19.06.2014 Aufrufe

Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />

ner beruflicher Fertigkeiten. Dabei stebt die Überlegung<br />

im Vordergrund, daß es auch für Berufe, die<br />

nicht als besonders zukunftsträchtig eingeschätzt<br />

werden, in expandierenden Wirtschaftsbereichen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

gibt. Ein Beispiel dafür ist<br />

die Beschäftigung von entsprechend höherqualilizierten<br />

Bauarbeitern im Ausbaugewerbe.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Einarbeitung<br />

in modeme Informationstechniken, deren Bedeutung<br />

in fast allen Berufen zunimmt. Einen ausgesprochenen<br />

Arbeitskräftemangel gibt es nach wie vor bei einer<br />

Reihe anderer Berufe, so beispielsweise bei Zerspanungstechnikern,<br />

bei denen sich die Anzahl der<br />

Teilnehmer an einem Fortbildungskurs zwischen<br />

1981 und 1986 verfünffacht hat. Bei solchen Mangelberufen<br />

sind die Qualifizierungsmaßnahmen gezielt<br />

und äußerst wirksam eingesetzt worden.<br />

125. Aus diesen Gründen konnte die Bundesanstalt<br />

für Arbeit durch die Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />

beachtliche Erfolge bei der Wiedereingliederung<br />

von Arbeitslosen erzielen. Im Jahre 1986 waren<br />

nur rund 20 vH der Lehrgangsteilnehmer ein halbes<br />

Jahrnach Beendigung des Kurses noch arbeitslos.<br />

Die Relation zwischen denjenigen, die sich nach einer<br />

Fortbildung arbeitslos meldeten, und der Gesamtzahl<br />

aller, die in dem betreffenden Jahr einen Kurs beendet<br />

hatten, betrug 1986 rund 13'/2 vH, ein Jahr zuvor<br />

- beiähnlicherArbeitsmarktlage - hatte sie noch bei<br />

etwa 14 \12 vH gelegen. Diese Verbesserung der Berufschancen<br />

der Teilnehmer übertraf die Erwartungen;<br />

eher war befürchtet worden, die starke Ausdehnung<br />

der Förderung könne zu Vermittlungsengpässen<br />

führen.<br />

126. Im Zuge der verstärkten Bemühungen um die<br />

Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen erlangten<br />

die vorwiegend auf diesen Personenkreis zugeschnittenen<br />

"Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung der<br />

Vermittlungsaussichten• größere Bedeutung. Rund<br />

52 000 Arbeitslose nahmen 1986 an solchen Kursen<br />

teil, 37 vH mehr als 1985. Diese Kurse mit einer Dauer<br />

von durchschnittlich vier Wochen dienen dazu, Arbeitslosen<br />

bei ihrer Arbeitssuche zu helfen oder ihr<br />

Interesse an einer Weiterbildung zu wecken.<br />

127. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />

machten allerdings auch 1986 und <strong>1987</strong> nur<br />

etwa 26 vH der neu eingetretenen Teilnehmer an beruflicher<br />

Weiterbildung aus, obwohl knapp die Hälfte<br />

der Arbeitslosen keine Berufsausbildung hat. Dies<br />

liegt zum einen daran, daß es schwierig ist, mit dem<br />

herkömmlichen Bildungsangebot diese Arbeitslosen<br />

überhaupt zu erreichen, zum anderen daran, daß sich<br />

unter den Personen ohne abgeschlossene Ausbildung<br />

auch überdurchschnittlich viele ältere Arbeitnehmer<br />

befinden, die meist für eine berufliche Höherqualilikation<br />

nicht mehr geeignet erscheinen und die sich<br />

auch nach einer beruflichen Ausbildung nur geringe<br />

Chancen auf dem Arbeitsmarkt ausrechnen können.<br />

Von einer besonders starken Konzentration der Qualifizierungsoffensive<br />

auf Personen, die dem strukturellen<br />

Kern der Arbeitslosen zu<strong>zur</strong>echnen sind und unter<br />

