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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Frustration führen: Der großteils von Teilnehmenden mit Migrationshintergrund<br />

rasch vollzogene und augenfällige Lernfortschritt beim Erwerb oder bei der Optimierung<br />

der Zweitsprache Deutsch stellt für manche Teilnehmende mit Deutsch<br />

als Erstsprache ein Problem dar (vgl. KLinA, 95ff., KLinB, 290-299). Es kann jedoch<br />

auch zur umgekehrten Situation kommen, dass nämlich Teilnehmende mit<br />

Deutsch als Erstsprache etwas bereits beherrschen, das Teilnehmenden mit Migrationshintergrund<br />

Mühe bereitet. Die gemeinsame Erweiterung des Wortschatzes ist<br />

beispielsweise eine Möglichkeit, um Spannungen vorzubeugen und Gemeinsamkeit<br />

herzustellen (vgl. KLinB, 301-308).<br />

Eine Kursleiterin erläutert am Beispiel einer Teilnehmerin, die in Hinblick auf<br />

ihre Lernfortschritte von der intensiveren Begleitung in einem Zweiersetting<br />

stärker profitieren würde, dass die Potenziale des Lernens in einer Gruppe weit<br />

über die rein kognitiven Entwicklungsmöglichkeiten hinausgehen (vgl. KLinI,<br />

166ff.). Schließlich hat diese Teilnehmerin in einer anderen Teilnehmerin eine<br />

Freundin gefunden: »Und die sind die dicksten Freundinnen jetzt […]« (KLinI,<br />

193).<br />

Kursleiter D stellt fest, dass er in seiner Funktion die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />

und Lerntempi der Teilnehmenden als durchaus entlastend erlebt:<br />

»Es ist sehr abwechslungsreich, […] und da wir in Gruppen arbeiten, hat man auch immer die<br />

Chance, dass man wechselt. Also so, du bist ja nie die ganze Zeit bei einer Person. Hat natürlich<br />

den Vorteil, weil […] für mich ist es schon anstrengend, wenn du ständig mit einer Person<br />

völlig an der Basis arbeitest, zum Beispiel zusammenlauten, also zwei Stunden nur zusammenlauten<br />

schlaucht mich […] und in der Gruppe […] du gehst dann zum Nächsten oder zur<br />

Nächsten, und da ist wieder was anderes.« (KLerD, 76-84)<br />

Das Lernen mit interkulturellem Bezug vollzieht sich vielfach nebenbei, zum Beispiel<br />

durch Gespräche, die eine »Annäherung« (KLinF, 75) ermöglichen – »ohne<br />

dass es jetzt direkt ein Unterrichtsgegenstand ist« (KLinF, 76). Diese Form von<br />

Bildung bedarf vor allem entsprechender zeitlicher Ressourcen und der Bereitschaft<br />

der Beteiligten, diesen Themen und Anliegen einen Platz in der Gestaltung<br />

der Lehr-Lern-Prozesse einzuräumen. Kursleiterin A beschreibt ihre situationsadäquate<br />

Zurückhaltung während einer »Kopftuch-Diskussion« (KLinA, 427):<br />

»Wo es manchmal schwierig ist, weil ich mich, glaube ich, auch in der Kultur und dem zu wenig<br />

auskenne. Ich frage dann auch sehr viel die Leute. Einfach weil ich es wissen will und weil<br />

ich mich auskennen will, wenn ich mitdiskutiere, dass, dass ich mich auskennen will. Finde<br />

ich auch oft sehr spannend, was sie erzählen, ja.« (KLinA, 427-431)<br />

Sie nimmt sich in ihrer Rolle als potenzielle Wissensträgerin zurück und richtet<br />

ihre Fragen an die Teilnehmenden, um selbst mehr über Ansichten und kulturelle<br />

Praxen zu erfahren. 180<br />

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