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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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gen angesichts der wahrgenommenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen<br />

Verhältnisse. Oskar Negt ortet in diesem Zusammenhang fünf Krisenherde<br />

des Kapitalismus (vgl. ebd.: 130-136): erstens die massiven Umgestaltungen von<br />

Nationen und territorialen Gefügen (Ost – West; so genannte »erste«, »zweite« und<br />

»dritte Welt«; Gebilde der Europäischen Union im Erweiterungsprozess); zweitens<br />

die technologischen und medizinischen Entwicklungen, die in Natur und menschliches<br />

Leben eingreifen (können); drittens »Kindheit und Schule in einer Welt der<br />

Umbrüche«, die tendenziell fragmentierten Sozialisations- und Lernorte; viertens<br />

die Herausforderungen in Hinblick auf die Verrückungen von Nähe und Distanz<br />

im Verhältnis zwischen Individuen und zwischen Individuum und Gesellschaft;<br />

fünftens die Veränderungen der Arbeits- und Erwerbsgesellschaft und insbesondere<br />

deren Auswirkungen auf die Menschen. Angesichts dieser Krisenherde bedarf<br />

es einer »Übersetzungs- und Orientierungsarbeit«, die im Rahmen der politischen<br />

Bildung in Schule und Erwachsenenbildung erfolgen sollte (vgl. ebd.: 525ff.):<br />

»Was müssen Menschen wissen, damit sie in der heutigen Krisensituation begreifen können,<br />

was vorgeht Welche Möglichkeiten gibt es für sie, ihre Lebensbedingungen in solidarischer<br />

Kooperation mit anderen zu verbessern Mit welchen Orientierungen und Sachkompetenzen<br />

müssen sie ausgestattet sein, um sich in dieser Welt der Umbrüche zurechtfinden zu können«<br />

(ebd.: 527)<br />

Das Prinzip des »exemplarischen Erfahrungslernens« soll die Herstellung von Zusammenhängen<br />

ermöglichen. 81 Auf diese Weise könne die Fähigkeit entwickelt<br />

werden, »Beziehungen zwischen den Dingen und Verhältnissen herzustellen, orientierende<br />

Zusammenhänge zu stiften« (ebd.: 528). Des Weiteren meint Oskar Negt:<br />

»Für jedes Lernen, das dem einzelnen Menschen Orientierungswissen vermittelt,<br />

ist die Rückbeziehung auf den eigenen Lebenszusammenhang unerläßlich.« (Negt<br />

1990: 17) Damit eröffnet sich eine Anbindung an die Theorie der subjektorientierten<br />

Erwachsenenbildung (siehe Abschnitt 3.<strong>1.2</strong>). Bedeutsam sei nämlich »die bewußte<br />

Herstellung eines Zusammenhangs zwischen den Interessen und Bedürfnissen<br />

des lernenden Subjekts und der Objektwelt« (ebd.: 16; Hervorh. v. MK). Ein<br />

solches Lernen vermag tatsächlich zu orientieren, basiert es doch auf der »Entwicklung<br />

innerer Reserven und geistiger Lagerhaltungen« (Negt 1998: 30).<br />

Die Ausführungen in Abschnitt 2.5 zu den psychosozialen Folgen von Erwerbsarbeitslosigkeit<br />

lassen in Hinblick auf die Individualebene insbesondere die von Oskar<br />

Negt benannte Kompetenz zur Wahrung bzw. Wiederherstellung der »Identitätsbalance«<br />

(Negt 1998: 33) als bedeutsam erscheinen: 82 »Die Kompetenz einer<br />

aufgeklärten Umgangsweise mit bedrohter und gebrochener Identität gehört […]<br />

zu den Grundausstattungen von Lernprozessen, die auf Zukunft gerichtet sind.«<br />

(Negt 2001: 531) Zudem gehe es dabei auch darum, »den Verlust von Selbstwertgefühlen<br />

zu verarbeiten« (Negt 2002b: 56; Hervorh. v. MK). Wilhelm Mader (1990)<br />

hat im Anschluss an Oskar Negt den Versuch unternommen, »Kompetenz im Um-<br />

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