1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

Dilemma zu bringen, eventuell fragen zu müssen, wie dieser Name geschrieben wird, kann
für Menschen, die gerade das Schreiben (wieder) erlernen, in einer anderen Erstsprache als
Deutsch alphabetisiert wurden oder aus einem Land mit anderem Zeichensystem kommen
(z.B. arabische Schrift), kompromittierend sein – dieses Risiko konnte nicht eingegangen
werden. Außerdem wäre es befremdlich, würden einige einen fiktiven Vornamen und einige
einen fiktiven Vor- und Zunamen wählen. Eine Interviewpartnerin, mit der ich mich im Gespräch
gesiezt habe, später mit einem Vornamen zu bezeichnen, wäre mir respektlos erschienen.
Unter Berücksichtigung dieser Argumente wird auf die neutrale Bezeichnung Teilnehmerin/Teilnehmer
zurückgegriffen.
144 Dieses kontinuierliche Vergleichen hat den Analyse- und Erkenntnisprozess bereichert und
vertieft. Während der Durchführung der Interviews in Anwendung des Prinzips des Theoretischen
Sampling hat sich gezeigt, dass dadurch eine Absicherung erzielt werden konnte:
Viele relevante Informationen, die eine Einordnung und abgesicherte Interpretation des Datenmaterials
insgesamt ermöglicht haben, sind gleichsam greifbar geworden. Das kontinuierliche
Vergleichen – es könnte damit auch als Abgleichen bezeichnet werden – von Erzählungen
aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven, hat den Analyse- und Erkenntnisprozess
verdichtet und den Prozess des Nachdenkens über die Daten intensiviert.
145 ATLAS.ti bietet als Feature die Dokumentation von Forschungsmemos und Theoriememos.
Forschungsmemos resultieren aus Überlegungen hinsichtlich des Forschungsprozesses und
Theoriememos betreffen den Analyseprozess. Im Forschungs- und Auswertungsprozess sind
diese computergestützten Features verwendet worden. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass
handschriftlich festgehaltene Memos für Auswertung, Interpretation und Theoriebildung
insgesamt bedeutsamer gewesen sind. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich Erkenntnisprozesse
oftmals außerhalb der eigentlichen Arbeitszeiten vollzogen haben.
146 Interessant ist diese Form des Kodierens gewesen, wenn Konzepte, die aus den Daten der
Teilnehmenden entwickelt wurden, mit Konzepten, die aus den Daten der Kursleitenden entwickelt
wurden, in Beziehung gesetzt und verglichen wurden. Letztlich zielt dieser Prozess
des axialen Kodierens darauf ab, Verbindungen zwischen den offen entwickelten Kategorien
herzustellen.
147 Datensitzungen (Präsentation und Diskussion) sind mit unterschiedlichen Personen durchgeführt
worden, beispielsweise im Rahmen von Veranstaltungen, Projekt-Kooperationen und
themenbezogenen Gesprächen sowie im Habilitierendenkolloquium am Institut für Erziehungswissenschaft
und Bildungsforschung der Universität Klagenfurt.
148 Im qualitativ inhaltsanalytischen Auswertungsprozess wird auf bereits vor der Untersuchung
formulierte Kategorien, die sich in der Konstruktion des Interviewleitfadens niedergeschlagen
haben, zurückgegriffen und überprüft, ob und in welcher Ausprägung die zuvor
formulierten Kategorien im Datenmaterial tatsächlich zu finden sind, wobei sich hier eine
Verbindungslinie zum ursprünglichen Ansatz der quantitativen Inhaltsanalyse, aus der die
qualitative Inhaltsanalyse weiterentwickelt wurde, abzeichnet. Die Kategorien werden »in
einem Wechselverhältnis zwischen der Theorie (der Fragestellung) und dem konkreten Material
entwickelt, durch Konstruktions- und Zuordnungsregeln definiert und während der
Analyse überarbeitet und rücküberprüft« (Mayring 2007b: 53; Hervorh. i. Orig.).
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