Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />
die Einbindungin das EWS als eine in gewissem Maße<br />
objektivierte Stütze in der internen Stabilitätsdebatte<br />
in Anspruch nehmen. Zum anderen haben die Länder<br />
mit überdurchschnittlichem Preisauflrieb bei nominalen<br />
Wechselkursänderungen, die hinter den Inflationsdifferenzen<br />
<strong>zur</strong>ückblieben, gleichsam Preisniveaustabilität<br />
aus dem übrigen EWS-Raum einführen<br />
können.<br />
In den ersten Jahren des EWS konnte Frankreich diesen<br />
direkten Stabilitätsimport nutzen, um die Preisauflriebskräfte<br />
im Inneren zu dämpfen. Bis Mitte 1981<br />
wurde der Französische Franc bei hohem Inflationstempo<br />
real um fast 10 vH höher bewertet, dann sank<br />
sein realer Außenwert bei allmählich abnehmendem<br />
Preisauflrieb (Schaubild 9). Die Währungen von italien<br />
und Irland, den Teilnehmerländern mit dem größten<br />
Inflationsdruck, sind insbesondere in den ersten<br />
vier Jahren, in denen der Währungsverbund bestand,<br />
real in beachtlichem Maße besser bewertet worden.<br />
Von Anfang 1986 an stieg auch der Außenwert der<br />
Dänischen Krone gegenüber den Währungen im<br />
EWS. Diese reale Höherbewertung ist ein Element der<br />
energischen Stabilisierungspolitik, zu der sich die dänische<br />
Regierung Ende 1985 genötigt sah.<br />
55. Die Veränderungen im Interventionsmechanismus,<br />
die jüngstin Nyborg beschlossen wurden, sindin<br />
erster Unie als ein Schritt anzusehen, die wirtschaftspolitische,<br />
insbesondere währungspolitische Zusammenarbeit<br />
in Europa weiter voranzutreiben (Ziffern<br />
35411.). Diese Entwicklung könnte mit der Beteiligung<br />
Großbritanniens am Interventionsmechanismus<br />
fortgeführt werden.<br />
56. Der Kapitalverkehr zwischen den Teilnehmerländern<br />
am Europäischen Währungsverbund ist immer<br />
noch gewissen Einschränkungen unterworfen,<br />
insbesondere im Falle Belgiens, Italiens und Dänemarks.<br />
Eine vollständige liberalisierung des Kapitalverkehrs<br />
würde eine verstärkte wirtschaftspolitische<br />
Kooperation erfordern, da sonst Informationen über<br />
Differenzen, die sich zwischen den nationalen Entwicklungen<br />
abzeichnen, viellach abrupte ihternationale<br />
Kapitalbewegungen auslösen würden (Ziffern<br />
35011.). Ohne eine besser abgestimmte Wirtschaftspolitik,<br />
die die gesamtwirtschaltlichen Entwicklungen<br />
einander annähert, müßten Wechselkursanpassungen<br />
häufiger erfolgen; die Wirtschaft könnte<br />
dadurch verunsichert werden. Nach ~e vor gilt jedoch,<br />
daß einvötliger Verzicht auf Kapitalverkehrsbeschränkungen<br />
die Effizienz der Kapitalmärkte nachhaltig<br />
verbessert.<br />
57. In der Einheitlichen Europäischen Akte, in der<br />
die Aufgaben der Gemeinschalt für die nächsten<br />
Jalue festgeschrieben sind, wird gefordert, bis 1992<br />
den Kapitalverkehr innerhalb der gesamten Europäischen<br />
Gemeinschaft zu liberalisieren. Allerdings unterscheidet<br />
sich die stabilitätspolitische Gesamtsituation<br />
Spaniens, Portugals und vor allem Griechenlands<br />
noch deutlich von der Situation in der übrigen Gemeinschaft.<br />
Die geforderte Süderweiterurig des Europäischen<br />
Währungssystems, die im Falle Griechenlands<br />
allein eine Beteiligung am Interventionsmechanismus<br />
bedeutet, ließe derzeit noch beträchtliche Ver·<br />
spannungen befürchten. In näherer Zukunft könnte<br />
man sich eine Aufnahme Spaniens vorstellen, das in<br />
den letzten Jaluen wesentliche stabilitätspolitische<br />
Fortschritte gemacht hat. Die Möglichkeit, den währungspolitischen<br />
Beistand der übrigen Mitgliedsländer<br />
in Anspruch zunehmen, würde diese Entwicklung<br />
zusätzlich fördern.<br />
Tabelle 4<br />
Wirtschaftspolitisch wichtige Erefgnisse Im Ausland<br />
Datum<br />
<strong>1987</strong><br />
22. Februar<br />
8. April<br />
10. Juni<br />
Internationale Ereignisse<br />
Die Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der Vereinigten Staaten, Kanadas, Japans, Frankreichs,<br />
Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland erklären bei einem Treffen in Paris, daß<br />
die Währungen ihrer Länder jetzt in Kursrelationen zueinander stünden, die mit den ökonomischen<br />
Fundamentalfaktoren vereinbar seien. Weitere starke Wechselkursverschiebungen werden als schäd·<br />
lieh für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen und sollen durch engere währungspolitische Zusammenarbeit<br />
verhindert werden (Louvre-Abkommen).<br />
Auf ihrem Treffen in Washington bestätigen die Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der Län·<br />
der der Siebenergruppe die im Rahmen des Louvre·Abkommens vom 22. Februar <strong>1987</strong> getroffenen<br />
Vereinbarungen.<br />
Die Regierungschefs der sieben größten Industrieländer und Vertreter der Europäischen Gemeinschaf·<br />
ten bekräftigen auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Venedig die bei früheren Treffen am 22. Februar <strong>1987</strong><br />
in Paris und am 8. April <strong>1987</strong> in Washington getroffenen Vereinbarungen über die Koordination der<br />
Wirtschaftspolitik. Besonders betont wird, daß das bestehende Wechselkursgefüge etwa den ökononri·<br />
sehen Fundamentalfaktoren entspreche und eine enge wirtschaftspolitische Kooperation <strong>zur</strong> Vennei·<br />
dung weiterer Wechselkursverschiebungen notwendig sei. Der Uruguay·Runde wird eine wichtige<br />
Rolle <strong>zur</strong> Stärkung des Welthandelssystems beigemessen. Schließlich besteht Einigkeit darüber, daß<br />
marktwirtschaftliehe Refonnen der Agrarpolitik dringend notwendig sind.<br />
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