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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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eitsbedingungen in ihrem Beschäftigungsprojekt berichtet (vgl. Protokoll A, 9).<br />

Vermutlich waren diese schwierigen Arbeitsbedingungen für den Zugewinn an<br />

Selbstsicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten nicht förderlich.<br />

Das Beispiel von Teilnehmer 5 zeigt, dass er mit seiner Entscheidung, die Diagnose<br />

des Psychologen bewusst nicht zur Kenntnis zu nehmen, für sich selbst<br />

Sorge trägt und die Bewährungssituation meistern kann. Das Beispiel von Teilnehmerin<br />

20 verdeutlicht die Fragilität der Stärkung und die Gefährdung in der Bewährungssituation<br />

der Prüfungsvorbereitung. Es besteht die Vermutung, dass die<br />

Unstetigkeit ihrer Teilnahme – sie konnte nur vierzehntägig am Basisbildungskurs<br />

teilnehmen – und die Lernkultur im Vorbereitungskurs eine Dynamik der Verunsicherung<br />

in Gang gesetzt haben. Der von ihr selbst als zu groß empfundene Abstand<br />

zwischen den Kurseinheiten hat keine kontinuierliche Stärkung ihres Selbstwertes<br />

ermöglicht. Möglicherweise war die Dauer der Teilnahme am Basisbildungskurs<br />

insgesamt, verstärkt durch die fehlende Kontinuität, nicht ausreichend für die<br />

Sicherstellung der Basis. Der Vorbereitungskurs, der aufgrund seiner ausgeprägten<br />

Zieldimension stark ergebnisorientiert und zeitlich befristet ist, dürfte als Belastung<br />

erlebt worden sein – die Teilnehmerin hat im Interview nämlich darauf hingewiesen,<br />

»sehr stressempfindlich« (TNin20, 143) zu sein.<br />

Anwendung des Gelernten außerhalb des Lehr-Lern-Gefüges<br />

Im Zentrum dieses Abschnittes steht die Frage, ob im Basisbildungskurs erworbene<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten in Anwendungsbereiche außerhalb des Kurses<br />

transferiert werden können.<br />

Teilnehmer 16 hat sein Ziel nach Wiederaufnahme der Kursteilnahme – die Auffrischung<br />

der Rechtschreibung – erreicht. Allerdings gelingt es ihm nicht, diese Fähigkeit<br />

im beruflichen Alltag, d.h. in seinem aktuellen Beschäftigungsprojekt anzuwenden,<br />

denn in Belastungssituationen, vor allem unter zeitlichem Druck und in<br />

Stresssituationen, kann er sich schriftsprachlichen Anforderungen, wie beispielsweise<br />

der Beantwortung von E-Mails, nicht in Ruhe widmen und macht Fehler<br />

(vgl. TNer16, 444-466). Hier zeigt sich, dass Einfacharbeitsplätze einen Transfer<br />

des Gelernten verunmöglichen können. Eine Stresssituation, hervorgerufen durch<br />

das Erfordernis der schnellen Beantwortung von E-Mails, lässt die Wahrscheinlichkeit<br />

sinken, dass Erlerntes zur Anwendung gebracht werden kann. Im privaten Bereich<br />

gelingt ihm der Transfer seiner Fähigkeiten – hier hat er genügend Zeit, die im<br />

Kurs erworbene Strategie, das Geschriebene nach einiger Zeit zu kontrollieren und<br />

zu verbessern, anzuwenden (vgl. TNer16, 184-194). Er berichtet außerdem von einer<br />

Erweiterung seines Wortschatzes und einer folglich differenzierteren schriftlichen<br />

Ausdrucksweise (vgl. TNer16, 469-473). Zudem kann er nun eigenständig Bewerbungen<br />

inklusive Lebenslauf verfassen (vgl. TNer16, 526f.) und bewirbt sich<br />

auch aktiv (vgl. TNer16, 536f.). Er möchte weiterhin am Basisbildungskurs teilnehmen<br />

und an den »Feinheiten«, beispielsweise an den Beistrichregeln, arbeiten (vgl.<br />

TNer16, 519-535): »[…] die Feinheiten könnte ich vielleicht zu Hause lernen, nur<br />

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