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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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seiner Kursleiterin darin bestärkt, ihre Hilfe anzunehmen. Sie macht ihn nämlich<br />

darauf aufmerksam, dass er als selbstständiger Unternehmer und Familienvater nur<br />

über ein eingeschränktes Zeitbudget für Lernaktivitäten verfügt:<br />

»[…] und ich habe auch Post schon ein paar Mal da schon mitgenommen und das haben wir<br />

miteinander herunter gelesen und und das. Hat sie mir halt geholfen auch und so. Sie sagt, bitte<br />

schön, ich hab ja Zeit auch wenig.« (TNer5, 139ff.)<br />

Er vertraut sich ihr auch mit seinen Befürchtungen bezüglich der bevorstehenden<br />

Prüfungssituation an, worauf sie eine Klärung in Hinblick auf den Prüfungsmodus<br />

191 herbeiführt:<br />

»Ja, jetzt hab ich so viel zu tun wegen dem Führerschein, ich hoffe, ich weiß nicht, wie die sind<br />

in der Fahrschule und so, sie hat zwar gefragt, der sagt, dass wenn man sich da so schwer tut,<br />

dass einem da schon geholfen wird und so.« (TNer5, 463-465)<br />

Die bestehende Bindung zwischen ihm und seiner Kursleiterin erfährt im Verlauf<br />

des Kurses durch lebensgeschichtliche Ähnlichkeiten eine Intensivierung, zusätzlich<br />

ermöglicht die regionale Verbundenheit ein Naheverhältnis:<br />

»(I) Jetzt hab ich Sie lang abgehalten vom Kurs, gell<br />

(T) Macht nix, ist ein bisschen eine Entspannung und dann redet man übers Leben.<br />

(I) Machen Sie das manchmal im Kurs auch<br />

(T) Ja, schon, da arbeitet das auch. Und das mit der Familie jetzt auch, da hab ich ein Foto<br />

[seines Kindes] mitgenommen, die [Kursleiterin] hat auch […] Kinder […] und ich hab den<br />

Maibaum hergerichtet und dort war sie auch schon mit ihrer Tochter, bei so einer Veranstaltung.«<br />

(TNer5, 556-563)<br />

Die erhaltene Aufmerksamkeit kann über individuelle Zuwendung hinausgehen<br />

und zielgruppenorientiert erfolgen. In einer der untersuchten Einrichtungen gibt<br />

es ein institutionalisiertes Medium, in dem Texte von Teilnehmenden veröffentlicht<br />

werden. Für Teilnehmer 17 fungiert dieses Medium durch die entsprechende<br />

Aufforderung seiner Kursleiterin als Schreibanlass (vgl. TNer17, 49-56). Ein langjähriger<br />

Teilnehmer war an der Entwicklung des Mediums beteiligt: »den haben<br />

wir erfunden« (TNer22, 68). Er sieht den Wert dieses Mediums darin, dass »[…]<br />

gewisse[n] Schwächen mit spielerischen Aktionen« (TNer22, 67) begegnet wird.<br />

Für Teilnehmerin 24 geht die Bedeutung dieses Mediums darüber hinaus. Es erfüllt<br />

sie mit Stolz, wenn einer ihrer Texte erscheint und mehr noch, wenn ein Familienmitglied<br />

ihr dafür Anerkennung zollt (vgl. TNin24, 245-263). Hier geht es um<br />

die Sichtbarkeit des Tätigseins und um die Dokumentation von Erfolgen: ein kreativer<br />

Akt des freien Schreibens und gleichsam der Beweis, sich selbst schriftlich<br />

Ausdruck verleihen und sich mitteilen zu können und wahrgenommen zu werden.<br />

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