Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />
Als in späteren Jahren für die Wirtschaftspolitik die<br />
Wachstums- und Beschäftigungsprobleme stärker in<br />
den Vordergrund rückten, war die Fragestellung eine<br />
andere. Sie lautete: Haben die Löhne die Gewinne der<br />
Unternehmen geschmälert? Haben sie von daher investitionshemmend<br />
und folglich beschäftigungsmindernd<br />
gewirkt? Die Reallohnposition konnte als ein<br />
erster Anhaltspunkt für die Beurteilung genommen<br />
werden. Zusätzlich wurde berücksichtigt, daß die Kosten-Erlös-Relation<br />
nicht allein von den Nominallöhnen<br />
im Verhältnis zu den Konsumgüterpreisen beeinflußt<br />
wird. Ebenso wurden die übrigen Preise (im Austausch<br />
mit dem Ausland und im Austausch von Gütern<br />
zwischen Unternehmungen und Staat) sowie die Kapitalkosten<br />
und hier insbesondere die Zinskosten berücksichtigt.<br />
Die Konzentration auf diese veränderte<br />
Fragestellung gab Anlaß zu mehreren Veränderungen<br />
in der Abgrenzung der Komponenten der Reallohnposition.<br />
So wurde seit 1980 als lohnpolitisch relevanter<br />
Preisindex ein Preisindex der Verkäufe von<br />
Unternehmen an die privaten Haushalte und den<br />
Staatverwendet (JG 80 Zilfer 145). Die Zinskosten der<br />
Unternehmen wurden zunächst bei der Interpretation<br />
der Reallohnposition mitgeführt und 1980 auch explizit<br />
in die Rechnung einbezogen.<br />
169. Die Reallohnposition entfernte sich damit immer<br />
weiter von der Konzeption eines Indikators für<br />
Veränderungen der funktionalen Einkommensverteilung,<br />
andererseits war sie trotz aller Modifikationen<br />
nicht mit einer Kosten-Erlös-Relation gleichzusetzen.<br />
Als Maßgröße lag sie zwischen einer Kosten-Erlös<br />
Relation und einem Verteilungsmaß, und die Kombination<br />
von Kosten- und Preisaspekten machte ihre<br />
Interpretation zunehmend schwieriger und weniger<br />
ergiebig.<br />
Derzeit ist die Situation der Wirtschaft in der Bundesrepublik<br />
eine ganz andere als in den sechzigerJahren,<br />
in denen das Analyseinstrument der Reallohnposition<br />
entwickelt worden ist. :Mit einer Arbeitslosenquote<br />
von zuletzt über 8 vH sind wir weit von einer Situation<br />
der Vollbeschäftigung entfernt. Zudem beeinflussen<br />
mehrals in früberenJahren starke Wechselkursveränderungen<br />
von Jahr zu Jahr sowie die beträchtlichen<br />
Schwankungen der Zinsen Gewinnsituation und Investitionsbereitschaft<br />
der Unternehmen. In der Reallohnposition<br />
konnten solche Veränderungen der Kosten-Erlös-Situation<br />
nur zum Teil erfaßt werden. Wir<br />
haben uns deshalb entschlossen, in einer gesonderten<br />
Rechnung eine Kosten-Erlös-Relation vorzulegen.<br />
170. Die Kosten-Erlös-Relation ist definiert als das<br />
Verhältnis der Gesamtkosten des Unternehmenssektors<br />
zu den Gesamterlösen. Die Gesamtkosten setzen<br />
sich zusammen aus den Ausgaben für inländische und<br />
ausländische Vorleistungen, indirekten Steuern abzüglich<br />
erhaltener Subventionen, Abschreibungen,<br />
kalkulatorischen Zinskosten sowie Lohnkosten. Für<br />
die Erlöse steht das Brultoinlandsprodukt zuzüglich<br />
der Vorleistungen. Die inländischen Vorleistungen<br />
werden in die Rechnung mit einbezogen, obwohl sie<br />
zugleich Erlöscharakter und Kostencharakter haben.<br />
