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Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />

setzen daher in der Breite kräftige Anreize <strong>zur</strong> Umweltschonung<br />

frei und bewirken so eine Minimierung<br />

der Kosten.<br />

Auch für den Umweltschutz gilt der Erfahrungssatz,<br />

daß es besser ist, Schäden zu vermeiden, als bereits<br />

entstandene zu beheben, Er gilt für den Umweltschutz<br />

sogar in besonderem Maße, weil die Behebung vieler<br />

Schäden - wenn sie überhaupt möglich ist - um ein<br />

Mehrfaches teurer ist als die Vermeidung, Deshalb ist<br />

ein schonender Umgang mit der Natur so wichtig.<br />

Neben die Aufgabe, umweltbewußtes Verhalten zu<br />

fördern, tritt die spezifische Aufgabe der Umweltschutzpolitik,<br />

die Weichen für eine möglichst breite<br />

Anwendung integrierter Techniken des Umweltschutzes<br />

zu stellen (JG 85 Ziffer 227). Das sind neue<br />

Produkte oder Verfahren, die so gestaltet sind, daß<br />

umweltschädliche Reststoffe oder Wirkungen möglichst<br />

gar nicht erst entstehen; eine großen wirtschaftlichen<br />

und ökologischen Erfolg versprechende Technik<br />

dieser Art könnte beispielsweise die Wirbelschichtfeuerung<br />

für Kohle werden. Zur Fortentwicklung<br />

integrierterTechniken eignEn sich am besten die<br />

Instrumente der preislichen Steuerung. Die heute vorherrschenden<br />

ordnungsrechtlichen Instrumente begünstigen<br />

eher die konventionelle Technik, also<br />

nachgeschaltete Umweltschutzanlagen, bei denen<br />

sich die Umweltbelastung, wenn auch auf reduziertem<br />

Niveau, von dem einen Umweltmemum zum anderen<br />

verlagert.<br />

265. Eine zentrale Rolle in einer Wirtschaftspolitik,<br />

die dem Wachstum Vorrang gibt, kommt der Finanzpolitik<br />

zu. Ihre Hauptaufgaben sind die Absenkung<br />

der Steuerbelastung und die Reform der Steuerstruktur.<br />

Mit dem Abbau des Anstiegs der Grenzsteuersätze<br />

in den Jahren 1986 und 19<strong>88</strong> sowie mit dem für<br />

1990 vorgesehenen Übergang zu einem linear-progressiven<br />

Einkommensteuertarif unter gleichzeitiger<br />

Aufhebung einiger Steuervergünstigungen wird ein<br />

Weg in der richtigen Richtung beschritten, allerdings<br />

nicht konsequent genug; denn zugunsten verteilungspolitischer<br />

Erwägungen hält sich der Abbau von<br />

Behinderungen des Wirtschaftswachstums in engeren<br />

Grenzen als erhofft. Auch ist Unsicherheit darüber<br />

entstanden, wie die Steuerentlastung finanziert werden<br />

soll. Befürchtungen, daß die Kreditfinanzierungsquote<br />

dauerhaft wieder ansteigen könnte, sind der<br />

Wachstumsdynarnik abträglich. Die Finanzpolitik<br />

muß deshalb auf klarem Kurs bleiben: Die mühsam<br />

errungene Haushaltskonsolldierung darf nicht wieder<br />

gefährdet werden. Wenn der immer wieder in Aussicht<br />

gestellte Abbau der Finanzhillen endlich entschlossen<br />

in Angriff genommen wird, kann gleichzeitig<br />

dreierlei erreicht werden: die Beseitigung von<br />

Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der gesunden<br />

Unternehmen, die Bereinigung der Ausgabenstruktur<br />

der öffentlichen Haushalte, indem sich der Staat auf<br />

seine notwendigen Aufgaben beschränkt, und eine<br />

solide Finanzierung der Steuerentlastungen, die unverzichtbarist,<br />

damit die Bürger mit einer dauerhaften<br />

Senkung der Steuerquote rechnen können.<br />

266. Dem ersten Anschein nach haben die Lohnpolitik<br />

und die Wachstumspolitik wenig miteinander zu<br />

tun. Bei genauerem Hinsehen erweist sich das Gegenteil<br />

als richtig: Die Lohnpolitik ist <strong>zur</strong> Flankierung der<br />

Wachstumspolitik unverzichtbar, und die Wachstumspolitik<br />

lohnt dies mit steigenden realen Einkommen.<br />

Dalür spricht die Erfahrung der letzten drei Jahre: Die<br />

Lohnpolitik hat den Stabilitätskurs, wenn auch nicht<br />

mit letzter Konsequenz, unterstützt. Die Preise sind<br />

- auch dank der günstigen Preisentwicklung im Austausch<br />

mit dem Ausland - nur m~ßig gestiegen. Die<br />

Beschäftigung hat zugenommen, und die realen<br />

Löhne wachsen brutto wie netto wieder. Preisstabilität<br />

ist die eine und Kostenstabilität die andere Voraussetzung<br />

dafür, daß die Investitionen killkulierbar, die<br />

Risiken des Wirtschaftens in die Zukunft hinein gemindert<br />

werden. Daß die Investitionen derzeit mit den<br />

guten Gewinnen nicht ausreichend Kontakt halten,<br />

mag die Lohnpolitik enttäuschen; hängen doch von<br />

den Investitionen die Sicherheit der Arbeitsplätze, die<br />

Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Zugang<br />

an neuen Arbeitsplätzen ab. Dennoch darf dies angesichts<br />

des realen Einkommenszllwachses der letzten<br />

drei Jahre nicht Anlaß <strong>zur</strong> Kursänderung der Lohnpolitik<br />

etwa in Richtung einer expansiveren Auslegung<br />

sein.<br />

Die Laufzeit der Tarifverträge steigt heute an, nicht<br />

zuletzt wegen der Vereinbarung abgestufter Arbeitszeitverkürzungen.<br />

In einigen Bereichen beträgt die<br />

Laufzeit drei Jahre. Auch dies kann zum Abbau von<br />

Unsicherheit beitragen. Wichtig ist jedoch, daß die<br />

mittelfristige Unie der Produktivitätssteigerung richtig<br />

getroffen und die Lohnverabredungen auf dieser<br />

Unie gehalten werden. Mittelfristig konstante Lohnstückkosten<br />

geben den Investoren mehr Sicherheit.<br />

Sie flankieren die Wachstumspolitik ebenso wie die<br />

Stabilitätspolitik. Sie tragen zu langfristig steigenden<br />

Realeinkommen bei.<br />

Die Aufgabe der Lohnpolitik im Rahmen einer Politik<br />

für mehr Wachstum besteht somit in der Zurückhaltung<br />

im Verteilungskarnpf um der Stabilität der Währung<br />

und der Ermutigung der Investitionen, um der<br />

Zukunft willen. Ihren Lohn dalür lindet sie in kräftigerem<br />

Wachstum des Einkommens der Arbeitnehmer.<br />

Wirtschaftspolitik nach dem Börsenkrach<br />

267. Wachstumspolitik ist längerfristig angelegte<br />

Wirtschaftspolitik. Es braucht seine Zeit, Blockaden<br />

von wirtschaftlichen Antriebskräften aus dem Weg zu<br />

räumen und Koordinationsmängel zu beseitigen; und<br />

manche Früchte reüen nur langsam. Zu einem kräftigeren<br />

Wachstum kann es deshalb nicht schnell kommen.<br />

Das bedeutet, daß gravierende Störungen, wie<br />

auch immer verursa

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