchs. Durchstreifende Tiere werden noch heute oft heimlich oder mit<br />
erheblichem öffentlichen Aufsehen, teils heroisch geschildert, erlegt (s. z.B. DIE<br />
ZEIT, 01.01.2008, „Das Monster im Moor“). Auch heute noch werden<br />
„Rotkäppchengeschichten“ verbreitet, möglicherweise mit der Absicht, beim Auftreten<br />
großer Raubtiere Ängste zu schüren und damit die Rückkehr dieser Tierarten zu erschweren.<br />
Solche Berichte machen deutlich, dass viele Jäger Großraubtiere in erster<br />
Linie als Konkurrenten betrachten. Ein Jäger aus einem Revier in Sachsen, in dem<br />
Wölfe vorkommen, brachte es in einer Fernsehsendung treffend auf den Punkt, indem<br />
er meinte, dass man nicht auf der einen Seite sagen könne, man müsse jagen,<br />
um den Wolf zu ersetzen, und auf der anderen Seite den Wolf jagen, weil er Schalenwild<br />
dezimiert (http://www.youtube.com/watch?v=AL8KpR7FCR8, „Wölfe auf dem<br />
Vormarsch 4/4“, ges. am. 27.08.09). Förster aus Gebieten mit freilebenden Wölfen<br />
berichten, dass zwar die Jagd erschwert sei, sich die Naturverjüngung der Bäume<br />
nun aber wie „von Geisterhand“ wieder einstellen würde.<br />
Rösener (2004) sieht die moderne Jagd im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen<br />
und Gegensätze. Er begründet dies wie folgt: „Sind Jäger, die auf Trophäen versessen<br />
sind und die Jagd vorwiegend als sportliche Betätigung verstehen, heute<br />
noch zeitgemäß?“ (S. 374). „Aus der Tatsache, dass es manchen Jägern schwer<br />
fällt, ihre Motive überzeugend zu artikulieren, ziehen Nichtjäger häufig den Schluss,<br />
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