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Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Drucksache 11/1317 Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode<br />

und Beschäftigung deutlich günstigere Perspektiven ab. Der Börsenkrach,<br />

vor allem aber der neuerliche Verfall des Dollar warfen<br />

dann wieder Schatten auf dieses Bild. Der Zuwachs des Sozialproduktswird<br />

daher 19<strong>88</strong> mit 1V2 vH nicht größer, aber immerhin auch<br />

nicht geringer sein als in diesem Jahr. Das reicht bei der Beschäftigungszunahme<br />

wiederum nicht aus, um die Arbeitslosigkeit herabzudrücken;<br />

sie wird 19<strong>88</strong> voraussichtlich wieder leicht steigen.<br />

Im Kursverfall an den Aktienbörsen sehen wir nicht den Vorboten<br />

einer Weltrezession. Was die Ertragsbedingungen der Unternehmen<br />

angeht, bei uns ebenso wie in den Partnerländem, zeichnet<br />

sich keine Verschlechterung ab, die zu einer derartigen Einschätzung<br />

Anlaß gäbe. Man darf nicht übersehen, daß die Kurssteigerungen<br />

an den Aktienbörsen - im Ausland teilweise noch viel<br />

mehr als bei uns - in den letzten Jahren den Kontakt mit der<br />

Gewinnentwicklung verloren hatten. Eine Korrektur spekulativer<br />

Übertreibungen war früher oder später unausweichlich. Als sich<br />

dann auf den Finanzmärkten das Mißtrauen verdichtete, daß es<br />

den großen Welthandelsländern nicht gelingen werde, beim Abbau<br />

der großen Ungleichgewichte voranzukommen, mußte es zu<br />

schmerzhaften Korrekturen kommen; und auch diese mögen teilweise<br />

wieder übersteigert ausgefallen sein.<br />

Wichtig ist vor allem, daß der Börsenkrach nicht auf die Anleihemärkte<br />

und die Kredilinärkte übergreifen konnte. Im Gegenteil;<br />

Der Anstieg der Zinsen auf den Kapitalmärkten, der im Frühsommer<br />

begann, ist zumindest gestoppt, und die vor allem im Ausland<br />

neu aufgekommene Furcht vor einem Wiederaufflackern der Inflation<br />

hat sich vorerst weitgehend gelegt. Freilich muß für die Verluste<br />

an den Aktienbörsen auch im realen Bereich ein Preis gezahlt<br />

werden. Das ist zwn einen die schwächere Konsumzunahme, ins~<br />

besondere in den Ländern, in denen die privaten Haushalte besonders<br />

hohe Einbußen an Wertpapierverrnögen erlitten haben. Das<br />

ist zum anderen die geringere Investition, soweit verschlechterte<br />

Absatzerwartungen und die verteuerte Beschaffung von Eigenkapital<br />

an der Börse die Investitionsneigung und die Investitionsfähigkeit<br />

beeinträchtigt haben. Größer wäre indessen nach unserer<br />

Einschätzung die Gefahr, wenn die Vereinigten Staaten es versuchen<br />

sollten, den Abbau ihres Leistungsbilanzdefizits auf dem<br />

Wege eines fortgesetzten weiteren Verfalls des Dollarkurses voranzubringen.<br />

Wir haben uns mit diesen Fragen im Gutachten ausführlich<br />

auseinandergesetzt und begründet, warum es im Interesse<br />

aller Länder liegt, durch eine kooperative Strategie gemeinsam<br />

den Abbau der Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft tatkräftig<br />

anzugehen. Wir gehen in unserer Prognose für 19<strong>88</strong> davon aus, daß<br />

dies gelingt.<br />

Wir haben das Gutachten unter das Thema Vorrang für die Wachstumspolitik<br />

gestellt. Das ist unsere Sicht der wirtschaftspolitischen<br />

Aufgabe für die kommenden Jahre. Die deutsche Wirtschaft ist im<br />

Wachstumstempo immer weiter <strong>zur</strong>ückgefallen, dies auch im internationalen<br />

Vergleich. Entscheidend für die Wachstumsschwäche<br />

ist es, daß im strukturellen Wandel zu viele Aufgaben<br />

nicht gelöst, teilweise sogar nicht einmal angegangen worden<br />

II

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