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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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der individuellen Lernprozesse. Dennoch könnte sich für Teilnehmende, die einen<br />

weniger ausgeprägten Basisbildungsbedarf bearbeiten und/oder ein klares Ziel vor<br />

Augen haben (beispielsweise die Vorbereitung auf eine berufliche Weiterbildung),<br />

die Problematik ergeben, zu wenig individuelle Betreuung zu erhalten. Teilnehmerin<br />

7, die einen weniger ausgeprägten Bedarf bearbeitet und ein klares Ziel vor<br />

Augen hat, gelangt in der Auseinandersetzung mit der lernenden Gemeinschaft ungeachtet<br />

dessen zu einer realistischen Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten. Ihre Eigenständigkeit wird gestärkt, ohne dass sie das Gefühl hat, »zu<br />

kurz« zu kommen:<br />

»Ja, manchmal ist schon ein bis, ich meine, manchmal, die [anderen Teilnehmenden] brauchen<br />

halt me, ich brauche nicht so viel. Ich frag da ein paar Mal und die […] würden oft mehr brauchen<br />

und da. Aber sie [Kursleiterin] macht das ganz gut, dass jeder, wir könnten sie oft vierteilen,<br />

aber das geht halt nicht (sie lacht). Aber ich kann, ich habe halt, ich mache halt irgendeine<br />

andere Übung dann, oder tue das noch einmal auffrischen oder schreib einfach irgendwas.<br />

Ich meine, das, sie macht das schon so, dass keiner nichts zu tun, tun hat. […] Jetzt war äh,<br />

eine junge Frau da […] ein Praktikum machen. Das war halt ganz toll, weil da haben, die war<br />

bei der, das war ja ganz super, weil die hat mit dem einen Herren halt sehr viel gelesen. Das<br />

war schon, aber so Einzelbetreuung, das geht nicht, ich meine, das ist, das geht nicht. Aber<br />

ich komme mit, ich meine, ich kann nicht sagen, dass ich zu kurz komme.« (TNin7, 267-281)<br />

Gerade im Bereich des Erlernens der Buchstaben und des Erstlesens scheint Einzelbetreuung<br />

sinnvoll zu sein. Die diesbezügliche Einschätzung von Teilnehmerin 7,<br />

dass die zusätzliche Praktikantin, die »mit dem einen Herrn halt sehr viel gelesen«<br />

hat, von Vorteil (für das ganze Gruppengeschehen und wohl auch für seine Lernfortschritte)<br />

war, spiegelt sich in einer Episode von Teilnehmer 5 wider. Er berichtet,<br />

dass er in seinem ersten Basisbildungskurs mit dem Gefühl des Alleingelassenseins<br />

konfrontiert war (vgl. TNer5, 32-37; siehe Abschnitt 5.1.4). Der Wechsel in<br />

eine der untersuchten Einrichtungen eröffnete ihm die Möglichkeit zur Einzelbetreuung,<br />

die er für sich einfordert (vgl. TNer5, 226-230): »Und jetzt bin ich da bei<br />

der [Kursleiterin], und das mit dem Einzelunterricht, das ist, hat mir halt, meine<br />

ich, das meiste gebracht.« (TNer5, 34f.) Eine Episode aus seiner Kindheit kann die<br />

Schwierigkeit, die das Lernen in einer Gruppe für ihn darstellen dürfte, verdeutlichen:<br />

»[…] das vergesse ich nicht mein Leben lang, da hast halt so einen Aufsatz, den hast halt nur<br />

so verdreht, so die Wörter verdreht. Und die Lehrerin hat das vorgelesen, die anderen Kinder<br />

haben alle gelacht, und die haben sich // und dann war es auch so, meine ich, dann bist dann<br />

auch nicht mehr so gefragt worden und sitzen geblieben, bist eh schon zurückgekommen, in<br />

die, in die letzte Reihe oder was und, und bist nicht mehr so gefragt worden, und die Eltern haben<br />

sich auch nicht so gekümmert.« (TNer5, 166-171)<br />

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