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Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt

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heute meist negativ dargestellte Bild des Jägers in der Bibel. Nimrod war z.B. „ein<br />

gewaltiger Jäger vor dem Herrn“ und der Jäger Esau war weniger tugendreich als<br />

sein untadeliger Bruder Jakob. Im Gegensatz zu damals ist die Jagd in Mitteleuropa<br />

heute weder <strong>zum</strong> Nahrungserwerb noch zur Raubtierbekämpfung zwingend notwendig.<br />

Bis vor wenigen Jahrzehnten spielten <strong>Wald</strong>schäden durch Schalenwild in den Medien<br />

kaum eine Rolle. Das lag <strong>zum</strong> Einen daran, dass die Jagd einen sehr hohen Stellenwert<br />

genoss und <strong>Wild</strong>schäden als unvermeidbar akzeptiert wurden (s. DIE ZEIT<br />

14.4.1995, „Alles zammgfressa“). Zum Anderen waren die <strong>Wild</strong>dichten, besonders<br />

des Rehwilds, nie so hoch wie heute (Hufthammer und Aaris-Sørensen 1998, Abb.<br />

1). Einer der ersten, der <strong>Wild</strong>schäden öffentlich und medienwirksam anprangerte,<br />

war Horst Stern mit seinem vielbeachteten Fernsehbeitrag an Heiligabend 1971<br />

„Bemerkungen über den Rothirsch“, gefolgt von einem „offenen Brief an den Jäger<br />

Walter Scheel“ 1975. In dramatischer Art und Weise wird dargestellt, wie Wälder<br />

durch Verbiss überhöhter <strong>Wild</strong>bestände (bes. des Rotwilds) artenärmer und risikoreicher<br />

werden. Dass sich daran nichts ändert, wird dem großen Einfluss der Jagdlobby<br />

auf die Politik zugeschrieben. Am 23.03.1985 heißt es dazu in der ZEIT: „Der Rothirsch<br />

ist noch immer die vornehmste Art der Bestechung in Politik und Wirtschaft“.<br />

Am 27.11.1993 wird in einem Artikel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in ähnlicher<br />

Art und Weise beklagt, dass Verbissschäden im Staatsforst stark zunehmen und das<br />

Schweigen hoher Forstbeamter mit der Erlaubnis <strong>zum</strong> Abschuss kapitaler Hirsche<br />

erkauft werde. Der Bayerische Oberste Rechnungshof ermittelte damals Kosten z.B.<br />

durch entgangene Einnahmen bis zu 14.000 DM pro Hirsch. Aus dem Online-Archiv<br />

der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG konnte entnommen werden, dass zwischen Januar<br />

1992 und August 2009 insgesamt 47 Mal das Thema „<strong>Wild</strong>schäden“ aufgegriffen<br />

wurde. In der ZEIT waren es von 1946 bis 2009 25 Artikel mit demselben Thema, in<br />

der FAZ von 1993 bis 2009 66 Artikel. In Tabelle 1 wurden die in diesen Beiträgen<br />

beschriebenen „<strong>Wild</strong>schäden“ weiter differenziert und eingeteilt in <strong>Wild</strong>schäden im<br />

<strong>Wald</strong>, <strong>Wild</strong>schäden, die durch Schwarzwild an landwirtschaftlichen Kulturen verursacht<br />

werden, <strong>Wild</strong>schäden im Straßenverkehr und sonstige Beiträge, in denen dieser<br />

Begriff gebraucht wurde. Außerdem wurden die Artikel nach ihrem Erscheinungsdatum<br />

sortiert in die Zeiträume 1946-1991 (nur DIE ZEIT), 1992-1999 und<br />

2000-2009.<br />

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