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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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zählt, dass er seine »Maske fallen« gelassen hat (Abschnitt 5.1.4) und ein Kursleiter<br />

hat beschrieben, dass er bei den Teilnehmenden »Offenheit« und »Zugänglichkeit«<br />

wahrnimmt (Abschnitt 5.2.1).<br />

Zeit und Basisbildung<br />

Die zeitliche Dimension ist ein Kernaspekt gelingender Lehr-Lern-Prozesse. Es bedarf<br />

entsprechender zeitlicher Ressourcen, um tragfähige Beziehungen einzugehen<br />

und die Basis sicherzustellen. Eine längerfristige Kursteilnahme ermöglicht die Abnahme<br />

unmittelbarer Bildungsbedarfe/-bedürfnisse, weil Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zunehmen und individuelle Perspektiven sich erweitern können. Zu Beginn einer<br />

Kursteilnahme scheint es von Bedeutung zu sein, dass es sich um ein zeitlich nicht<br />

limitiertes Angebot handelt, weil das den Teilnehmenden die notwendige Zuversicht<br />

vermittelt, die Herausforderung begleitet bewältigen zu können. Gerade in Hinblick<br />

auf jüngere Erwachsene, die vielfach nicht ganz freiwillig teilnehmen, sind die ersten<br />

vier Monate eine heikle Phase – das scheint der Zeitrahmen zu sein, der notwendig<br />

ist, um einen tragfähigen Lernsinn entwickeln zu können. Es braucht Zeit, bis<br />

negative Erfahrungen mit Lernaktivitäten, die bei jüngeren Teilnehmenden durch<br />

die Nähe zum schulischen Lernen noch stärker präsent sind, überwunden und positiv<br />

besetzt werden können. Bei den erwachsenen Teilnehmenden hat sich gezeigt,<br />

dass hier im Großen und Ganzen keine Motivationsprobleme vorzufinden sind –<br />

angesichts der Interpretationsergebnisse zum Lehrhandeln und zu den Lernprozessen<br />

aus der Perspektive der befragten Teilnehmenden ist das kaum verwunderlich.<br />

Der Gemeinplatz, dass Bildung Zeit braucht, gilt für die Basisbildung im besonderen<br />

Maße. Die aktuell feststellbare Beschleunigungstendenz im Weiterbildungsbereich,<br />

212 dass in immer kürzerer Zeit immer mehr Wissen angehäuft werden muss,<br />

kommt (oberflächlich betrachtet) bildungsbegünstigten Personen entgegen, dieses<br />

Lernen mag zwar sinnlos, aber jedenfalls nicht bedrohlich sein. Für Menschen, die<br />

Bildungsbenachteiligung erfahren haben und Basisbildungsbedarfe/-bedürfnisse<br />

aufweisen, potenziert sich in kurzfristig angelegten Lernangeboten die Benachteiligung<br />

und daher dürften Lernanforderungen vorerst eher als Bedrohung wahrgenommen<br />

werden. Hier soll abschließend an Martin Wagenschein erinnert werden,<br />

für den es eine der grundlegenden Bedingungen für produktives Lernen war, »ZEIT<br />

WIE HEU« (Rumpf 2002: 16; Hervorh. i. Orig.) zu haben (siehe Abschnitt 3.1.1).<br />

Basisbildungsbedarfe/-bedürfnisse und arbeitsmarktpolitisch organisierte<br />

Schulungen<br />

Menschen, die Bildungsbenachteiligung erfahren haben und Basisbildungsbedarfe/<br />

-bedürfnisse aufweisen, haben ein moralisch zu argumentierendes Recht auf stärkende,<br />

förderliche Lehr-Lern-Prozesse, wofür ein angemessener zeitlicher Rahmen<br />

vorgesehen sein muss. Diese Menschen sollten nicht an verfehlten, überfordernden<br />

und somit unter Umständen erniedrigenden Weiterbildungsmaßnahmen<br />

teilnehmen müssen. Eine gefühlte Vergeudung von Lebenszeit in nicht adäqua-<br />

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