Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Drucksache 11/1317 Deutscher Bundestag - I!.Wahlperiode
nicht ungewöhnlich und mit einer mittelfristig orientierten
Geldpolitik durchaus vereinbar. Bei einer länger
anhaltenden monetären Beschleunigung, wie sie
seit Mitte letzten Jahres eingetreten ist, muß jedoch
geprüft werden, ob die Geldpolitik einen mittelfristig
konjunkturneutralen und stabilitätsgerechten Kurs
verlassen hat (Schaubild 22).
133. Festzustellen ist zunächst, daß die Zunahme der
gesamtwirtschaftlichen Ausgaben mit der raschen
monetären Expansion auch in diesem Jahr nicht
Schritt gehalten hat. Wegen der Stockung zu Beginn
des Jahres und wegen des schwächeren gesamtwirtschaftlichen
Preisauftriebs blieb der Zuwachs des nominalen
Sozialprodukts hinter dem des Vorjahres zurück.
Die Umlaufsgeschwindigkeit der Zentralbankgeldmenge
ist daher noch einmal beträchtlich gesunken
(Schaubild 23). Da sich die Kapazitätsauslastung
der Wirtschaft nur geringfügig veränderte, hat die
Relation des Produktionspotentials in jeweiligen Preisen
zur bereinigten Zentralbankgeldmenge in etwa
gleich starkem Maße abgenommen. Die Veränderung
dieser Größe, die auf konjunkturelle Einflüsse weniger
stark reagiert als die Umlaufsgeschwindigkeit,
zeigt an, daß die Versorgung der Wirtschaft mit Zentralbankgeld
erneut gestiegen ist.
Der Rückgang der Umlaufsgeschwindigkeit mag zum
Teil auf die zeitlichen Verzögerungen zurückzuführen
sein, mit denen monetäre Impulse die wirtschaftliche
Entwicklung beeinflussen. Aller~gsübersteigt
die Ausweitung der Zentralbankgeldmenge bereits
seit Beginn dieses Aufschwungs das Wachstum des
Produktionspotentials und dem Trend nach auch die
konjunkturbeclingt noch etwas höhere Zunahme des
Sozialprodukts. Hierin kommt auch zum Ausdruck,
daß die wegen des D.achlasSellden inflatorischen
Drucks seit Anfang der achtziger Jahre rückläufigen
Nominalzinsen die Geldhaltung als Form der Vermögensanlage
wieder attraktiver gemacht haben.
Das Produktionspotential in jeweiligen Preisen wird in diesem
Zusammenhang als Indikator für das in dieser Periode mögliche
Transaktionsvolumen verwendet. Dabei sind keineswegs alle
Transaktionen erlaßt; weitgehend unberücksichtigt bleiben insbesondere
Umschichtungsvorgänge im 5ach- und Geldvermögen,
das seit langem schnellerwächst als das Produktionspoten­
Hol. Der steigende Geldbedarf, der hiermit einhergehen dürfte,
mag mit dazu beigetmgen haben, daß die Relation des Produktionspotentials
in jeweiligen Preisen zur Zentmlbankgeldmenge
über einen längeren Zeitraum betmchtet rückläufig ist. 50 hat
sie sich seit 1970 um etwa einen Prozentp~nktverringert.
Schaubild 23
Relation
12,0
ZUR ENTWICKLUNG DER UMLAUFSGESCHWINDIGKEIT DES GELDES
Relation
12,0
11,6
11,2
10,8
10,4
10,0
Umlaufsgeschwindigkeit 11
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Relation Produktionspotential 31
zu Zentralbankgeldmenge 2)
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Vierteljahreszahlen 41
11,6
11,2
10,8
10,4
10,0
9.6
\\\
9.6
9.'
9,'
1970 I1971 I1972 19731197411975 1976 I1977 11978 197911980 11981 1982 1,9831,984 19851 19861 1987 5 }
11 Relatil:>n Bruttosozialprodukt in jeweiligen Preisen Z\.I Zentralbankgeldmenge.- 21 Bargeldumlauf und Zentralbank.guthaben der Banken, bereinigt um
den Effekt I/On Mindenreservesauänderungen. Quelle für Grundzahlen: Deutsche Bundesbank.- 3) Produktionspotentilll bei Normalauslastung in
jeweiligen Preisen. Produktionspoterrtial: Eigene Schätzung.- 4} Umlaufsgeschwindigkeit, berechnet: aus saisonbereinigten Zahlen.- 5) Jahr sowie drittes
und viertes Vierteljahr: Eigene Schätzung.
SR 870909
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