Gutachten zum Wald-Wild-Konflikt
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ten sind die waldbaulichen Möglichkeiten wesentlich größer. So kann sich, sofern<br />
Mutterbäume vorhanden sind, in noch vorhandenen älteren und damit i.d.R. lichteren<br />
Reinbeständen (z.B. Fichtenreinbeständen) vielerorts eine artenreiche natürliche<br />
Vorverjüngung etablieren, die im Falle von Kalamitäten übernommen werden und die<br />
nächste <strong>Wald</strong>generation (im optimalen Fall ohne zusätzliche Pflanzung) einleiten<br />
kann.<br />
7.2.2 <strong>Wild</strong>biologische und jagdtechnische Lösungsansätze<br />
Die Ausführungen in Abschnitt 4 haben gezeigt, dass die Dichten der einzelnen<br />
Schalenwildarten den größten Einfluss auf <strong>Wild</strong>schäden und Biodiversität haben. Die<br />
naheliegendste Lösung des <strong>Wald</strong>-<strong>Wild</strong>-<strong>Konflikt</strong>s bestünde daher in einer flächendeckenden<br />
Anpassung der Schalenwildbestände an die waldbaulichen Erfordernisse im<br />
Zuge der Jagd (s.a. Kapitel 6). Tatsächlich läßt sich die enge Beziehung zwischen<br />
Jagdstrecke und Verbisssituation in der Verjüngung <strong>zum</strong>indest für die Hauptbaumarten<br />
(Kamler et al. 2010) sowohl in wissenschaftlichen Untersuchungen (Martin und<br />
Baltzinger 2002), als auch in der forstlichen Praxis (Obermayer 2009) belegen. Sehr<br />
selten vorkommende Baumarten können natürlich auch bei niedrigen <strong>Wild</strong>dichten<br />
geschädigt werden (Kamler et al. 2010). Somit könnte die Jagd die von Jägern häufig<br />
geforderte und teilweise mit hohem persönlichem Einsatz versuchte Verbesserung<br />
der Lebensbedingungen des <strong>Wild</strong>es quasi selbst schaffen. Damit ist gemeint, dass<br />
geringere <strong>Wild</strong>dichten zu einer Erhöhung der Arten- und Strukturdiversität in Wäldern<br />
führen, was im Ergebnis wiederum dem Schalenwild (und vielen anderen Tier- und<br />
Pflanzenarten) zugutekommt. Die größte Herausforderung für die Zukunft dürfte darin<br />
bestehen, das damit zusammenhängende Verantwortungsbewusstsein für den<br />
<strong>Wald</strong> bei allen Jägern zu wecken. Häufig herrscht eher die Mentalität vor, dass der<br />
<strong>Wald</strong> die Nahrungsgrundlage für die gewünschten (hohen) <strong>Wild</strong>dichten zu liefern habe.<br />
Wenn dies nicht gegeben ist, wird zusätzlich gefüttert. Diese aus der Landwirtschaft<br />
übertragene Sichtweise muss durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Forschungstätigkeit kritisch in Frage gestellt werden. Immer noch werden in Deutschland<br />
Forschungsgelder im Bereich „<strong>Wild</strong>tiermanagement“, anders als in den meisten<br />
anderen europäischen Ländern, durch jagdliche Organisationen vergeben. Im Vordergrund<br />
steht dabei vielfach das Finden von Gründen zur Rechtfertigung hoher<br />
Schalenwilddichten bzw. für das Fest- und Hochhalten sogenannter Traditionen. Eine<br />
wichtige Rolle spielt hierbei häufig der Wunsch nach möglichst großen Trophäen. Um<br />
die Auswahl zu erleichtern, soll dafür auch der Grundbestand einer <strong>Wild</strong>art möglichst<br />
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