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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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kurs wohler gefühlt hat. Seine befristete Invaliditätspension endet in absehbarer<br />

Zeit und er wird dann vom Arbeitsmarktservice als arbeitslos und als zu vermittelnd<br />

geführt werden (vgl. Protokoll A, 3).<br />

Teilnehmer 17 berichtet von minimalen Fortschritten in Bezug auf die Rechtschreibung<br />

(vgl. TNer17, 40-46), den Umgang mit Geld hat er jedoch verbessern können<br />

(Trink- und Wechselgeld) (vgl. TNer17, 170-175). In Hinblick auf das Lesen, insbesondere<br />

in Bezug auf das Behalten der Inhalte, berichtet er von seiner Vergesslichkeit,<br />

die er als hinderlich einstuft (vgl. TNer17, 197ff.). Seine Schüchternheit<br />

verunmöglicht es ihm, sich in seiner Gruppe wohl zu fühlen. Folglich ist für ihn<br />

die Gruppe auch kein Schutzraum, um beispielsweise das freie Sprechen oder Vorlesen<br />

üben und sein Selbstbewusstsein entwickeln zu können (vgl. TNer17, 200-<br />

214). Am Kurs möchte er weiterhin teilnehmen und nach dem Ende seiner Ausbildung<br />

in einem Qualifizierungsprojekt rasch eine entsprechende Stelle finden (vgl.<br />

TNer17, 255 und 260-265). Die Nachfrage bei seiner Kursleiterin ergab, dass er<br />

eine entsprechende Stelle gefunden hat, das Geschäft jedoch bald danach in Konkurs<br />

gegangen ist. Es ist unklar, ob er zwischenzeitlich bereits eine neue Stelle gefunden<br />

hat. Er wollte parallel zu seiner Erwerbsarbeit weiterhin den Kurs besuchen<br />

und hat immer wieder bei der Einrichtung nachgefragt, ob nicht auch abends ein<br />

Kurs stattfinden werde. Das war jedoch aus organisatorischen Gründen nicht möglich;<br />

seine Kursleiterin hat diesbezüglich die Vermutung geäußert, dass beides ohnedies<br />

für ihn zu anstrengend und daher nicht zu bewältigen gewesen wäre; zudem<br />

richtet sich die Einrichtung vorwiegend an Teilnehmende, die Erwerbsarbeit suchend<br />

sind. 206<br />

Gefährdung in Bewährungssituationen<br />

Anhand des Beispiels eines Teilnehmers und einer Teilnehmerin lässt sich die Herausforderung<br />

einer Bewährungssituation nachzeichnen. Eine solche Bewährungssituation<br />

findet außerhalb des geschützten Raumes des Basisbildungskurses statt<br />

und erfordert den Transfer von erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten. Wie<br />

diese Herausforderung zur Gefährdung werden kann zeigen die folgenden Erläuterungen.<br />

Teilnehmer 5 bereitet sich auf die Führerscheinprüfung vor und berichtet von seinen<br />

Lernfortschritten: »Dass ich halt dann die Fragen schon zum Großteil richtig<br />

habe.« (TNer5, 154) Er nimmt Leseanlässe im Alltag wahr (Post, Prospekte,<br />

Annoncen, Zugverbindungen) (vgl. TNer5, 285-304 und 313-333). Für die Kommunikation<br />

mit seiner Partnerin, die eine andere Erstsprache als Deutsch spricht,<br />

bedient er sich nun eines Wörterbuches (vgl. TNer5, 335-344). Über das Lesen<br />

sagt er: »am Anfang ist es ja GAR nicht gegangen. […] aber jetzt, aber halt langsam«<br />

(TNer5, 94ff.). Nach der Führerscheinprüfung ist das Erlernen des Schreibens<br />

sein nächstes Ziel (vgl. TNer5, 466-471). Er thematisiert die Diskrepanz zwischen<br />

seiner ihm neben der Arbeit (er ist selbstständiger Unternehmer) tatsächlich<br />

zur Verfügung stehenden Lernzeit und der Zeit, die er gerne fürs Lernen aufwen-<br />

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