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Heilkraut, heimisch in unseren Wäldern<br />
Sanikel<br />
Sanicula europaea<br />
HP (50/30) DMBOJ (F S!)<br />
<br />
[Wald-Sanikel, Scharnickel] Sanikel kommt aus dem Lateinischen<br />
„sanare“ - und das bedeutet „Heilen“. Eine der fast vergessenen<br />
heimischen Heilpflanzen die - wie ich finde - es verdient haben, wieder<br />
bekannter zu werden. Die Sanikel ist eine Waldrandpflanze, ein kleiner<br />
Doldenblütler, verbreitet in Mitteleuropa. Sie wurde im Mittelalter<br />
geschätzt als ausgezeichnetes Heilkraut. Schon Hildegard von Bingen<br />
erwähnt die stärkende Wirkung auf die Verdauungsorgane: „Der<br />
Sanikelsaft ist mild und heilsam und sehr gut für den schwachen Magen<br />
und die kranken Eingeweide.“<br />
Sanikel gilt seit frühester Zeit als Wundmittel. Man trug früher<br />
immer etwas Sanikelwurzel bei sich, wenn man unterwegs war,<br />
um im Falle eines Falles Wunden sofort und wirksam behandeln zu<br />
können. Die Wunden schliessen sich bei Behandlung besonders schnell,<br />
was wohl hauptsächlich auf den zellbildenden Wirkstoff Allantoin<br />
zurückzuführen ist. Dieses unscheinbare Kraut verfügt sogar über eine<br />
immunstimulierende Wirkung.<br />
Ein thüringischer Kräutergärtner hat mir vor Jahren berichtet, dass<br />
Sanikel in DDR-Zeiten in vielen Hausgärten gepflanzt und gehegt wurde,<br />
um daraus ein Elixier mit Alkohol herzustellen, welches als Hausmittel<br />
bei vielen Anlässen angewendet wurde. Im Handel gibt es diverse<br />
Sanikel-Elixiere und Tinkturen.<br />
Die Wirkstoffe umfassen eine Vielzahl sekundärer Inhaltsstoffe, wie<br />
Triterpensaponine (Ester von Saniculosid A-D ), Rosmarinsäure,<br />
Chlorogensäure, ätherische Öle und Bitterstoffe.<br />
Die besondere Eignung zur Wundheilung ist auf die synergetische<br />
Wirkung einiger wesentlicher Inhaltsstoffe zurückzuführen:<br />
Entzündungshemmende Gerbstoffe haben zusammenziehende Wirkung,<br />
und helfen dadurch erstmal die Blutung zu stoppen, Saponine und<br />
ätherische Öle wirken desinfizierend und verhindern damit eine Infektion,<br />
und das Allantoin schliesslich sorgt dafür, dass die eigentliche Heilung<br />
stattfinden kann. Eine besondere Rolle spielte daher die Sanikel in der<br />
mittelalterlichen Chirurgie.<br />
Als Wundmittel war das Kraut und die Wurzeln bereits bei Paracelsus in<br />
hohem Ansehen. Offizinell waren Wurzeln und Blätter.<br />
Sanikel im Garten zu kultivieren ist einfach, am besten pflanzt man sie in<br />
den Halbschatten. Vermehrung ist möglich durch Teilung oder Aussaat im<br />
Spätsommer. Steht die Pflanze mal zu sonnig, kann es sein, dass sie alle<br />
Blatter verliert, aber sie regeneriert sich wieder, und treibt im<br />
September / Oktober wieder neues Laub aus.<br />
SAN30 Pflanze* € 4,55 (ab 6 Stück € 4,05)<br />
SAN30X Saatgut € 2,60<br />
~ 50 Korn<br />
Sanikel<br />
Sassafras<br />
Sassafras, Herbstlaub<br />
Die Baum-Würze aus Louisiana<br />
Sassafras<br />
Sassafras albidium<br />
HP (>200/100) DMOTW<br />
<br />
[Fenchelholzbaum, Gumbo filé] Der Duft von blühenden Sassafrasbäumen<br />
sei das erste gewesen, was Columbus von der neuen Welt wahrgenommen<br />
habe, und das war der Moment, wo er wusste, in welche Richtung er<br />
segeln musste, um Amerika zu entdecken. Wie wichtig doch unsere<br />
Nase sein kann! Vermutlich ist es das erste amerikanische Heil- und<br />
Würzkraut gewesen, welches von Amerika nach Europa gelangte, und<br />
war lange Zeit, nach Tabak, das wichtigste pflanzliche Handelsgut. Es<br />
wurde von den Spaniern schon im 16ten Jahrhundert geschätzt, aber<br />
die Indianer Nordamerikas verwendeten es bereits seit Jahrtausenden<br />
als eine Art Allheilmittel. Unter Köchen gelten die gemahlenen Blätter<br />
als Geheimtipp wegen ihrer exotischen Würze. Wird in der creolischen<br />
und Cajun-Küche in Suppen und Soßen, besonders mit Meeresfrüchten,<br />
verwendet.<br />
Es ist überhaupt eines der ganz wenigen Gewürze, welches aus<br />
Nordamerika kommt. In Louisiana und Mexiko werden die aromatischen,<br />
gemahlenen Blätter dieses Lorbeergewächses als „Gumbo filé“, in<br />
deutsch „Filépulver“ genannt, in der landestypischen Küche verwendet.<br />
Das Blattpulver wird - oft nach altem geheimem Familienrezept<br />
- ganz unterschiedlich hergestellt. Die Blätter werden eventuell<br />
sonnengetrocknet, geröstet, zerrieben, von Stängel befreit oder sogar<br />
gekocht, bevor sie zur unverkennbaren Zutat der Südstaatenküche<br />
werden. Das Blattpulver hat einen mild-aromatischen Geruch, und dient<br />
als Würze und gleichzeitig dazu, die Speisen anzudicken. Wichtig ist es<br />
anscheinend, nicht zu viel zu verwenden, und Sassafras nicht zu lange<br />
mitzukochen, da sonst der bindende Effekt zu stark werden könnte und<br />
aus einer herrlich cremigen Suppe schnell ein Pudding wird. Eigentlich<br />
jeder in New Orleans weiß wie man Gumbo macht. Gumbo selbst ist eine<br />
Art Fischeintopf mit Gemüse, der sehr lange kocht, und immer mit Reis<br />
serviert wird.<br />
Die Rinde hat auch das typische Aroma und wird als Tee genutzt, wobei<br />
die Blätter genauso genommen werden können. Die Rinde enthält wie die<br />
Blätter das ätherische Öl Safrol.<br />
„Root Beer“ ist ein Getränk, welches das typische Aroma hat, und mit<br />
(safrolfreien) Sassafras-Extrakt gewürzt wird. „Root Beer Flavour“ ist<br />
eine ganz typische Aromarichtung in den USA, aber in Europa nahezu<br />
unbekannt. In den USA wird es viel zum Aromatisieren von Kaugummis,<br />
Bonbons, Mundwasser und Limonade verwendet.<br />
Wollte man das Aroma beschreiben - was immer eine gewagte Sache ist<br />
- könnte man sagen, es ist wie von guten Orangenkeksen, mit Tönen von<br />
rauchigem Sternanis und Muskat. Klingt eigenartig, oder?<br />
Ein schöner Baum, der auch hier in Deutschland genügend winterhart ist.<br />
SAS01 Pflanze € 16,90<br />
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