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1.2 Monika Kastner - Vitale Teilhabe - Löcker Verlag

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Suchen – Irren – finden – In-Worte-Fassen« (Wagenschein 2002 [1985]: 57). Der<br />

vielfach verkürzt verstandene Wagenschein‘sche Mut zur Lücke meint eigentlich<br />

»den Mut zur Gründlichkeit und bei begrenzten Ausschnitten intensiv zu verweilen.<br />

Anstelle also des gleichmäßig oberflächlichen Durchlaufens des Kenntniskataloges,<br />

Schritt für Schritt: die Erlaubnis, ja die Pflicht, sich hier und dort festzusetzen,<br />

einzugraben, Wurzel zu schlagen, einzunisten.« (Wagenschein 1968: 10) Eine<br />

mögliche Antwort, die Aufschluss über die sinnstiftende Verbindung zwischen den<br />

Vorgängen des Lernens und des (Sich-)Bildens geben könnte, ist das »verstehende<br />

Lächeln« (Wagenschein 2002 [1960]: 80). Das verstehende Lächeln stellt sich bei<br />

Menschen ein, wenn ein Sachverhalt tatsächlich verstanden wurde und Wissen in<br />

der Tat angeeignet werden konnte, weil Einsicht im Nachvollziehen gewonnen<br />

worden war (genetisch). Damit wird deutlich, weshalb Wolfgang Klafki das Prinzip<br />

des exemplarischen Lernens als »Bildendes Lernen« (Klafki 1996: 143) beschrieben<br />

hat. Wilhelm Büthe (1975 [1959]) legt in seiner Ausarbeitung des exemplarischen<br />

Lehrens für die Volksschule dar, wie über die Auseinandersetzung mit<br />

bzw. Aneignung von Inhalten das Erschließen neuer unbekannter Gegenstände ermöglicht<br />

wird (vgl. Büthe 1975 [1959]: 92). Die Einsichten, die aus solchen exemplarischen<br />

Lehr-Lern-Prozessen resultieren können, werden von Wolfgang Klafki<br />

als kategorial bezeichnet. Solche kategorialen Einsichten bringen gleichzeitig neue<br />

Wissensstrukturen, Zugangsweisen, Lösungsansätze oder Handlungsoptionen hervor<br />

(vgl. Klafki 1996: 144). Um auf die Schaffung notwendiger Grundlagen zu verweisen,<br />

verwendet Wolfgang Klafki den Begriff der so genannten »instrumentellen<br />

Voraussetzungen« (Klafki 1998: 47); er selbst nennt diese Bezeichnung »eine Verlegenheitslösung«<br />

(ebd.: 50). Damit sind »Voraussetzungen für Bildungsprozesse«<br />

gemeint, wie beispielsweise spezifische Arbeitsverfahren oder bereichsspezifische<br />

Grundbegriffe. Vorgeschlagen wird, in Abstimmung mit den konkreten Bedingungen,<br />

in der Lehr-Lern-Situation zu entscheiden, ob diese instrumentellen Voraussetzungen<br />

vor der problemorientierten Unterrichtseinheit geschaffen oder innerhalb<br />

dieser erarbeitet werden sollen (vgl. ebd.: 47):<br />

»Mit Sicherheit läßt sich jedoch unter dem Gesichtspunkt des Primats einsichtigen Lernens<br />

und unter dem Aspekt der Lernmotivation sagen, daß es pädagogisch unvertretbar wäre, ganzen<br />

Bildungsstufen vorwiegend den Auftrag zuordnen zu wollen, ‚instrumentelle‘ Voraussetzungen<br />

für Bildungsprozesse bereitzustellen, deren Sinn erst zu erheblich späteren Zeitpunkten<br />

erfaßt werden kann.« (ebd.)<br />

Wolfgang Klafki betrachtet diese instrumentellen Voraussetzungen als »aufschließendes<br />

Wissen und Können« (Klafki 1996: 155f.). Das erinnert an den aktuell<br />

häufig gebrauchten und meines Erachtens eher missverständlichen Begriff<br />

des Lernen lernen, der als scheinbar eigenständiges Lernziel propagiert wird –<br />

als könnte das Lernen gleichsam im Vakuum gelernt werden. Wahr ist vielmehr,<br />

dass die Auseinandersetzung (exemplarisch – sokratisch) mit bestimmten Inhal-<br />

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