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ruehlemanns-kraeuterkatalog2014

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Heilkraut, heimisch in unseren Wäldern<br />

Sanikel<br />

Sanicula europaea<br />

HP (50/30) DMBOJ (F S!)<br />

<br />

[Wald-Sanikel, Scharnickel] Sanikel kommt aus dem Lateinischen<br />

„sanare“ - und das bedeutet „Heilen“. Eine der fast vergessenen<br />

heimischen Heilpflanzen die - wie ich finde - es verdient haben, wieder<br />

bekannter zu werden. Die Sanikel ist eine Waldrandpflanze, ein kleiner<br />

Doldenblütler, verbreitet in Mitteleuropa. Sie wurde im Mittelalter<br />

geschätzt als ausgezeichnetes Heilkraut. Schon Hildegard von Bingen<br />

erwähnt die stärkende Wirkung auf die Verdauungsorgane: „Der<br />

Sanikelsaft ist mild und heilsam und sehr gut für den schwachen Magen<br />

und die kranken Eingeweide.“<br />

Sanikel gilt seit frühester Zeit als Wundmittel. Man trug früher<br />

immer etwas Sanikelwurzel bei sich, wenn man unterwegs war,<br />

um im Falle eines Falles Wunden sofort und wirksam behandeln zu<br />

können. Die Wunden schliessen sich bei Behandlung besonders schnell,<br />

was wohl hauptsächlich auf den zellbildenden Wirkstoff Allantoin<br />

zurückzuführen ist. Dieses unscheinbare Kraut verfügt sogar über eine<br />

immunstimulierende Wirkung.<br />

Ein thüringischer Kräutergärtner hat mir vor Jahren berichtet, dass<br />

Sanikel in DDR-Zeiten in vielen Hausgärten gepflanzt und gehegt wurde,<br />

um daraus ein Elixier mit Alkohol herzustellen, welches als Hausmittel<br />

bei vielen Anlässen angewendet wurde. Im Handel gibt es diverse<br />

Sanikel-Elixiere und Tinkturen.<br />

Die Wirkstoffe umfassen eine Vielzahl sekundärer Inhaltsstoffe, wie<br />

Triterpensaponine (Ester von Saniculosid A-D ), Rosmarinsäure,<br />

Chlorogensäure, ätherische Öle und Bitterstoffe.<br />

Die besondere Eignung zur Wundheilung ist auf die synergetische<br />

Wirkung einiger wesentlicher Inhaltsstoffe zurückzuführen:<br />

Entzündungshemmende Gerbstoffe haben zusammenziehende Wirkung,<br />

und helfen dadurch erstmal die Blutung zu stoppen, Saponine und<br />

ätherische Öle wirken desinfizierend und verhindern damit eine Infektion,<br />

und das Allantoin schliesslich sorgt dafür, dass die eigentliche Heilung<br />

stattfinden kann. Eine besondere Rolle spielte daher die Sanikel in der<br />

mittelalterlichen Chirurgie.<br />

Als Wundmittel war das Kraut und die Wurzeln bereits bei Paracelsus in<br />

hohem Ansehen. Offizinell waren Wurzeln und Blätter.<br />

Sanikel im Garten zu kultivieren ist einfach, am besten pflanzt man sie in<br />

den Halbschatten. Vermehrung ist möglich durch Teilung oder Aussaat im<br />

Spätsommer. Steht die Pflanze mal zu sonnig, kann es sein, dass sie alle<br />

Blatter verliert, aber sie regeneriert sich wieder, und treibt im<br />

September / Oktober wieder neues Laub aus.<br />

SAN30 Pflanze* € 4,55 (ab 6 Stück € 4,05)<br />

SAN30X Saatgut € 2,60<br />

~ 50 Korn<br />

Sanikel<br />

Sassafras<br />

Sassafras, Herbstlaub<br />

Die Baum-Würze aus Louisiana<br />

Sassafras<br />

Sassafras albidium<br />

HP (>200/100) DMOTW<br />

<br />

[Fenchelholzbaum, Gumbo filé] Der Duft von blühenden Sassafrasbäumen<br />

sei das erste gewesen, was Columbus von der neuen Welt wahrgenommen<br />

habe, und das war der Moment, wo er wusste, in welche Richtung er<br />

segeln musste, um Amerika zu entdecken. Wie wichtig doch unsere<br />

Nase sein kann! Vermutlich ist es das erste amerikanische Heil- und<br />

Würzkraut gewesen, welches von Amerika nach Europa gelangte, und<br />

war lange Zeit, nach Tabak, das wichtigste pflanzliche Handelsgut. Es<br />

wurde von den Spaniern schon im 16ten Jahrhundert geschätzt, aber<br />

die Indianer Nordamerikas verwendeten es bereits seit Jahrtausenden<br />

als eine Art Allheilmittel. Unter Köchen gelten die gemahlenen Blätter<br />

als Geheimtipp wegen ihrer exotischen Würze. Wird in der creolischen<br />

und Cajun-Küche in Suppen und Soßen, besonders mit Meeresfrüchten,<br />

verwendet.<br />

Es ist überhaupt eines der ganz wenigen Gewürze, welches aus<br />

Nordamerika kommt. In Louisiana und Mexiko werden die aromatischen,<br />

gemahlenen Blätter dieses Lorbeergewächses als „Gumbo filé“, in<br />

deutsch „Filépulver“ genannt, in der landestypischen Küche verwendet.<br />

Das Blattpulver wird - oft nach altem geheimem Familienrezept<br />

- ganz unterschiedlich hergestellt. Die Blätter werden eventuell<br />

sonnengetrocknet, geröstet, zerrieben, von Stängel befreit oder sogar<br />

gekocht, bevor sie zur unverkennbaren Zutat der Südstaatenküche<br />

werden. Das Blattpulver hat einen mild-aromatischen Geruch, und dient<br />

als Würze und gleichzeitig dazu, die Speisen anzudicken. Wichtig ist es<br />

anscheinend, nicht zu viel zu verwenden, und Sassafras nicht zu lange<br />

mitzukochen, da sonst der bindende Effekt zu stark werden könnte und<br />

aus einer herrlich cremigen Suppe schnell ein Pudding wird. Eigentlich<br />

jeder in New Orleans weiß wie man Gumbo macht. Gumbo selbst ist eine<br />

Art Fischeintopf mit Gemüse, der sehr lange kocht, und immer mit Reis<br />

serviert wird.<br />

Die Rinde hat auch das typische Aroma und wird als Tee genutzt, wobei<br />

die Blätter genauso genommen werden können. Die Rinde enthält wie die<br />

Blätter das ätherische Öl Safrol.<br />

„Root Beer“ ist ein Getränk, welches das typische Aroma hat, und mit<br />

(safrolfreien) Sassafras-Extrakt gewürzt wird. „Root Beer Flavour“ ist<br />

eine ganz typische Aromarichtung in den USA, aber in Europa nahezu<br />

unbekannt. In den USA wird es viel zum Aromatisieren von Kaugummis,<br />

Bonbons, Mundwasser und Limonade verwendet.<br />

Wollte man das Aroma beschreiben - was immer eine gewagte Sache ist<br />

- könnte man sagen, es ist wie von guten Orangenkeksen, mit Tönen von<br />

rauchigem Sternanis und Muskat. Klingt eigenartig, oder?<br />

Ein schöner Baum, der auch hier in Deutschland genügend winterhart ist.<br />

SAS01 Pflanze € 16,90<br />

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