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Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Drucksache 11/1317 Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode<br />

141. Die Bundesbank war aueb in diesem Jahr bemüht,<br />

die Feinsteuerung des Geldmarktes durch<br />

Wertpapierpensionsgeschäfte, eine besondere Fonn<br />

der Offenmarktpolitik, vorzunehmen. Die Flexibilität<br />

dieses geldpolitischen Instruments wurde direkt zu<br />

Jahresbeginn auf die Probe gestellt, als es zu den<br />

hohen Devisenzußüssen vor der Neufestsetzung der<br />

Leitkurse im Europäischen Währungssystem am<br />

12. Januar kam. Wegen der Interventionsverpfliebtung<br />

der Bundesbank floß den Banken in hohem<br />

Maße zusätzliebe liquidität zu. Diesen liquiditätszustrom<br />

glich die Bundesbank größtenteils dadureb<br />

aus, daß sie im Januar auslaufende Wertpapierpensionsgeschäfte<br />

nicht erneuerte.<br />

Nachdem es im Anschluß an die Neufestsetzung der<br />

Leitkurse nicht zu einem Rückstrom der zugeflossenen<br />

Devisen kam, beschloß der Zentralbankrat am<br />

22. Januar, die Rediskontkontingente zu kürzen und<br />

die Mindestreservesätze linear um 10 vH anzuheben.<br />

Zugleich wurden allerdings die Leitzinsen um einen<br />

halben Prozentpunkt gesenkt (Tabelle 12). Insgesamt<br />

führte dieses Maßnahmenbimdel dazu, daß die unausgenutzten<br />

Relinanzierungslinien der Banken<br />

kurzfristig stark <strong>zur</strong>ückgingen und erst mit dem Neuabschluß<br />

von Wertpapierpensionsgesebäften im Jahresverlauf<br />

wieder anstiegen.<br />

142. Mit der Leitzinssenkung zu Anfang dieses Jahres<br />

und der Rücknahme der Wertpapierpensionssätze<br />

im Verlauf des ersten Halbjahres setzte sich der Zins-<br />

rückgang am Geldmarkt bis <strong>zur</strong> Jahresmitte fort<br />

(Sebaubild 27). Danaeb traten aueb am Geldmarkt<br />

leichte Zinssteigerungen ein. Bei Wertpapierpensionsgesebälten,<br />

die die Bundesbank im September<br />

und Oktober über das Zinstender-Verfahren anbot,<br />

ergab sieb ein Anstieg des Zuteilungssatzes um<br />

0,25 Prozentpunkte. Dieser geringfügige Zinsanstieg<br />

wurde zum Anlaß dafür, daß die amerikanischen Forderungen<br />

nach einer expansiveren deutschen Geldpolitik<br />

mit Nachdruck erneuert wurden. Der weltweite<br />

Kurssturz an den .Ak.ti.enbörsen. der im zeitlichen<br />

Anschluß an diese intematiOl.ale wirtschaftspolitische<br />

Konfrontation erfolgte und auf den die Bundesbankinzwisebenmit<br />

einer Herabsetzung des lombardsatzes<br />

um einen halben Prozentpunkt, ferner einer<br />

Rücknahme des Wertpapierpensionssatzes um<br />

0,3 Prozentpunkte reagiert hat, kennzeichnet die derzeit<br />

an den internationalen Finanzmärkten herrscbende<br />

Nervosität.<br />

Geringere Wechselkursänderungen<br />

143. Der nominale Außenwert der D-Mark ist gegenüber<br />

den Währungen von 14 wichtigen Industrieländern<br />

im Laufe dieses Jahres nicht mehr so stark<br />

angestiegen wie im Vorjahr. Maßgeblieb hierfür war<br />

die verhältnismäßig stabile Entwicklung des Wechselkurses<br />

gegenüber dem Dollar, der die Talfahrt im Januar<br />

noch fortsetzte, danach aber bis November weitgehend<br />

stabil blieb. Auch im EWS folgte der Neufestsetzung<br />

der Leitkurse im Januar, bei der die D-Mark<br />

sowie der Holländische Gulden, der Belgisebe und der<br />

Tabelle 12<br />

Maßnahmen der Deutscheu Bundesbank<br />

Datum<br />

1986<br />

18. Dezember Der Zentralbankrat beschließt ein Geldmengenziel für <strong>1987</strong>. Die Zentralbankgeldmenge<br />

zu konstanten Reservesätzen soll vom vierten Quartal 1986 bis zum vierten<br />

Quartal <strong>1987</strong> um 3 vH bis 6 vH ausgeweitet werden.<br />

<strong>1987</strong><br />

22. Januar Der Zentralbankrat beschließt eine Kürzung der Rediskontkontingente der Kredilinstitute<br />

um 8 Mrd DM und eine lineare Anhebung der Mindestreservesätze um 10 vH. Die<br />

Bundesbank begründet diese Maßnahme in erster Linie damit, daß die liquiditätsanreicherung<br />

durch hohe Devisenzuflüsse vor dem EWS-Realignment am 12. Januar kompensiert<br />

werden soll.<br />

Gleiebzeitig beschließt der Zentralbankrat eine Senkung des Diskontsatzes und des<br />

Lombardsatzes um jeweils einen halben Prozentpunkt auf 3% beziehungsweise S%<br />

(zum 23. Januar).<br />

16. April Inihrem Geschäftsbericht für das Jahr 1986 stellt die Bundesbankeinen Reingewinn von<br />

7,8 Mrd DM fest. Davon werden 7,3 Mrd DM an den Bund abgeführt.<br />

5. November In Abstimmung mit den Währungsbehörden in anderen EG-Ländern beschließt der<br />

Zentralbankrat eine Senkung des Lombardsatzes von 5% auf 4,5% vom 6. November an.<br />

Zugleich wird eine Herabsetzung der Zinsen für die näebsten Wertpapierpensionsgesebäfte<br />

angekündigt. Das Zinssignal soll vor allem dazu dienen, den Kursverfall des<br />

US-Dollar zu bremsen und die Spannungen im Europäiseben Währungssystem zu mildern.<br />

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