19.06.2014 Aufrufe

Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 1987/88 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 11/1317 Deutscher Bundestag - 11. Wahlperiode<br />

155. Die bisherige Regelung des Länderfinanzausgleichs<br />

ist vom Bundesverfassungsgericht in seinem<br />

Urteil vom 24. 6. 1986 für verfassungswidrig erklärt<br />

worden. Eine ab <strong>1987</strong> geilende Neuregelung soll bis<br />

zum 1. 1. 19<strong>88</strong> getroUen werden.<br />

Ziel des Länderfinanzausgleichs ist es, _daß die unterschiedliche<br />

Finanzkraft der Länder angemessen ausgeglichen<br />

wird- (Art. 107 Abs. 2 GG). Dies geschleht<br />

außer durch die Zerlegung von Lohnsteuer und Körperschaftsteuer<br />

nach dem Wohnsitzlandprinzip durch<br />

den vertikalen Finanzausgleich, bei dem der Bund aus<br />

seinem Umsatzsteueranteil nach bestimmten Kriterien<br />

Ergänzungszuweisungen an finanzschwache<br />

Länder leistet sowie durch den horizontalen Finanzausgleich.<br />

Hierbei werden zunächst drei Viertel des<br />

Länderanteils an der Umsatzsteuer nach der Einwohnerzahl<br />

und nicht nach dem örtlichen Aufkommen<br />

verteilt. Vorab werden 25 vH von den finanzstarken<br />

für die finanzschwachen Länder bereitgestellt. Sie erhalten<br />

darüber hinaus Ausgleichsleistungen aus einem<br />

Fonds, der durch Zahlungen der finanzkräftigen<br />

Länder gespeist wird (Schaubild 29).<br />

Die Neuregelung des Finanzausgleichs ist zwischen<br />

Bund und Ländern einerseits und innerhalb der Länder<br />

zwischen "Zahlern" und "Empfängern" andererseits<br />

umstritten.<br />

Bislang leistete der Bund unter Berücksichtigung bestimmter<br />

Sonderlasten Ergänzungszuweis'ungen in<br />

Höhe von 1,5 vH des Umsatzsteueraufkommens an<br />

finanzschwache Länder. Ein Gesetzesentwurf vom<br />

Mai <strong>1987</strong> sah unter anderem vor, die Bundesergänzungszuweisungen<br />

auf 1,775 Mrd DM zu plafondieren.<br />

In die Berechnung der horizontalen Finanzausgleichszahlungen<br />

sollten die Gemeindesteuern mit<br />

60 vH statt, wie vorher, mit 50 vH eingehen. Die Ablehnung<br />

durch die Länder erforderte einen neuen<br />

Vorschlag. Demnach sollen die Bundesergänzungszuweisungen<br />

auf 2 vH des Umsatzsteueraufkommens<br />

steigen. Das Beteiligungsverhältnis von Bund und<br />

Ländern an der Umsatzsteuer, das von 19<strong>88</strong> an neu<br />

festzusetzen ist, soll nunmehr mit 65 vH zu 35 vH un~<br />

verändert bleiben. Die Gemeindesteuern sollen wie<br />

bisher mit 50 vH im Finanzausgleich .zwischen den<br />

Ländern berücksichtigt werden.<br />

Subventionen: Statt Abbau weiterer Anstieg<br />

156. Seit Jahren wird gelordert, die Subventionen<br />

abzubauen. Die Entwicklung im Jahr <strong>1987</strong> ließ aber<br />

keinen Schritt in diese Richtung erkennen, im Gegenteil:<br />

Der neueste Subventionsbericht des Bundes weist<br />

lür die Gebietskörperschaften einschließlich des ERP­<br />

Sondervermögens ein Subventionsvolumen von<br />

61 Mrd DM aus, das sind reichlich 3 vH mehr als 1986.<br />

Die ausgabenwirksamen Finanzhilfen allein waren<br />

um mehr als 5 V2 vH höher. Ihre Steigerungsrate lag<br />

damit über dem Durchschnitt; sie trug mit knapp einem<br />

halben Prozentpunkt <strong>zur</strong> Ausgabenexpansion<br />

des öffentlichen Gesamthaushaltes bei. Die Ursachen<br />

für die wiederum höheren Subventionen lagen im<br />

Jahr <strong>1987</strong> überwiegendim Fortbestehenvon Regelungen,<br />

die automatisch zu Mehrausgaben führten.<br />

157. Dies zeigte sich besonders deutlich an den Subventionen<br />

lür den deutschen Steinkohlenbergbau, die<br />

<strong>1987</strong> insgesamt rund 10 Mrd DM betrugen; das waren<br />

mehr als 52000 DM je Arbeitsplatz in diesem Wirtschaftszweig.<br />

So erforderte die Kokskohlenbeihille,<br />

die überwiegend aus den Haushalten des Bundes und<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen geleistet wird, mit<br />

