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Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />

zeigen, zu unkalkulierbaren Risiken für die öllentliehen<br />

Haushalte. Insgesamt gesehen droht somit aus<br />

der ökonomisch zunächst gerechtfertigten Marktzugangssubvention<br />

eine problematische Dauersubventionierung<br />

zu werden. Wechselkursgarantien wären<br />

nicht zuletzt auch deshalb unvertretbar I weil andere<br />

deutsche Firmen für Wechselkursabsicherungen im<br />

Rahmen der Exportversicherung hohe Gebühren zahlen<br />

müssen, die dem subventionierten Betrieb erspart<br />

bleiben. Hierin kann ein Diskrinrinierungstatbestand<br />

gesehen werden.<br />

Im Vertrauen auf Folgesubventionen werden die Anstrengungen<br />

der Subventionsempfänger zu wirklich<br />

kostensparender Produktion gering bleiben. Symptomatisch<br />

ist es, wenn das Bundeswirtschaftsministerium<br />

eine Senkung der als überhöht angesehenen<br />

Kosten bei deutschen Airbus-Herstellern anmahnt. Es<br />

spricht auch nicht für ein effizientes Wirtschaften,<br />

wenn deutsche Hersteller im Airbus-Programm weit<br />

höhere Entwicklungskostenzuschüsse benötigen als<br />

etwa die Hersteller in Großbritannien.<br />

418. Zu beachten sind bei Marktzugangssubventionen<br />

wie bei Absatzsubventionen internationale Rückwirkungen.<br />

Zwischen den Vereinigten Staaten und<br />

der EG droht wegen der Airbus-Subvention ein Handeiskonflikt.<br />

Umstritten ist dabei vor allem, inwieweit<br />

Subventionen für den Airbus durch internationale Absprachen<br />

gedeckt sind. Das Argument, amerikanische<br />

Flugzeughersteller seien durch Militäraufträge indirekt<br />

subventioniert, überzeugt insofern nicht, als auch<br />

die europäischen Flugzeughersteller - von den Airbus-Subventionen<br />

abgesehen - überwiegend von<br />

Militäraufträgen leben. Wenn die Airbus-Subventionierung<br />

aufrecht erhalten wird, ist damit zu rechnen,<br />

daß die Vereinigten Staaten - die den wichtigsten<br />

Markt für GroßIlugzeuge besitzen - Handeishemmnisse<br />

gegen den Airbus errichten werden. Die Rentabilität<br />

des Gesamtprogramms ließe sich dann nicht<br />

erreichen. Außerdem muß befürchtet werden, daß die<br />

Vereinigten Staaten die Subventionen an die Airbus­<br />

Industrie als einen gravierenden Verstoß gegen das<br />

von ihnen geforderte Prinzip eines "fairen Außenhandels"<br />

(fair Irade) betrachten und sich zu Gegenmaßnahmen<br />

auf anderen Gebieten veranlaßt sehen. Der<br />

amerikanische "Halbleiterkrieg U mit Japan zeigt, daß<br />

diese Befürchtung nicht grundlos ist.<br />

419. Das Gesamturteil über die Airbus-Subventionen<br />

darf nicht nur die technologiseben Qulilitäten dieses<br />

Produkts und seinen mengenmäßigen Absatzerfolg<br />

in Betracht ziehen, sondern Qluß auch die Nachteile<br />

beachten, die die Subventionierung bringt. Wäre<br />

es so, daß sich die Bundesregierung <strong>zur</strong> Erleichterung<br />

des Marktzugangs auf eineAnfangssubventionierung<br />

beschränken könnte, die in einem b"'egrenzten Zeitraum<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen wäre, dann ließe sich die Subventionierung<br />

auch ökonomisch rechtfertigen. Dies ist<br />

aber nicht mehr zu erwarten. Für die Bundesrepublik<br />

ist vielmehr mit dem Airbus-Programm ein unkalkulierbares<br />

Subventionsrisiko entstanden. Erneut zeigt<br />

sich daher, daß der einmal eingeschlagene Weg der<br />

Subventionierung nachher nur schwer zu verlassen<br />

ist. Denn es ist bei realistischer Betrachtung ausgeschlossen,<br />

daß die Bundesrepublik ihre Beteiligung<br />

am Airbus einfach beendet. Das würde nicht nur das<br />

Airbus-Programm insgesamt in Gefahr bringen oder<br />

sogar beenden. Angesammeltes technisches Wissen<br />

würde entwertet. Schaden würde auch die europäische<br />

Kooperation nehmen, denn das Airbus-Programm<br />

ist als ein Gemeinschaftsprojekt angelegt. Es<br />

kann jetzt nur darum gehen, dem Staat einen allmählichen<br />

Rückzug aus dem Airbus-Programm zu ennöglichen.<br />

Die Bemühungen der Bundesregierung, die<br />

Industrie stärker an dem Airbus zu beteiligen, gehen<br />

in die richtige Richtung. Bislang sind diese Bemühungen<br />

aber noch nicht erfolgreich gewesen. So lange die<br />

Rentabilität des Airbus zweifelhaft bleibt, wird sich<br />

die Industrie auch schwerlich zu einem größeren Engagement<br />

bereitfinden. Um es dennoch zu erreichen,<br />

wird die Bundesregierung kaum darum herumkommen,<br />

die aus den bisherigen Airbus-Programmen resultierenden<br />

Absatzrisiken zumindest teilweise weiter<br />

zu tragen. Jedoch wäre es ein großer Fortschritt,<br />

wenn für die neuen Programme A 330/A 340 nur eine<br />

Subventionierung der Entwicklungskosten bis <strong>zur</strong> Se·<br />

rienreife des Flugzeugs in Frage käme.<br />

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