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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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cherheiten und Bildungsbedarfe/-bedürfnisse bestehen bleiben, kann das als Fragilität<br />

der Basis interpretiert werden.<br />

Die Bezugnahme auf einige Beispiele soll im Folgenden diese möglicherweise bestehende<br />

Fragilität der Basis illustrieren: Ein Beispiel für eine Hürde stellt eine Bewährungssituation<br />

dar. Diese Herausforderung stellt sich außerhalb des Kurses.<br />

Zwei Teilnehmende werden hierbei in ihrem Selbstwertgefühl gefährdet. Teilnehmer<br />

5 sorgt gut für sich, da er beschließt, das über ihn im Zuge der Führerscheinprüfung<br />

erstellte Gutachten (das eine vernichtende Diagnose beinhaltet) nicht zur<br />

Kenntnis zu nehmen. Teilnehmerin 20 entzieht sich der Herausforderung, indem<br />

sie beschließt, zur Lehrabschlussprüfung nicht anzutreten. Hier zeigt sich die Fragilität<br />

der Basis, denn in der Bewährungssituation scheint ihr der notwendige Mut<br />

zu fehlen – allerdings: Sie verfügt über die realistische Einschätzung, dass ihre<br />

Chancen auf einen Erwerbsarbeitsplatz als Frau mittleren Alters, die sich noch<br />

dazu in einer längeren Phase der Erwerbsarbeitslosigkeit befindet, nicht groß sein<br />

dürften. Daher ist die Entscheidung, sich der Herausforderung nicht zu stellen,<br />

durchaus nachvollziehbar.<br />

In Hinblick auf die Anwendung des Gelernten außerhalb des Lehr-Lern-Gefüges<br />

(Transfer) zeigt sich bei Teilnehmer 16, dass ein nicht lernförderlicher Arbeitsplatz<br />

den Einsatz des Gelernten verhindern kann. Gleichzeitig können jedoch im<br />

privaten Bereich die Lerninhalte und eine im Kurs erworbene Strategie angewendet<br />

werden, wodurch Prozesse des Verlernens möglicherweise verhindert werden<br />

können.<br />

Die Problematik der Verfestigung einer gefühlsbetonten Bindung an Kursleitende<br />

führt bei zwei Teilnehmenden zur Beendigung ihrer Teilnahme. Teilnehmer 14 gelingt<br />

es nicht, mit seinen erotischen Gefühlen für seine Kursleiterin innerhalb verträglicher<br />

Grenzen umzugehen. Teilnehmerin 11 möchte/kann sich nicht auf eine<br />

neue Kursleiterin einstellen und beendet aus diesem Grund ihre Teilnahme, wobei<br />

allerdings auch der Kursbesuch am neuen Kursort ihrer gewohnten Kursleiterin<br />

aufgrund der anfallenden Fahrtkosten für sie nicht infrage gekommen wäre. Damit<br />

sind die finanziellen und zeitlichen Grenzen angesprochen, die als Barrieren wirksam<br />

werden. Wenn die Vereinbarkeitsproblematik zwischen Kursteilnahme und Erwerbsarbeit<br />

eine Entscheidung erzwingt, wird der »Stopp-Mechanismus« deutlich<br />

– beides ist offenbar nicht zu haben. Die davon betroffenen Teilnehmenden fühlen<br />

sich zwischen der Existenz sichernden Erwerbsarbeit und ihrem Bildungswunsch<br />

hin- und hergerissen. Eine letzte Bedingung des Gelingens einer Teilnahme hat<br />

mit dem Lebensalter der Teilnehmenden zu tun. Junge Teilnehmende haben besondere<br />

Voraussetzungen, dazu gehört ihre lebensgeschichtliche Nähe zum schulischen<br />

Lernen. Offenbar wird auch der Nutzen, der aus einer Teilnahme resultieren<br />

könnte, von ihnen nicht gesehen bzw. scheint die Aufnahme einer bezahlten Lohnarbeit<br />

für sie wichtiger zu sein als die zeitintensive, herausfordernde und durchaus<br />

anstrengende Kompensation. Die Nachteile, die sich aus Bildungsbedarfen/<br />

-bedürfnissen ergeben werden, können von ihnen (noch) nicht abgeschätzt werden.<br />

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