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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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»[…] es gibt ja auch keine Unterstützung, nicht, dass die Firma einmal sagt: He, passt´s auf,<br />

schreibt´s die Wörter richtig. Die nehmen sich nicht Zeit, die werden ja vielleicht nur, ich sage,<br />

unter Anführungszeichen, lachen noch, na, schau wie die schreiben, ja. […] Es gibt keiner geschwind<br />

einmal einen Tipp auch als Erwachsener. Das habe ich nicht erlebt, dass das eigentlich<br />

gesagt wird. Es wird auch unter Männergruppen: He, du schreibst falsch. Aber dass du sagst: He,<br />

kannst das groß schreiben oder schöner schreiben, dass man es lesen kann. Das geht halt in der<br />

Gesellschaft, wir geben unser Wissen, sage ich, sehr wenig weiter.« (TNer10, 70-77)<br />

Er hat keine Unterstützung erfahren und darauf beruht seine gesellschaftsbezogene<br />

Kritik der Reproduktion von Ausschlüssen. Bei einigen berufsspezifischen Fortbildungen<br />

hat er aufgrund der starken Praxisorientierung keine Ausschlusserfahrungen<br />

erleben müssen: »Ja, früher in der Firma […] habe ich verschiedene Fachkurse<br />

gemacht, aber da hat man halt 90, sagen wir 99 Prozent nur Praktisches gemacht.<br />

Da haben wir nichts schriftlich, oder mit dem Schreiben zu tun gehabt.« (TNer10,<br />

370ff.)<br />

Teilnehmer 15 war an seinem früheren Arbeitsplatz mit schriftsprachlichen Anforderungen<br />

konfrontiert. Um diese rasch und korrekt erfüllen zu können, hat<br />

er zu Hause in Ruhe und durch Verwendung eines Wörterbuches »Spickzettel«<br />

(TNer15, 422) vorbereitet. Es war ihm ein Anliegen zu verhindern, dass er möglicherweise<br />

Spott erfahren könnte – »Weil sonst lachen sie über mich.« (TNer15,<br />

429) –, und dass er diese Anforderungen bestmöglich erfüllte (vgl. TNer15, 420-<br />

441). Er konnte offenbar vorhandene Ressourcen aktivieren und sich entsprechend<br />

auf die schriftsprachlichen Anforderungen vorbereiten. 158<br />

Teilnehmer 5 ist seit seinem Austritt aus der Volksschule ununterbrochen berufstätig<br />

gewesen. In einer Episode berichtet er von einem berufsrelevanten Kurs, zu<br />

dem er verpflichtet worden war und vor dem er »davon gerannt« (TNer5, 51) ist,<br />

den er dann aber doch »mit Unterstützung« (TNer5, 57) meistern konnte. Zwei<br />

weitere von ihm absolvierte berufsspezifische Kurse waren praktisch ausgerichtet<br />

(ähnlich wie bei Teilnehmer 10) und daher relativ unproblematisch zu bewältigen:<br />

»zum Schreiben war da nicht viel« (TNer5, 452).<br />

Lernaktivitäten: Anstrengung, Unterstützung, Erfolg, Schwellen<br />

Teilnehmerin 2 berichtet, wie sie mit Kraftanstrengung und unter Einsatz großer<br />

zeitlicher Ressourcen für die Führerscheinprüfung gelernt und diese bestanden hat.<br />

Dem Unterricht selbst hat sie aufgrund des schnellen Vortrags und aufgrund von<br />

Schwierigkeiten beim Verstehen der Zusammenhänge nicht gut folgen können,<br />

weshalb sie zu Hause viel lernen und nachholen musste (vgl. TNin2, 575-590). Einen<br />

Hinweis auf die Bedeutung dieser von Erfolg gekrönten Lernanstrengung für<br />

ihre Einstellung zur Weiterbildung, die sich auf Zuversicht und Vertrauen in die eigenen<br />

Fähigkeiten, insbesondere in die Lernfähigkeit gründet, mag folgende Passage<br />

geben:<br />

- 190 -

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