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Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/1317<br />

niger großes Steuersenkungspotential aus, das beispielsweise<br />

zu der für die nächste Legislaturperiode<br />

angekündigten Senkung der Unternehmungsteuem<br />

eingesetzt werden könnte. Interessanter sind die Resultate<br />

für den Staatsausgabenpfad von 3 vH: Für die<br />

Kombination, die der Finanzplanung zugrunde liegt,<br />

erhalten wir - ebenso wie für das Jahr 1990 (obne<br />

Berücksichtigung der Steuerrefonn) - ein strukturelles<br />

Defizit in der Größenordnung von 5 Mrd DM, so<br />

daß die Belastung von 20 Mrd DM aus der Steuersenkung<br />

1990 haushaltswirtschaltlich weitgehend verkraftet<br />

wäre; für die Varianten niedrigerer Zuwachsraten<br />

des Bruttosozialprodukts gilt dies dagegen<br />

nicht; denn nach unserem Tableau ergäben sich in<br />

diesen Fällen noch strukturelle Defizite in einer bedenklichen<br />

Höhe, so daß bei durchschnittlichen Zuwachsraten<br />

des nominalen Bruttosozialproduktes von<br />

4 vH und darunter für die Staatsausgaben ein Expansionspfad<br />

von 2 1 12 vH oder gar 2 vH angestrebt werden<br />

müßte, wenn strukturelle Defizite für einen längeren<br />

Zeitraum vermieden werden sollen.<br />

2<strong>88</strong>. Ob man nun die Entwicklung des nominalen<br />

SOZialprodukts auf mittlere Sicht mit einer Zuwachsrate<br />

von 4 V2 vH. 4 vH, 3 1h vH oder 3 vH veranschlagt,<br />

die Ziele der staatlichen Ausgabenpolitik müssen für<br />

alle Ebenen der Gebietskörperschaften ehrgeizig abgesteckt<br />

werden, wenn die Kreditfinanzierungsquote<br />

nicht wieder dauerhaft ansteigen soll. Vor einem dauerhaften<br />

Anstieg der Kreditfinanzierungsquote ist<br />

nachdrücklich zu warnenj denn sie führt früher oder<br />

später zu eiper Konsolidierungskrise, weil die Zinsbelastungen<br />

der öffentlichen Haushalte den Raum für<br />

die Aufgabenerfüllung des Staates inuner stärker einengen.<br />

Bei steigenden Zinsen im Gefolge zunehmen~<br />

der Kreditfinanzierungsquoten dürften - was noch<br />

bedenklicher ist - indessen auch die Investitionen<br />

der Unternehmungen sinken, so daß die Impulse für<br />

das Wirlschaftswachstum ausbleiben könnten, die<br />

man sich von der Steuerrefonn verspricht.<br />

An diesem Zusammenhang ändert sich auch dann<br />

prinzipiell nichts, wenn man davon ausgeht, daß der<br />

deutsche Leistungsbilanzüberschuß abgellaut werden<br />

muß: Dem hohen Leislungsbilanzüberschuß entspricht<br />

ein hober Kapitalexport; Teile der inländischen<br />

Erspacnis schlagen sich nichfin heimischen Investitionen<br />

nieder. Wenn es gelingt, die Investitionsneigung<br />

zu stärken und der inländischen Ersparnis<br />

rentable Anlagemöglichkeilen zu eräffnen, lassen<br />

sich der Leistungsbilanzüberschuß und mit ihm die<br />

Kapitalexporte <strong>zur</strong>ückführen, ohne daß es zu Nachfrageausfällen<br />

konunen müßte.<br />

Andererseits sollte man die Wirkungen einer Kräftigung<br />

des Wirtschaltswachstums für die haushaltspolitische<br />

Situation der Gebietskörperschalten auch nicht<br />

überschätzen: Die von einer exzessiven Staatsverschuldung<br />

ausgehende Zinsbelastung der öffentlichen<br />

Haushalte und mögliche inflatorische Entwicklungen<br />

dürfen nicht mit dem Hinweis bagatellisiert<br />

werden, daß das von den Steuersenkungen erwartete<br />

Wirlschaltswachstum zu Steuermehreinnahmen führen<br />

werde, die es erlaubten, die Kreditfinanzierungsquote<br />

wieder zW'Ückzuführen; denn die in unseren<br />

ProjektiQnen in Anlehnung an die Finanzplanung unterstellte<br />

mittelfristige Expansion des nominalen Bruttosozialprodukts<br />

von 4 1 12 vH impliziert bereits die<br />

Möglichkeit einer kräftigen Zunahme des (realen)<br />

Wirtschaltswachstums und führt selbst für den Fall<br />

eines Ausgabenpfades von 3 vH zu einem beträchtlichen<br />

strukturellen Defizit. Zu bedenken ist weiter,<br />

daß sich solche Autokonsolidierungsvorstellungen in<br />

der Vergangenheit als trügerisch erwiesen haben und<br />

daß ein sorgloser Umgang mit der Staatsverschuldung<br />

Tabelle 29<br />

Konsolidierungsstand der öffentlichen Haushalte Im Jahre t990 'I<br />

(Vergleich rechnerisches Defizit und Normalverschuldung)<br />

MrdDM<br />

Ausgabenpfad<br />

in vH<br />

3<br />

Zuwachsrate des Bruttosozialprodukts in vH 4112 4 3V2 3<br />

rechnerisches Defizit ... . .... -57 -68 -79 -90<br />

Nonnalverschuldung 2) .. . ... -52 -51 -50 -49<br />

2112<br />

2<br />

rechnerisches Defizit ........ . .......... -42 -53 -64 -75<br />

NormalverschuIdung 2 ) -52 -51 -50 -49<br />

................... ........<br />

.')<br />

.') .')<br />

rechnerisches Defizit ......... ..... ..... . .. -28 -39 -50 -61<br />

Nonnalverschuldung 2) .. . ... ............<br />

-52 -51 -50 -49<br />

I) Bei allernativen Annahmen über die Zuwachsrate des Bruttosozialprodukts in jeweiligen Preisen und über die Ausgabenentwicklung der<br />

öffentlichen Haushalte auf der Basis der Finanzstatistik.<br />

2) Entspricht 2,1 vH des Bruttosozialprodukts in jeweiligen Preisen.<br />

J) Kombinationen mit einem Steuersenkungspotential.<br />

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