Dies geschieht zum einen, um analog zu den Rechnungen<br />
der Umsatzrendite in einem einzelnen Unternehmen<br />
ein Bild von den Gesamtkosten im privaten<br />
Sektor der Wirtschaft in Relation zu den gesamten<br />
Erlösen zu bekommen. Zum anderen soll in der Rechnung<br />
berücksichtigt werden, inwieweit ausländische<br />
Vorleistungen mit der zunehmenden internationalen<br />
Arbeitsteilung einen Teil derinländischen Vorleistungen<br />
ersetzt haben. Die partiellen Kosten-erlös-Relationen<br />
ergeben additiv die gesamte Kosten-Erlös-Relation.<br />
Die Kosten-Erlös-Relation soll ein Urteil über die Kosten-<br />
und Gewinnsituation qer Unternehmen im privaten<br />
Sektor erlauben. Aus diesem Gmnd bleibt der<br />
Staat als Produktionsbereich bei der Rechnung außer<br />
Betracht. Ebenfalls nicht in die Berechnung einbezogen<br />
werden der SektorWohnungsvermietung und der<br />
finanzielle Sektor, das heißt Kreditinstitute und Versicherungsunternebmen.<br />
Die Erfahrung lehrt, daß in<br />
diesen Sektoren die aktuelle Ertragslage und die laufende<br />
Investitionstätigkeit nicht in 50 engem Zusammenhang<br />
stehen wie in den übrigen Bereichen der<br />
Wirtschaft.<br />
11. Die Entwicklung der Kosten-Erlös-Relation<br />
seit den sechziger Jahre"<br />
171. Die Kosten-Erlös-Relation seit den sechziger<br />
Jahren 'verläuft in deutlich unterscheidbaren Phasen<br />
(Tabelle 20).<br />
In der Entwicklung der Vorleistungskosten, insbesondere<br />
in den Veränderungen des Gewichts der importierten<br />
Vorleistungen, spiegeln sich in erster linie außenwirtschaftliche<br />
Einflüsse. Bei den importierten<br />
Vorleistungen zeigen zwei deutliche Niveauspriinge,<br />
im Jahr 1974 und noch einmal in den Jahren 1979 und<br />
1980, die plötzlichen Verteuerungen der Ölimporte<br />
an. Im Jahre 1986 und bis in das Jahr <strong>1987</strong> hinein<br />
wirkten sich hingegen die Aufwertung der D-Mark<br />
und die Verbilligung des Öls und anderer Rohstoffe in<br />
einem beträchtlichen Rückgang dieser Kostenkomponente<br />
aus. Der Anteil der importierten Vorleistungen<br />
liegt heute erheblich höher als in den sechziger Jahren,<br />
was im wesentlichen auf den größeren Umfang<br />
dieser Vorleistungen und nicht etwa auf ihre Verteuerung<br />
<strong>zur</strong>ückgeht. Im Vergleich zum Beginn der sechziger<br />
Jahre haben sich importierte Vorleistungen gegenüber<br />
den Erlösen relativ verbilligt.<br />
172. Das Gewicht der indirekten Steuern abzüglich<br />
der erhaltenen Subventionen hat sich in den letzten<br />
Jahren wenig verändert. In der längerfristigen Betrachtung<br />
fällt der tendenzielle Rückgang dieser Kostenkomponente<br />
auf, ein Beleg vor allem des zunehmenden<br />
Gewichts der Subventionen. Die verfügbaren<br />
Zahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
erlauben keine weitere Aufteilung von Subventionen<br />
und indirekten Steuern. Dies ist vor allem deshalb<br />
unbefriedigend, weil die Entlastung durch Subventionen<br />
in weit stärkerem Maße auf einzelne Branchen<br />
konzentriert ist als die Belastung durch indirekte<br />
Steuern.<br />
173. Das Gewicht der kalkulatorischen Zinskosten<br />
und Abschreibungen steigt langfristig an, dies ist vor<br />
allem Folge der trendmäßig steigenden Kapitalinten-<br />
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