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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Der Ermöglichung einer Bildung, die nicht nur die Verwertbarkeit im Sinn hat – in<br />

meinen Augen das Kernstück erwachsenenpädagogischen Handelns – scheint aktuell<br />

gesamtgesellschaftlich wenig Bedeutung beigemessen zu werden. Das Erkenntnisinteresse<br />

der vorliegenden Studie speist sich aus der Wahrnehmung der zurzeit<br />

vorherrschenden Vorgänge in der Bildungswelt. Effizienz und Effektivität zählen.<br />

Bildung, die sich auf kurvigen Wegen vollziehen darf, beim langsamen Voranschreiten,<br />

einem gemütlichen und anregenden Spaziergang vergleichbar, und nicht nur im<br />

Sprinttempo mit einem klaren Ziel vor Augen, scheint keinen Raum mehr zu haben.<br />

Rasche und vor allem nachweisbare Ergebnisse, geringe Kosten und hohe Renditen<br />

der eingesetzten Investitionen in das Humankapital scheinen die Gradmesser<br />

für Lernerfolge zu sein. Das allgegenwärtige europäische Leitmotiv des lebenslangen<br />

Lernens ist medial präsent und rückt das Lernen sowie das Bildungssystem und<br />

seine Einrichtungen näher in das Zentrum der gesellschaftspolitischen Aufmerksamkeit.<br />

Pädagogische Fragestellungen und Befunde (beispielsweise aus internationalen<br />

schulbezogenen Vergleichsstudien) werden diskutiert. Oberflächlich betrachtet handelt<br />

es sich dabei um einen Gewinn für pädagogisch Tätige, erfahren pädagogische<br />

Berufs- und Handlungsfelder durch diese rhetorische Präsenz doch eine (scheinbare)<br />

Aufwertung. Kritisch betrachtet stehen jedoch das Lernen FÜR ETWAS – schließlich<br />

scheint die europäische Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel zu stehen – und das<br />

Lernen UM ZU – um Erwerbsarbeitslosigkeit vor allem selbstorganisiert und selbstgesteuert<br />

zu vermeiden bzw. zu bekämpfen – im Mittelpunkt, womit wir bei der Employability,<br />

der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsfähigkeit, angelangt wären. Hier<br />

drängt sich die Frage auf, wo die Bildung bleibt Elke Gruber (2009) hat in ihrer<br />

Analyse über Herausforderungen und Trends der Erwachsenenbildung in Österreich<br />

folgendes aufschlussreiches Resümee gezogen: »Vorbei sind die Zeiten, wo inhaltliche,<br />

pädagogische und didaktische Themen im Vordergrund standen, angeführt wird<br />

die aktuelle Diskussion von strukturellen Fragen und strategischen Zielsetzungen.«<br />

(Gruber 2009: 3) Wie in Abschnitt 2.1.1 dargelegt, sind in Österreich im Rahmen des<br />

Konsultationsprozesses über das »Memorandum über Lebenslanges Lernen« (Europäische<br />

Kommission 2000) einige über die sechs Grundbotschaften des Memorandums<br />

hinausreichende Aspekte thematisiert und diskutiert worden (vgl. Bundesministerium<br />

für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2001b: 35f.): Die Botschaften des<br />

Memorandums seien vorwiegend arbeitsmarktbezogen (Verwertbarkeitsaspekt), jedoch<br />

sollten beim lebenslangen Lernen »auch der persönlichkeitsbildende Aspekt<br />

und eine humane Gesellschaft« Beachtung finden (vgl. ebd.: 35). Die »Gefahr einer<br />

Marginalisierung von benachteiligten Gruppen im Zusammenhang mit der Finanzierung,<br />

der Zeit, der Erreichbarkeit von Bildungsangeboten und der Bildungswegentscheidung<br />

bzw. Berufswahl« (ebd.) werde zu wenig berücksichtigt. Dieser im<br />

Memorandum als vernachlässigt reklamierte Aspekt der Persönlichkeitsbildung sowie<br />

der Verweis auf eine humane Gesellschaft in Hinblick auf mögliche benachteiligte<br />

Personengruppen rekurrieren auf einen im Hintergrund (noch) vorhandenen und<br />

wirksamen Bildungsbegriff.<br />

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