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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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• Ein weiteres Aufmerksamkeitsmuster ist das der Prävention. So gelte es im Bereich<br />

der Bildung von Kindern und Jugendlichen offenbar zu verhindern, dass<br />

die gesellschaftlichen Problemgruppen (z.B. aufgrund von Schulabbruch) Zuwachs<br />

erhalten.<br />

• Ein weiteres Aufmerksamkeitsmuster ist das der Kompensation. Wenn klar ist,<br />

dass es aufgrund gesellschaftlicher Ungleichheit benachteiligte Menschen gibt<br />

und Prävention alleine es nicht verhindern kann, dass Benachteiligungen entstehen<br />

und sich fortsetzen (so wie Bildung überhaupt nicht alleine gesellschaftliche<br />

Schieflagen beheben kann – sie kann dazu nur einen Beitrag leisten), dann<br />

wird die Idee der kompensatorischen Bildung für Erwachsene gestärkt.<br />

Diese Aufmerksamkeitsmuster sehe ich nicht als lineare Entwicklung im Sinne einer<br />

Abfolge, sondern sie changieren in den unterschiedlichen Dokumenten. Der<br />

»Aktionsplan Erwachsenenbildung: Zum Lernen ist es nie zu spät« (Europäische<br />

Kommission 2007b) als aktuelles Programm fokussiert beispielsweise diejenigen,<br />

»die aufgrund eines geringen Bildungsniveaus, unzureichender beruflicher Qualifikationen<br />

bzw. eines Mangels an Kompetenzen für eine erfolgreiche Integration in<br />

die Gesellschaft benachteiligt sind« (ebd.: 3), und spricht somit den Gedanken der<br />

Kompensation an. Allerdings wird mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedarfen<br />

argumentiert (vgl. ebd.: 5) und mögliche Ursachen für feststellbare Benachteiligungen<br />

werden nicht thematisiert.<br />

Wie lässt sich das Konzept des lebenslangen Lernens, wie es in den europäischen<br />

und relevanten nationalen bildungsprogrammatischen Dokumenten begegnet<br />

(siehe Abschnitt 2.1.1.), theoretisch einordnen Silke Schreiber-Barsch und Christine<br />

Zeuner (2007) haben (basierend auf Zeuner 2002) diesbezüglich eine aufschlussreiche<br />

Analyse der mit unterschiedlichen Akzentuierungen vorliegenden<br />

bildungspolitischen Konzeptionen vorgenommen. Die Autorinnen argumentieren<br />

wie folgt: Bildungsökonomisch ist ein Konzept, wenn es auf den stetigen Wandel<br />

des Arbeitsmarktes verweisend permanentes Lernen als erforderlich propagiert.<br />

Bildungstheoretisch ist ein Konzept, das die Entfaltung der Persönlichkeit mit dem<br />

Ziel der individuellen und gesellschaftlichen Mündigkeit mit dem ökonomischen<br />

Nutzen von Lernen verbindet. 29 Ein Konzept ist emanzipatorisch, wenn das Ziel<br />

über individuelle Mündigkeit hinausgeht und wenn es Kritikfähigkeit sowie kritisch-politische<br />

Handlungsfähigkeit und Gestaltungswillen bei gleichzeitiger Sicherstellung<br />

der individuellen ökonomischen und sozialen Sicherheit vorsieht (vgl.<br />

Schreiber-Barsch/Zeuner 2007: 689ff.). Für die erste Generation der bildungspolitischen<br />

Konzepte 30 , entstanden zwischen Anfang und Mitte der 1970er Jahre, bedeutet<br />

dies, dass die Argumentationslinien der UNESCO 31 als bildungstheoretisches<br />

Konzept eingestuft werden, diejenigen der OECD 32 – Recurrent Education<br />

(wiederkehrendes Lernen) – als bildungsökonomisches Konzept und schließlich<br />

»Deschooling Society« von Ivan Illich (1971) und »Freiheit zum Lernen. Alternativen<br />

zur lebenslänglichen Verschulung« (1976), herausgegeben von Heinrich<br />

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