Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />
Unter diesen Bedingungen schlug der Rückgang der<br />
Zinsen arn Geldmarkt nicht merklich auf die langfristigen<br />
Zinsen durch, zusätzlich angebotenes Geld erhöhte<br />
die Kassenhaltung. Angesichts des hohen Volumens<br />
an anlagebereiten Mitteln und in Anbetracht<br />
der niedrigen Preisniveausteigerungen ist ein Rückgang<br />
der Kapitalmarktzinsen, wie er sich im Zuge des<br />
Kursverfalls an den Aktienmärkten seit dem 19. Oktober<br />
bereits angelassen hat, durchaus erwünscht, dies<br />
setzt jedoch gerade in einem international integrierten<br />
Kapitalmarkt Vertrauen in die Wertbeständigkeit<br />
der Währung voraus. Wo dieses Vertrauen geschwächt<br />
wird, gerät die Geldpolitik an die Grenze<br />
des durch eine expansive Politik Machbaren (Ziffern<br />
321 ff.).<br />
Rückgang des hohen ausländischen Mittelangebots<br />
am deutschen Kapitalmarkt<br />
139. Das Mittelaulkommen an den inländischen<br />
Wertpapiermärkten stammte in der ersten Hälfte des<br />
Jahres <strong>1987</strong> zu rund 60 vH aus ausländischen Quellen.<br />
Dieses hohe Kapitalangebot aus dem Ausland <br />
allein an Rentenwerten wurde in den ersten sechs<br />
Monaten ein Betrag von 35 Mrd DM an Ausländer<br />
abgesetzt - trug wesentlich dazu bei, daß die Kapitalmarktzinsen<br />
trotz der geringen Anlageneigung inländischer<br />
Nichtbanken in den ersten Monaten des<br />
Jahres noch weiter sanken. Der Zinsvorteil von Dollaranlagen<br />
wurde durch die Wechselkurs- und Zinsänderungserwartungen<br />
der ausländischen Kapitalanleger<br />
offenbar mehr als ausgeglichen (Tabelle 11).<br />
Zur Jahresmitte hin wurden Anlagen in Dollarliteln<br />
allerdings wieder attraktiver, weil sich die langfristigen<br />
Zinsen in den Vereinigten Staaten rasch erhöhten<br />
und Aufwertungserwartungen zugunsten der D-Mark<br />
im Zuge der seit Februar andauernden Phase relativer<br />
Wechselkursstabilität sichtlich nachließen. Schon ab<br />
Mai verminderte sich das Mittelangebot des Auslands<br />
arn deutschen Kapitalmarkt; als Folge stieg die Umlaulsrendite<br />
festverzinslicher Wertpapiere auch in der<br />
Bundesrepublik an (Schaubild 26). Die Phase steigender<br />
Zinsen reichte bis zu dem ZeitplJllkt, als ein weltweiter<br />
Kursshuz an den Aktienbörsen begann. Daraufhin<br />
erhöhte sich die Nachfrage nach den weniger<br />
risikobehafteten festverzinslichen Wertpapieren; dies<br />
bewirkte einen Zinsrückgang, der in detl Vereinigten<br />
Staaten besonders kräftig ausfiel.<br />
Der hohe Überschuß im Saldo der Wertpapiertransaktionen<br />
mit dem Ausland führte in der ersten Hälfte<br />
dieses Jahres trotz hoher deutscher Direklinvestitionen<br />
im Ausland erneut zu einem Nettozustrom an<br />
lang1ristigem Kapital in Höhe von nahezu<br />
15 Mrd DM. Mit dem nachlassenden Auslandsinteresse<br />
an deutschen Wertpapieren überwog jedoch der<br />
lang1ristige Kapitalexportim dritten Quartal denlangfristigen<br />
Kapitalimport um etwa 18 Mrd DM.<br />
140. In der Bilanz des kurzfristigen Kapitalverkehrs<br />
schlug sich vor allem der hohe Leistungsbilanzüberschuß,<br />
der in den ersten neun Monaten dieses Jahres<br />
rund 53 Mrd DM betragen hat, in Form von hohen<br />
kurzfristigen Netto-Kapitalexporten nieder. Die<br />
Netto-Auslandsforderungen des Geschäftsbankensysterns<br />
und der inländischen Unternehmen stiegen<br />
kräftig an. Die Netto-Auslandsposition der Bundesbank<br />
erhöhte sich vor allem wegen des starken Devisenzustroms<br />
vor der Neulestsetzung der EWS-Paritäten<br />
im Januar in den ersten zehn Monaten des Jahres<br />
um rund 19 Mrd DM (Tabelle 10, Seite 84).<br />
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