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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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5.4.2 Zweitspracherwerb: Lernfortschritte und Lernerfolge<br />

In diesem Abschnitt werden die Lernfortschritte und Lernerfolge im Bereich des<br />

Zweitspracherwerbs analysiert. Diese exemplarische Analyse soll gelingende<br />

Lernprozesse von Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund sichtbar machen.<br />

Am Beispiel von vier befragten Teilnehmerinnen können die Lernerfolge des stark<br />

individualisierten und intensiv begleiteten Erwerbs von Deutsch als Zweitsprache<br />

bzw. die Optimierung von Deutschkenntnissen in der Basisbildung (Einrichtung<br />

A) 201 nachgezeichnet werden.<br />

Teilnehmerin 19 konzentriert sich im Kurs insbesondere auf die Erweiterung ihres<br />

Wortschatzes (vgl. TNin19, 270-279). Im Rahmen ihres Beschäftigungsprojektes<br />

konnte und kann sie ihre Kenntnisse in ihrer Zweitsprache erweitern, denn ihre Chefin<br />

und ihre Kolleg/inn/en erklären ihr immer wieder die Bedeutung von Wörtern aus<br />

dem Arbeitszusammenhang. Seit sie den Basisbildungskurs besucht, profitiert sie<br />

von diesen arbeitsplatzbezogenen Lernaktivitäten offenbar stärker:<br />

»(T) […] ich treffen äh in die Arbeit viele Worte, aber ich kann nicht, ich kenne nicht diese<br />

Worte. Und ich sage, bitte noch einmal. Bitte noch einmal. Und ich habe dort gute Kollege und<br />

Chefin und erklären mir, wann nicht verstehen, was ist das. Und das ist. Ich bin zufrieden, ja.<br />

[…] Oder wann sitzen so und reden, ich nichts verstehen etwas, etwas. Ich frage meine Kollegen.<br />

Kollege, was hat gesagt. Und Kollege ahm erklären mir langsam und richtig und ich<br />

verstehen alles.<br />

(I) […] Ist das so seit Sie diesen Kurs besuchen oder war das schon vorher so<br />

(T) Jetzt verstehen mehr. Jetzt, früher, jetzt verstehen mehr. Schau ich, viele Worte ich lernen<br />

da. Viele Worte, viele. Jeden Woche viel. Zu Hause kriegen Aufgabe, zu Hause.« (TNin19,<br />

367-378)<br />

Teilnehmerin 1 berichtet, dass sie sich nun in ihrer Zweitsprache differenzierter<br />

ausdrücken kann (vgl. TNin1, 621-633); außerdem liest sie mit Freude Schriftzüge,<br />

die ihr im Alltag begegnen:<br />

»Aber sehr freue ich mich schon (sie lacht), wann ich gehe irgendwo. Einmal ich gegangen<br />

eine Restaurant […]. Und ich fahren so mit meinem Mann. Habe ich gesagt, schaue hier, habe<br />

ich sofort gelesen vorne (sie lacht). Schau hier. Habe ich sofort gekannt.« (TNin1, 283-286)<br />

Dieser Zugewinn an Sicherheit ermöglicht es ihr, mit der Sprache zu experimentieren<br />

– »ich probiere« (TNin1, 635). Außerdem ersucht sie ihre beiden Kursleiterinnen<br />

und auch ihren Mann, ihren sprachlichen Ausdruck zu korrigieren (vgl. TNin1,<br />

635-638). Die Teilnahme wirkt wie eine Initialzündung für eigenständige informelle<br />

Lernaktivitäten.<br />

Ähnlich verhält es sich bei Teilnehmerin 6, die nun ganz bewusst im Alltag liest:<br />

»[…] ich lese nur Deutsch, die Zeitung, wenn ein Brief kommt, zu Hause selber,<br />

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