den derzeitigen Bedingungen am Arbeitsmarkt ohne<br />

besondere Anstrengungen zu geringe Beschäftigungschancen<br />

haben, also auf langfristig Arbeitslose<br />

und/oder Arbeitslose ohne Berufsausbildung kann<br />

also nur in eingeschränktem Maße die Rede sein.<br />

128. Die wieder steigende Anzahl von Leistungsempfängern<br />

und die Ausweitung der Leistungen für<br />

ältere Arbeitslose sowie die Verlagerung verschiedener<br />

Ausgaben vom Bundeshaush~tauf den Haushalt<br />

der Bundesanstalt für Arbeit engen den finanziellen<br />

Spielraum der Bundesanstalt ein (Ziffern 163). Damit<br />

ist fraglich geworden, ob die Maßnahmen <strong>zur</strong> beruflichen<br />

Bildung auf dem erreichten N1veau fortgeführt<br />

werden können. Eine nochmalige Ausweitung<br />

wie in den letzten Jahren kam von vornherein nicht in<br />

Frage. Deutliche Einschränkungen könnten den Fortgang<br />

der Qualilizierungsoffensive insgesamt gefährden.<br />

Wenn sich die Arbeitsmarktpolitik nicht nur als<br />

Hilfe für die am ärgsten von Arbeitslosigkeit betroffenen<br />

Personen sehen will, sondern als flankierende<br />

Maßnahme auch zu größerer beruflicher Mobilität<br />

beitragen soll, muß sie stetig und auf längere Sicht<br />

angelegt werden (SG 82 ZiIIern 87ff.).<br />

In der Zusammenarbeit der Unternehmen mit den<br />

Arbeitsämternbei der Planung und Durchführungvon<br />

QuaIifizierungsmafinahmen haben beide Seiten dazugelernt.<br />

Insbesondere gelingt es heute besser, das<br />

AusbildUllgsangebot an die von den Unternehmen<br />

tatsächlich nachgefragten Qualilikationen anzupassen,<br />

auch wenn von vielen Unternehmen der Dringlichkeit<br />

einer vorausschauenden Ausbildungs· und<br />

Personalpolitik noch nicht <strong>zur</strong>eichend Rechnung getragen<br />

wird. Trotz dieser Einschränkung jedoch haben<br />

sich die Voraussetzungen verbessert, da die Unternehmen<br />

ihre Aufgabe im Bereich der beruflichen<br />

Bildung wieder verstärkt selbst wahrnehmen und die<br />

Arbeitsmarktpolitik sich mit ihren Umschulungs- und<br />

Fortbildungsmaßnahmen auf jene Gruppen von Arbeitnehmern<br />

konzentrieren kann, für die die Chancen<br />

auf eine berufliche Eingliederung ohne Förderung gering<br />

sind.<br />

IV. Geldpolitik: Orientierung am Wechselkurs<br />

129. Das vorrangige Bemühen der Geldpolitik war<br />

es im Jahre <strong>1987</strong>, einer weiteren Höherbewertung der<br />

D-Mark insbesondere gegenüber dem Dollar entgegenzuwirken.<br />

Tatsächlich stabilisierte sich der Wert<br />

der amerikanischen Währung für einen längeren Zeit·<br />

raum bei etwa 1,80 DM, nachdem sich Ende Februar<br />

die Bundesrepublik und fünf weitere große lnduslrieländer<br />

im sogenannten Louvre-Abkommen auf eine<br />

stärker wechselkursorientierte Politik verständigt hatten.<br />

Die Deutsche Bundesbank trug <strong>zur</strong> Stabilisierung<br />

der Wechselkurse vor allem dadurch bei, daß sie ihre<br />

Zinssätze für kurzfristige Ausleihungen im Verlauf<br />

der ersten Jahreshälfte weiter <strong>zur</strong>ückführte. Sie nahm<br />

dabei in Kauf, daß die Expansion der Zentralbankgeldmenge<br />

von Jahresbeginn an oberhalb des Geldmengenziels<br />

lag, das ohnehin schon reichlich bemessen<br />

war.<br />

Einmal mehr zeigte sich in diesem Jahr die hohe Auslandsabhängigkeit<br />

des deutschen Kapitalmarktes.<br />

Ungeachtet des expansiven geldpolitischen Impulses<br />

81

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!