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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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die Teilnehmenden in ihrem Vertrauen ganz allgemein gestärkt, wobei die berufliche<br />

Funktion der/des Kursleiterin/Kursleiters in den Hintergrund rückt:<br />

»Und ich merke dann immer, instinktiv, dass ich mich auf eine sehr freundschaftliche Ebene<br />

auch begebe. Ja, das ist, ich will das absolut vermeiden, dass ich da jetzt irgendwie die Lehrperson<br />

oder so bin, gell. […] So wirklich als Freund. […] Ja, und von daher dann einfach einen<br />

Zugang zu finden und dann diese Schwächen oder dieses Gefühl, einfach einmal irgendwo anzufangen<br />

und das wirklich irgendwie wegzukriegen. […] Weil, wenn das einmal weg ist, lässt<br />

sich oft leichter arbeiten. […] ich mache es eben so, wie wenn ich es mit einem Freund, den<br />

ich so kenne […] also ja, da stelle ich das Berufliche einfach weg. Das ist für mich auch wichtig.<br />

Ich meine, es ist mein Job. Das ist mir bewusst und so, aber in dem Augenblick, wo ich mit<br />

dem Menschen zusammen bin, schalte ich das auch mit dem Job weg – […] also das passiert<br />

von selber auch.« (KLerD, 792-825)<br />

Eine bedeutsame Form der Zuwendung ist das aufmerksame Zuhören durch Anteilnehmen:<br />

»es braucht irgendwie nicht viel, oft nur ein Gespräch oder ja, nicht<br />

einmal einen Rat in irgendeine Richtung, sondern einfach nur das Anhören einmal«<br />

(KLinG, 369f.) Das sich entwickelnde Vertrauensverhältnis und die Erfahrung von<br />

Zuwendung ermöglichen die Thematisierung lebensgeschichtlicher Erfahrungen:<br />

»ja, dass man da einfach so merkt, die, die Leute haben irgendwie nicht wirklich<br />

Ansprechpersonen auch. Brauchen auch ein bisschen so Anerkennung in die Richtung,<br />

dass ihnen vielleicht zum ersten Mal im Leben wer wirklich zuhört« (KLinG,<br />

655-658). Die Verarbeitung von Ausschlusserfahrungen wird besonders produktiv,<br />

wenn eine Kursleiterin ihre eigene Erfahrung mit Erwerbsarbeitslosigkeit und daraus<br />

resultierender Armut anspricht. Diese geteilte Erfahrung befördert die Vertrauensbildung,<br />

weil sie Gemeinsamkeit herstellt und zur Enthierarchisierung beiträgt.<br />

Kursleiterin G stellt weiter fest: »Also, das ist schon manchmal ein großes Aha-<br />

Erlebnis gewesen für meine Leute. […] Dass ich das auch kenne, ja. Und dass das<br />

noch nicht einmal so lange zurück ist.« (KLinG, 27-30) Das Ansprechen belastender<br />

lebensgeschichtlicher Erfahrungen, ein möglicherweise erstmaliges Aussprechen,<br />

ist ein Verarbeitungsschritt, der stärkend wirkt:<br />

»[…] sehr viele von den Menschen sind nicht gewohnt, dass ihnen so die Aufmerksamkeit geschenkt<br />

wird. […] Das ist immer wieder überraschend für sie, merke ich. Und man spürt das<br />

dann. Sie kommen dann plötzlich und erzählen sehr viel. Sehr intime Sachen meistens auch,<br />

gell, wirklich sehr intim teilweise. So, wirklich so die Probleme und so. Es reicht oft bis in die<br />

Kindheit zurück und so, dass da irgendetwas war. Bis natürlich die ganzen aktuellen Sorgen<br />

und so.« (KLerD, 298-304)<br />

Die Teilnehmenden suchen häufig das persönliche, vertrauliche Gespräch mit den<br />

Kursleitenden, um über ihre Anliegen zu sprechen, teilweise nach der Einheit oder<br />

in der Pause (vgl. KLinA, 161-165). »Eine schreibt jetzt ganz viel auf, was so frü-<br />

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