Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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lasten der vom Schalenwild bevorzugten Arten. Dies geht unter anderem auf den unterschiedlichen<br />
Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen zurück, die über die<br />
Schmackhaftigkeit der Arten entscheiden (Augustine und McNaughton 1998, zitiert<br />
nach Vavra et al. 2007). Dadurch verändern sich die an einem bestimmten Standort<br />
zwischen Individuen mehrerer Arten ablaufenden interspezifischen Konkurrenzprozesse<br />
zugunsten der weniger verbissgefährdeten Arten. Dabei stellt der Biomasseentzug<br />
der verbissenen Art <strong>zum</strong> Einen eine direkte Beeinträchtigung dar. Zum zweiten<br />
wird die nicht verbissene Art relativ gesehen bevorteilt (Huntly 1991). Sie erweckt<br />
nunmehr den Anschein, der überlegene Konkurrent zu sein, d.h. effektiver um Ressourcen<br />
konkurrieren zu können, obwohl der Konkurrenzprozess in Wirklichkeit nur<br />
durch Verbiss beeinflusst wurde. Dieser Effekt wird in der ökologischen Literatur<br />
„scheinbare Konkurrenz“ („apparent competition“) genannt, weil nur scheinbar die<br />
Konkurrenzstärke einer Art den Ausschlag für ihren Anteil an einer Population oder<br />
Lebensgemeinschaft gibt (Connell 1990). In Wahrheit wird der Ausgang des Konkurrenzprozesses<br />
dagegen von einem übergeordneten Faktor, z. B. der Schalenwilddichte,<br />
bestimmt.<br />
Roteichennaturverjüngung in<br />
einem Autobahndreieck ohne<br />
Rehwildzugang.<br />
Foto: T. Vor<br />
Im Ergebnis führt dieser Prozess zur Entmischung und damit zu einer Homogenisierung<br />
der Wälder (Long et al. 2007). Tatsächlich konnten Horsley et al. (2003) in einer<br />
der wenigen Studien, bei der experimentell (durch Einsetzen von <strong>Wild</strong> in zuvor wild-<br />
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