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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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end für eine Teilnahme bzw. Nicht-Teilnahme. Bei aller »Motivation« hätte ein<br />

Kursbeitrag bedeutet, weiterhin ausgeschlossen zu bleiben:<br />

»Kostet nicht. Das kostet nur ein bisschen Motivation. Mehr, mehr kostet nicht, ja Und ich<br />

hätte wirklich, wenn ich hätte äh diese bezahlt, oder selber privat bezahlt, ich hätte das nicht<br />

machen. […] Ich kann mir nichts leisten mit dem Geld, wo ich kann bezahlen. […] Wo ich<br />

kann Deutsch lernen. Ich, wirklich habe mich SO gefreut, wann ich habe gehört, ich kann hier<br />

lernen und kostet für mich nichts. Ich habe mich wirklich gefreut, und ich werde weiter lernen.«<br />

(TNin6, 331-338)<br />

Teilnehmer 15 betont den Vorzug des kostenlosen Angebotes. Im Vergleich zu Teilnehmerin<br />

6, für die Kurskosten eine Teilnahme gänzlich verunmöglichen würden,<br />

ist es bei Teilnehmer 15 weniger eindeutig, ob Kurskosten seine Teilnahme verhindert<br />

hätten. Er sagt von sich, er sei »ein Geizhals« (TNer15, 193). Seine lebensgeschichtlichen<br />

Eckdaten lassen den Schluss zu, dass sein finanzieller Spielraum<br />

kein großer ist. Möglicherweise ist es schonender, die eigene Sparsamkeit herauszustreichen<br />

als indirekt über eine beengte finanzielle Situation Auskunft zu geben.<br />

In der Phase der Entscheidungsfindung war es jedenfalls bedeutsam, dass der Basisbildungskurs<br />

kostenlos ist (vgl. TNer15, 193-200). Auch für Teilnehmer 10 war<br />

die Kostenfreiheit des Angebotes ein ausschlaggebendes Kriterium für die Teilnahme<br />

(vgl. TNer10, 20).<br />

Vielfach haben zeitliche und finanzielle Dimensionen Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung.<br />

Die festgestellte Vielfalt an förderlichen und hinderlichen Einflüssen<br />

auf Bildungswunsch und -teilnahme belegt, wie individuell verschieden<br />

die Einflussfaktoren sind und wie different sich Entscheidungsfindungen gestalten<br />

können. Eine mögliche letzte Schwelle, die es für die potenziellen Teilnehmenden<br />

zu überwinden gilt, ist die Anfangssituation, insbesondere die tatsächliche Kontaktaufnahme<br />

mit der Einrichtung und das Erstgespräch vor Beginn der Teilnahme.<br />

5.1.4 Anfangssituation: Bildungswunsch und Bildungsrealität<br />

Berechnungen, die auf den Jahresberichten einer der untersuchten Einrichtungen<br />

beruhen, ergeben, dass rund 95 Prozent der Erstberatungsgespräche zu einer Kursteilnahme<br />

führen. Offenbar münden nur wenige Erstgespräche nicht in eine Teilnahme.<br />

Kursleiterin H stellt ebenfalls fest: »Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn<br />

die Leute zum Erstgespräch kommen, dann kommen sie auch zum Kurs. Wenn sie<br />

beim Erstgespräch schon nicht auftauchen, dann weißt, okay.« (KLinH, 120f.) In<br />

der Anfangssituation treffen die potenziellen Teilnehmenden mit ihrem Wunsch nach<br />

Veränderung bzw. ihrer Ungewissheit angesichts einer bevorstehenden Veränderung<br />

auf die Realität der Basisbildungseinrichtung und des Angebotes. Ganz praktische<br />

Schwellen können behindernd wirken, umso wichtiger ist das Bemühen um jede/n<br />

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