Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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hoch sein. Dass beide Anliegen besonders beim Rehwild einander widersprechen, ist<br />
offenbar nicht ausreichend bekannt oder wird verdrängt. Dabei schrieb H. Selle, seinerzeit<br />
Geschäftsführer des DJV, bereits im Jahresrückblick 1954/55: „Die Internationale<br />
Jagdausstellung in Düsseldorf hat in ihren Hegeschauen die alte Erfahrung<br />
bestätigt, daß die stärksten Böcke in zahlenmäßig nicht überbesetzten Revieren<br />
wachsen. Je nach der Güte der Umweltverhältnisse sind größere Rehbestände als<br />
von 6 bis höchstens 10 Stücken auf 100 ha keineswegs zu dulden. Dies nicht allein<br />
aus biologischen Gründen, sondern aus Rücksicht auf die Landeskultur!“ Durch die<br />
Medien, besonders die Jagdpresse, findet eine enorme Polarisation zwischen Befürwortern<br />
niedriger Schalenwilddichten (in der Regel Vertreter forstlicher Organisationen<br />
oder <strong>Wald</strong>besitzer) und Anhängern der gegenteiligen Sichtweise (in der Regel<br />
private Jäger) statt. Immer wieder werden dem „gegnerischen Lager“ dieselben „Untaten“<br />
vorgeworfen. Ein wesentliches Ziel in der Diskussion mit den Jägern muss es<br />
daher sein, zu verdeutlichen, dass von dieser Seite für wichtig erachtete Aspekte wie<br />
der „Spaß an der Jagd“, „Weidgerechtigkeit“ und „Hege“ durch eine Absenkung der<br />
<strong>Wild</strong>dichten keinesfalls in Frage gestellt werden. Ein erster Lösungsansatz sollte daher<br />
darauf zielen, diese Polarisation aufzuheben und den Sinn zeitgemäßer Jagd zu<br />
überdenken. Rösener (2004) schreibt dazu: „Gemeinsames Ziel von Förstern, Jägern<br />
und <strong>Wald</strong>besitzern sollte es daher sein, der Öffentlichkeit überzeugend zu vermitteln,<br />
dass die Jagd die wichtige Aufgabe hat, für die Schaffung eines ausgewogenen<br />
Gleichgewichts zwischen den <strong>Wild</strong>beständen und der <strong>Wald</strong>verjüngung zu sorgen.“<br />
Einige der im Folgenden aufgelisteten Lösungsvorschläge zur Entschärfung des<br />
<strong>Wald</strong>-<strong>Wild</strong>-<strong>Konflikt</strong>s hat vor bereits 26 Jahren der damalige <strong>Wald</strong>baureferent Baden-<br />
Württembergs Weidenbach veröffentlicht (Weidenbach 1984). Dies zeigt, dass es bei<br />
der Lösung dieses <strong>Konflikt</strong>s vielfach weniger an den Möglichkeiten, als vielmehr am<br />
Willen zur Umsetzung fehlt.<br />
• Auswirkungen zu hoher <strong>Wild</strong>bestände der Jägerschaft näherbringen, dabei Prioritätensetzung<br />
bei der Bejagung der dem Jagdrecht unterstellten Tierarten hinterfragen.<br />
Aus wildbiologischer Sicht spricht nichts dafür, <strong>Wild</strong>tiere derart unterschiedlich<br />
zu bewerten, wie dies von vielen Jägern praktiziert wird. Welche Tiere<br />
z.B. welchen „Schaden“ anrichten, hängt vom jeweils Befragten ab (z.B. spielen<br />
Schäden durch Rehwild und Kormorane für die Berufsgruppen „Förster“ und<br />
„Teichwirte“ eine unterschiedliche Rolle). Viele Jäger lassen sich gern und stolz<br />
mit vier erlegten Füchsen in Jagdzeitschriften abbilden. Mit vier erlegten Rehen<br />
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