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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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tes die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmenden ernst genommen<br />

werden und ob auf deren Bedürfnisse und Interessen tatsächlich eingegangen<br />

wird oder ob nur der unterstellte Bedarf im Zentrum der Bemühungen steht. In<br />

Hinblick auf die subjektive Wahrnehmung der Teilnehmenden wird es einen Unterschied<br />

machen, ob ein Bedarf zugeschrieben und somit unterstellt wird, oder ob ein<br />

Bedürfnis bewusst wird oder sich gar entwickeln darf. Die Zuschreibung eines Bedarfs<br />

zementiert die Defizit-Perspektive. Dadurch geraten vorhandene Kenntnisse,<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten der (potenziellen) Teilnehmenden aus dem Blick. Außerdem<br />

öffnen Bedarfsüberlegungen immer auch die Tür für überbordende und<br />

in ihrer Fülle überfordernd wirkende Lernziele und Lernanforderungen, die mit<br />

den individuell vorhandenen Bedürfnissen und Interessen möglicherweise wenig<br />

zu tun haben.<br />

Anforderungen zur Umsetzung von Bedarfen in Angeboten bzw. die Modifizierung<br />

von Angeboten stellen sich im gesamten Bildungsbereich. Der gesellschaftliche<br />

Bildungsbedarf ist zum einen von der schulischen und beruflichen Erstausbildung<br />

sowie der beruflichen Fortbildung zu beobachten und zu decken. Zum anderen ist<br />

der Bereich der Weiterbildung herausgefordert (vgl. Nuissl 2000: 106-109), denn<br />

»Weiterbildung ist […] insofern enger mit gesellschaftlichen und politisch umgesetzten<br />

Bedarfsanforderungen verbunden, als die Institutionen und Lehrkräfte flexibler<br />

reagieren (können), die Angebote kurzfristiger sind, die Abhängigkeit von<br />

einer realisierten Nachfrage deutlich höher ist.« (ebd.: 107) Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />

haben lange bevor das Thema Basisbildung auf die österreichische<br />

bildungspolitische Agenda gekommen war, entsprechende Angebote konzipiert<br />

und offeriert. Seit Basisbildung ein bildungspolitisches Thema geworden ist, verlangen<br />

die politischen Akteurinnen und Akteure mit Nachdruck Angaben zur Größenordnung<br />

der Zielgruppe. Österreich wird sich an der informell als PISA für Erwachsene<br />

bezeichneten Studie »PIAAC – Programm for International Assessment<br />

of Adult Competencies« beteiligen. Frühestens ab 2011 wird diese Studie eine datenbasierte<br />

Annäherung an die nationale Größenordnung erlauben (vgl. Schneeberger/Petanovitsch/Schlögl<br />

2008: 52; zu diesem Vorhaben der OECD siehe Gnahs<br />

2007). 107 Im Rahmen der internationalen Untersuchungen der OECD (Organisation<br />

for Economic Co-Operation and Development) zu »Literacy« – »International<br />

Adult Literacy Survey (IALS)« – wurden Daten in 21 Ländern bei der 16-<br />

bis 65-jährigen Bevölkerung erhoben und vergleichend ausgewertet (vgl. OECD<br />

2000). 108 Die Daten beziehen sich auf drei Ausprägungen von »Literacy Skills«:<br />

»Prose literacy« als Fähigkeit, Texte zu verstehen und entnommene Informationen<br />

zu verwenden (z.B. Zeitungsartikel); »Document literacy« als Fähigkeit, Informationen<br />

in unterschiedlichen textbasierten Formaten (z.B. Lohnabrechnung, Bewerbungsformularen)<br />

zu finden und zu verwenden; »Quantitative literacy« als die<br />

Fähigkeit, mathematische Operationen auszuführen oder in Texte eingebettete Rechenaufgaben<br />

durchzuführen. Diesen drei Ausprägungen wurden fünf Stufen zugeordnet.<br />

Stufe 1 bedeutet, einem Text keine grundlegende Information entneh-<br />

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