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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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source wahrgenommen und die Gruppenbildung gezielt gefördert wird. Für die<br />

Kursleitenden scheint die Gruppe eine entlastende Funktion zu haben. In Gruppen<br />

mit einem guten Zusammenhalt kann sich ein gewisses Selbstorganisationspotenzial<br />

entfalten, beispielsweise werden neue Teilnehmende von der bestehenden<br />

Gruppe aufgenommen, kann die Gruppe eine Vorbildfunktion übernehmen, können<br />

aus der Gruppenzusammensetzung Lernanlässe resultieren, sprechen sich Teilnehmende<br />

gegenseitig Lob aus und können einander unterstützen. Ein Kursleiter<br />

erlebt die Tatsache, dass jede/r Teilnehmende einer Gruppe unterschiedliche Anforderungen<br />

an ihn stellt – abhängig von seinen/ihren Lernschritten –, und er dadurch<br />

immer wieder die Lernsettings wechseln kann, als entlastend. Die Interpretationsergebnisse<br />

zeigen ferner, dass sich Bildungsprozesse über Gespräche vollziehen,<br />

beispielsweise ermöglichen Gespräche, vielfach auch nebenbei geführt, eine Annäherung<br />

an ein Lernen mit interkulturellem Bezug. Elke Gruber hat sich in einer<br />

Auseinandersetzung mit politischer Bildung und Erwachsenenbildung auf Michel<br />

de Montaigne bezogen, der Folgendes festgestellt hat: »Die fruchtbarste und natürlichste<br />

Übung unseres Geistes sind nach meiner Meinung Gespräche und Diskussion.«<br />

(Montaigne 1999 zit. n. Gruber 2008b: 281) Gespräche und Diskussionen in<br />

der Gruppe als Bildungsräume und Bildungsmedium zu verstehen, scheint sich für<br />

die untersuchten Basisbildungskurse anzubieten, insbesondere wenn sie an Aktivitäten<br />

der Wissensvermittlung und Wissensgenerierung gekoppelt sind, wenn beispielsweise<br />

zu tagesaktuellen Themen Fakten recherchiert werden, die als Grundlage<br />

für die Diskussion in der Gruppe dienen.<br />

Abschließend sollen Argumente für eine altersheterogene Gruppenzusammensetzung<br />

vorgebracht werden. Die Kursleitenden nehmen Unterschiede zwischen den<br />

erwachsenen Teilnehmenden und den jüngeren Teilnehmenden (Jugendliche und<br />

junge Erwachsene) wahr. Die älteren Teilnehmenden haben vielfach aufgrund ihres<br />

Bildungsbedarfs bereits Ausschlüsse erfahren; erwachsene Teilnehmende nehmen<br />

den Basisbildungskurs gleichsam als Neubeginn wahr, die jüngeren Teilnehmenden<br />

scheinen vielfach gefühlsmäßig an schulische Erfahrungen anzuschließen.<br />

Viele der jüngeren Teilnehmenden scheinen in ihren Betreuungsstrukturen gut aufgehoben<br />

zu sein und werden von diesen Einrichtungen zur Basisbildungsteilnahme<br />

vermittelt. Ein Kursleiter beschreibt, dass den jüngeren Teilnehmenden vielfach<br />

nicht klar zu sein scheint, welche Möglichkeiten eine Teilnahme bietet, gemeinsam<br />

wird diese »Chance« (KLerD, 407) erst herausgearbeitet. Erwachsene Teilnehmende,<br />

die aufgrund ihres eigenen Entschlusses teilnehmen, vielfach gefühlte<br />

und tatsächliche Ausschlusserfahrungen erlitten haben und die sich bietende Möglichkeit<br />

zur Kompensation von Bildungsbenachteiligung als solche wahrnehmen,<br />

werden mit diesen Voraussetzungen in der Gruppe präsent sein; außerdem dürften<br />

altersheterogene Gruppen kaum die Erinnerung an schulisches Lernen wachrufen.<br />

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