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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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eher ein alltägliches Faktum ist – niemand kann nicht lernen –; ist Bildung ein anthropologisches<br />

‚Projekt‘ und ein kulturelles ‚Programm‘.« (Siebert 2006: 61; Hervorh. i. Orig.)<br />

54 »Maslows Theorie ist eine besonders optimistische Sichtweise menschlicher Motivation.<br />

Das Herz der Theorie bildet das Bedürfnis jedes Individuums, sich zu entwickeln und sein<br />

größtmögliches Potenzial zu verwirklichen.« (Zimbardo/Gerrig 2004: 541) Allerdings: »Neben<br />

den Bedürfnissen, die Maslow aufführte, zeigt sich, dass Menschen Macht, Dominanz<br />

und Aggression zum Ausdruck bringen.« (ebd.) Maslow stellte sich die menschlichen Bedürfnisse<br />

als Pyramide, also mit einer hierarchischen Ordnung, vor. Menschen haben folgende<br />

»aufsteigende« Bedürfnisse und Wünsche: biologische Bedürfnisse (Nahrung, Wasser,<br />

Sauerstoff, Erholung, Sexualität, Entspannung); Sicherheit, Behaglichkeit, Ruhe und<br />

Angstfreiheit; Bindung (Zusammengehörigkeit, zu lieben und geliebt zu werden); Wertschätzung<br />

(Vertrauen, Selbstwertgefühl, Kompetenz-Gefühl, Anerkennung durch andere);<br />

kognitive Bedürfnisse (Wissen, Verstehen und Neues); ästhetische Bedürfnisse (Ordnung,<br />

Schönheit); Selbstverwirklichung (eigenes Potenzial ausschöpfen, sinnvolle Ziele haben)<br />

und Transzendenz (spirituelle Bedürfnisse, mit dem Kosmos in Einklang sein). Mittlerweile<br />

wird die Bedürfnispyramide nicht mehr hierarchisch aufsteigend betrachtet. Ob Menschen<br />

tatsächlich ihre Bedürfnisse hierarchisch von unten nach oben befriedigen müssen, wird bezweifelt<br />

(vgl. ebd.: 540). Allerdings ist in Bezug auf Lernprozesse der Gedanke nahe liegend,<br />

dass bei unbefriedigten existentiellen Bedürfnissen (insbesondere bei finanzieller Armut,<br />

schlechter psychischer/physischer Gesundheitszustand) die Beteiligung an und das<br />

Gelingen von Lern- und Bildungsaktivitäten reduziert sein können (vgl. Siebert 2006: 72):<br />

Erwachsenenbildner/innen, aber auch Lehrer/innen wissen, dass wenn etwas auf die Seele<br />

drückt, der Kopf für Lernprozesse und für die Aufnahme von neuen Inhalten nicht frei ist.<br />

Die Themenzentrierte Interaktion als Modell des lebendigen Lernens, ebenfalls aus der humanistischen<br />

Psychologie hervorgegangen (Cohn 1975), formuliert in diesem Zusammenhang<br />

das so genannte »Störungs-Postulat«: »Angst, Schmerz, Wut können ‚Steine‘ des Innenlebens<br />

sein. Sogar unausgedrückte Freude und Erregung können zum Stein werden.<br />

Diese Steine können […] unsicher, energielos, impotent machen. Sie können Kreativität und<br />

Kooperation verhindern.« (Cohn 1975: 184) Aber: Wenn etwas auf die Seele drückt (Person),<br />

kann das unter günstigen Bedingungen (Situation) Anlass sein für Entwicklung, für<br />

Auseinandersetzung mit sich selbst (Handlung).<br />

55 Wie kann aus politischem Desinteresse und dem weit verbreiteten Gefühl der politischen<br />

Ohnmacht eine emanzipierte Lern- und Veränderungsbereitschaft werden, fragt Marianne<br />

Gronemeyer in ihrer Studie über »Motivation und politisches Handeln« (1976) und schlägt<br />

Kompetenzerfahrungen als stärkend in Hinsicht auf die eigene Autonomie und Selbstbestimmung,<br />

die politische Motivation hervorbringen kann, vor (vgl. Siebert 2006: 75f.).<br />

56 So haben Anke Grotlüschen und Judith E. Krämer (2009) ihren Beitrag mit »Vom Vergessen<br />

der Einflüsse: Vermeintliche Selbstbestimmung bei der Interessegenese« betitelt. Gezeigt<br />

wird, dass »Interessen auf Basis von Berührungen mit Gegenständen entstehen, dass diese<br />

Berührung jedoch vergessen wird.« (Grotlüschen/Krämer 2009: 23) Unter Rückgriff auf die<br />

Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu weisen sie darauf hin, dass die Möglichkeiten, Interesse<br />

zu entwickeln, »strukturell ungleich verteilt« sind (vgl. ebd.: 36).<br />

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