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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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sisbildungsbedarf informiert sind. Wesentlich ist hier, dass der Zugang zu einem<br />

späteren Zeitpunkt in der Lebensgeschichte erfolgt.<br />

Teilnehmerin 3 wird von der Pflegerin ihres Lebensgefährten zur Basisbildungskursteilnahme<br />

animiert. Ihr Lebensgefährte unterstützt sie sehr beim Lernen (vgl.<br />

TNin3, 268-275 und 362-367) und die Vermutung liegt nahe, dass die Information<br />

auf sein Betreiben hin eingeholt wurde. Es entsteht auch der Eindruck, dass die<br />

Lernbegründungen durch die Kursteilnahme selbst entwickelt wurden, denn bereits<br />

vor der Teilnahme bestehende Bildungswünsche oder einen vorher selbst festgestellten<br />

Bildungsbedarf spricht sie nicht an:<br />

»Aber dann habe ich gesagt: Nein nichts, ich muss den Willen zusammenbringen und dann<br />

muss ich da her gehen (sie flüstert), weil es ist doch einmal was Wichtiges und muss was unterschreiben,<br />

und ich kann das nicht nachher, und ich kann das nicht durchlesen (sie atmet tief<br />

durch). Drum mache ich den Kurs auch. Weil wenn ich einen Brief schreiben will oder was,<br />

dass ich den schreiben kann und auch ohne Fehler, nicht« (TNin3, 906-911)<br />

Teilnehmerin 24 wird von ihrem Ehemann vorgeschlagen, sich das Angebot einmal<br />

anzusehen:<br />

»Ich bin zum Kurs gekommen, mein Mann. In der Zeitung ist gestanden. Du […] hat er gesagt:<br />

Es ist ein, im Herbst fängt so was an, so ein Schreibkurs. Gehst, hat er gesagt: Schau es dir einmal<br />

an, wenn es dir gefällt, gehst und sonst lasst es. Und jetzt bin ich, habe ich gesagt: Ja, mir<br />

taugt es, und jetzt bin ich schon vier Jahre dabei.« (TNin24, 18-21)<br />

Zu ihrer Lernbegründung sagt sie: »Und mit taugt´s, das Computern, weil da lernst<br />

du was, Rechnen, Lesen, ich bin überall ein bisschen schwach, sowieso mehr beim<br />

Rechnen.« (TNin24, 25) Es entsteht der Eindruck, dass diese Lernbegründung erst<br />

im Nachhinein und infolge ihrer Kursteilnahme entstanden ist, denn die Sinnhaftigkeit<br />

des Besuchs wird durch die entsprechende Realität, im tatsächlichen Tun,<br />

erkannt:<br />

»(T) Hast wohl das Kind, aber. Mit dem kann ich auch nichts mehr anfangen. Der ist schon<br />

15. (sie lacht)<br />

(I) Der ist schon 15. Ja. Der wird jetzt selbstständig, gell, eigentlich<br />

(T) Ja. Der ist schon mehr unterwegs als wie daheim. Und dann, was soll ich denn allein tun<br />

Da ist gescheiter, ich gehe Kurs. Habe ich mehr davon.« (TNin24, 76-82)<br />

Zum Kurs geschickt werden: Aufforderung mit Verpflichtungscharakter<br />

In den oben dargestellten Fallbeispielen fällt die Empfehlung zur Teilnahme auf<br />

fruchtbaren Boden. Teilnehmer 17, ein junger Mann mit Lernschwierigkeiten, der<br />

ähnlich wie Teilnehmer 12 und Teilnehmer 13 gut behütet und umsorgt ist, wird<br />

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