Endbericht - IBO
Endbericht - IBO
Endbericht - IBO
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Recyclierbarkeit von verklebten Bauteilschichten ist also die Lösbarkeit der Klebeverbindungen.<br />
Dazu stehen mechanische, thermische und chemische Verfahren, die alleine oder in Kombination<br />
angewendet werden können, zur Verfügung.<br />
Beim mechanischen Ablösen werden die Bauteile durch eine Überbeanspruchung der Klebefuge,<br />
welche zu einem Adhäsions- und/oder Kohäsionsbruch führt, getrennt. Dazu wendet man Zugscher-,<br />
Druckscher- und Drehscher-Beanspruchungen an. Eine weitere mechanische Lösetechnik<br />
ist das Auftrennen der Klebeverbindung mit Trennwerkzeugen, wie z.B. Keile, Sägen. Muss nur<br />
eine der beiden Fügeteile wiedergewonnen werden, kann das Ablösen der zweiten Schicht auch<br />
durch Fräsen oder Schleifen erfolgen. Die mechanischen Entklebeverfahren trennen zwar die<br />
Klebeverbindung, können aber durch die Krafteinbringung das Werkstück schädigen. Des<br />
Weiteren lässt sich die Klebeschicht mit ihnen nur durch (zusätzliches) Fräsen oder Schleifen<br />
rückstandsfrei von den Substratoberflächen entfernen.<br />
Das thermische Lösen bei Temperaturen zwischen 60 und 400 °C wird bei wärmeleitfähigen<br />
Stoffen wie Metallen eingesetzt. Thermoplastische Klebstoffe werden dabei ausgeschmolzen, die<br />
duroplastischen hingegen zersetzen sich. Beim thermischen Entkleben besteht die Gefahr der<br />
Werkstückschädigung durch eine zu starke Wärmeeinbringung. Zudem können sich giftige Gase<br />
bilden, die entsprechend neutralisiert werden müssen. Nach der Trennung der Fügeteile verbleiben<br />
je nach Klebstoffart verschiedenste Rückstände in Form von wiedererstarrten Thermoplasten<br />
oder Zersetzungsprodukten der Duromere auf den Oberflächen. Die endgültige Entfernung dieser<br />
Rückstände muss dann mit Lösemitteln oder anderen chemischen Reinigern erfolgen.<br />
Chemisches Lösen erfolgt mit Lösemitteln. Die chemischen Löseverfahren sind in der Lage, die<br />
Klebstoffschicht rückstandsfrei vom Werkstück abzulösen und es gleichzeitig so zu reinigen, dass<br />
es ohne eine Nachbehandlung der Endverwendung zuführbar ist. Untersuchungen von<br />
ROHRSCHNEIDER (2008) zeigten, dass sich die physikalischen Klebstoffsysteme mit milden<br />
Lösemitteln (Ethylacetat) schon nach wenigen Stunden trennen ließen. Die Cyanacrylatklebstoffe<br />
waren nur mit Aceton lösbar. Ein Reaktionsklebstoff auf Acrylatbasis löste sich in Ethylacetat.<br />
Epoxide zeigten sich selbst nach 96 h gegen alle verwendeten Lösemittel beständig.<br />
Die im Bauwesen eingesetzten Klebeverbindungen können in drei Gruppen eingeteilt werden:<br />
Leicht lösbare Verbindungen: Fixierungen, lösbare Klebebänder, Natur- oder Dispersionsklebstoffe<br />
für Bodenbeläge, Stärkekleister für Tapeten<br />
Mäßig lösbare Verbindungen, Fügeteile nicht zerstörungsfrei lösbar: mineralische Normal-, Leichtoder<br />
Dünnbettmörtel für Mauerwerk; mineralische Klebemörtel im WDVS; nicht repositionier- oder<br />
ablösbare Klebebänder mit guten Haftungseigenschaften<br />
Schwer lösbare Verbindungen: mit Kontakt- oder Reaktionsklebstoffen vollflächig verklebte<br />
Bodenbeläge; vollflächig verklebte Dichtungsbahnen; Klebemörtel; Dichtstoffe<br />
5.4.8. Empfehlungen<br />
Klebeverbindungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden, denn sie sind im Allgemeinen nur<br />
mit Schädigung oder Zerstörung der Fügeteile lösbar. Nur in Sonderfällen ist ein Lösen nach dem<br />
Kleben ohne Schädigung möglich.<br />
Können Klebeverbindungen nicht vermieden werden, sind aus Sicht der Rückbaubarkeit leicht<br />
lösbare Verbindungen zu bevorzugen, also vorwiegend physikalisch abbindende Klebstoffe oder<br />
Haftklebstoffe mit geringer bis mittlerer Haftung.<br />
Wenn der Einsatzbereich oder das Material die Verarbeitung mit schwer lösbaren Klebern<br />
erfordert, sind sortenreine Verbindungen zu bevorzugen, z.B. Mineralschaumplatte mit<br />
mineralischem Klebemörtel verklebt.<br />
Klebstoffe für Boden- oder Wandbeläge, die ein leichtes Abtrennen des Belags vom Untergrund<br />
und im günstigsten Fall sogar dessen Recycling ermöglichen, sind:<br />
- Leichte Fixierung von textilen Bodenbeläge mit Klettband<br />
- Vom Untergrund lösbare Klebefolien für textile und elastische Bodenbeläge<br />
Gugler gesmbH, www.gugler.at ; Pos architekten www.pos-architecture.com ; <strong>IBO</strong> www.ibo.at ; alchemia nova<br />
www.alchemia-nova.net ; New Energy Consulting, www.newenergyconsulting.at Seite 169/310