knapp 3 \12 Mrd DM rund eine Milliarde DM mehr als<br />

1986. Der Ausgleichslonds <strong>zur</strong> Sicherung des Steinkohleneinsatzes<br />

in der Verstromung leistete <strong>1987</strong><br />

Zahlungen in Höhe von etwa 5 \12 Mrd DM. Im Jahre<br />

1986 waren es noch 2,7 Mrd DM gewesen (Tabelle<br />

16). Darüber hinaus bezuscltußte der Bund die<br />

knappschaftliche Rentenversicherung mit knapp<br />

9MrdDM.<br />

Höher subventioniert wurden <strong>1987</strong> auch die Bereiche<br />

Schllfbau, Luftfahrttechnik und Landwirtschalt. Seit<br />

Mitte <strong>1987</strong> wurden deutsche Werften durch Wettbewerbshillen<br />

unterstützt, die an die Stelle der bislang<br />

gezahlten Seeschiflahrtshiflen getreten sind und deren<br />

Gewährung an weniger restriktive Voraussetzungen<br />

gebunden ist. Sie sollen Wettbewerbsnachteile<br />

ausgleichen, die mit höheren Subventionen im Ausland<br />

begründet werden, und können bis zu 20 vH der<br />

Auftragswerte für Schiffsbauten betragen. Zusammen<br />

mit den Finanzierungshilfen waren '<strong>1987</strong> hierfür mit<br />

530 Mio DM knapp 5 vH mehr vorgesehen als 1986,<br />

als .die geplanten Mittel mlr zu 85 vH in Anspruch<br />

genommen worden waren.<br />

Die Finanzhillen für die Luftfahrttechnik sind <strong>1987</strong> mit<br />

560 Mio DM gegenüber ihrem Vorjahresniveau um<br />

rund die Hälfte ausgeweitet worden. Der Großteil der<br />

Millel wurde für das Airbus-Programm bereitgestellt.<br />

Subventionen, die aul die Stärkung der Wirtschaftskraft<br />

strukturschwacher Regionen zielen und unter<br />

anderem die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen an<br />

Stahlstandorten fördern, nahmen <strong>1987</strong> um rund 8 vH<br />

auf gut eine Milliarde DM zu. Sie flossen überwiegend<br />

in Fonn von Steuervergünstigungen an die gewerbliche<br />

Wirtschaft.<br />

Der Abbau von Arbeitsplätzen in der Stahlindustrie<br />

soll über die bisher gewährten Anpassungshillen<br />

(<strong>1987</strong>; 205 Mio DM) hinaus durch weitere Leistungen<br />

sozial abgeledert werden. Hierfür stellen der Bund<br />

300 Mio DM, die Länder und die Europäischen Gemeinschaften<br />

jeweils 150 Mio DM bis 1989 <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

158. Auch im Agrarbereich wurden die staatlichen<br />

Hilfen ausgeweitet. Für die landwirtschaftliche Sozialpolitik<br />

sind Mehrausgaben von gut \12 Mrd DM angelallen,<br />

die sich auf Zuschüsse an die landwirtschaftliche<br />

Sozialversicherung, auf steigende Ausgaben lür<br />

die Altenhilfe und die Krankenversicherung verteilten.<br />

Für den "Großversuch Grünbrache", mit dem der<br />

Abbau von Produktionsüberschüssen durch Flächenstillegungen<br />

untersucht werden soll, stellte der Bund<br />

1981 in Niedersachsen 35 Mio DM <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Das Land Niedersachsen ist an dem Versuch mit 7 Mio<br />

DM beteiligt. überkapazitätenin der Milcherzeugung<br />

sollen mit Hilfe einer weiteren seit dem 1. April <strong>1987</strong><br />

bundesweit durchgelührten Milchrentenaktion redu-<br />

100

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!